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Jugoslawien im Zweiten Weltkrieg (1941 – 1944)

von Andreas Schwarz

Am 06. April 1941 marschierten deutsche Truppen in Jugoslawien ein und die deutsche Luftwaffe bombardierte dessen Hauptstadt Belgrad. Damit hatte der Zweite Weltkrieg auch im Königreich Jugoslawien begonnen. Aufgrund der inneren Zerrissenheit des Königreiches leisteten die jugoslawischen Völker keinen effektiven und gemeinsamen Widerstand. Bereits am 17. April 1941 kapitulierte die 750.000 Soldaten starke jugoslawische Armee. Das Königreich wurde daraufhin von Bulgarien, Deutschland und Italien besetzt und aufgeteilt. Während des Zweiten Weltkrieges kam es auch zu einem ethnischen Krieg zwischen den jugoslawischen Völkern. Es bildeten sich auch Widerstandsbewegungen gegen die Besatzer heraus, so unter anderem die kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungsfront unter Führung von Josip Broz Tito oder die königstreuen serbischen Četniks unter Führung von Dragoljub „Draža“ Mihailović. Zum Teil bekämpften sich die Widerstandsgruppen auch untereinander. Von den 1,7 Millionen Toten unter der jugoslawischen Bevölkerung während des Zweiten Weltkriegs starben etwa die Hälfte aufgrund eines ethnischen Krieges und ideologisch bedingten Kämpfen um die Nachkriegsordnung in Jugoslawien.

Der Beginn des Krieges in Jugoslawien und dessen Aufteilung

Der jugoslawische Ministerpräsident Dragiša Cvetković und der jugoslawische Außenminister Cincar-Marković unterzeichneten am 25. März 1941 im Wiener Belvedere den Beitritt zum Dreimächtepakt (Deutschland-Italien-Japan). Das Deutsche Reich verpflichtete sich im Beitrittsprotokoll die territoriale Integrität des Königreiches Jugoslawien zu akzeptieren, keine Truppen und kein Kriegsmaterial durch dieses zu transportieren und keinen Beitrag zu Kriegshandlungen zu verlangen.

Der Beitritt zum Dreimächtepakt war kein freiwilliger Akt. Vielmehr wollten Prinzregent Paul und die jugoslawische Regierung das Königreich aus dem Krieg heraushalten. Am 27. März 1941, zwei Tage nach der Unterzeichnung des Dreimächtepaktes, kam es in Belgrad zu einem Putsch durch serbische Generäle. Der Prinzregent und die jugoslawische Regierung unter Ministerpräsident Dragiša Cvetković wurden gestürzt. Angeführt wurde der Putsch vom Befehlshaber der Luftwaffe Dušan Simović, welcher eine Regierung unter seiner Leitung bildete. Der 17-jährige jugoslawische König Peter II. wurde für volljährig erklärt und auf den Thron gesetzt. Die Hintergründe für den Putsch sind bis heute nicht restlos geklärt. Die Putschisten reagierten dilettantisch, als sie den Dreimächtepakt aufkündigten und erklärten, das Jugoslawien seine internationalen Verpflichtungen erfüllen wolle. Es hätte klar sein müssen, dass das Königreich dadurch in den Krieg mit hineingezogen würde.

Der deutsche Führer und Reichskanzler Adolf Hitler war über diese Entwicklung im Königreich Jugoslawien sehr erzürnt. Er gab Anweisung, Jugoslawien nicht nur militärisch zu neutralisieren, sondern auch zu zerschlagen. Am 06. April 1941 marschierten deutsche Truppen in Jugoslawien ein und die deutsche Luftwaffe bombardierte Belgrad. Bereits am 10. April 1941 erfolgte die fast kampflose Einnahme vom Zagreb in Kroatien und am 15. April 1941 die der bosnisch-herzegowinischen Stadt Sarajevo. Am 17. April 1941 kapitulierte die jugoslawische Armee bedingungslos. Auf deutscher Seite waren 151 Tote, 392 Verletzte und 15 Vermisste zu beklagen. König Peter I. und die Regierung des Königreiches gingen zunächst nach Jerusalem und dann nach London ins Exil. Bis zum Kriegsende und der vollständigen Machtübernahme durch die kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungsbewegung unter Josip Broz Tito im Jahre 1945 amtierte diese Exilregierung dort.

Trotz ihrer relativ guten Ausrüstung und Stärke leistete die jugoslawische Armee letztendlich keinen nennenswerten Widerstand. Die Bereitschaft der einzelnen, nicht-serbischen jugoslawischen Völker das Königreich Jugoslawien zu verteidigen, war zu gering. Ein jugoslawisches Gemeinschaftsgefühl hatte sich aufgrund der diktatorischen und zentralistisch ausgerichteten Politik der serbisch-dominierten Herrschaft nicht ausbilden können. Das Königreich Jugoslawien brach daher auch von innen aus auseinander und nicht nur aufgrund der Politik der bulgarischen, deutschen und italienischen Besatzer.

Jugoslawien wurde von den Besatzungsmächten aufgeteilt. Das Deutsche Reich und Italien teilten Slowenien unter sich auf. Die „Revolutionäre Kroatische Auslandsorganisation“, kurz „Ustascha“, proklamierte als Verbündeter des Deutschen Reiches am 12. April 1941 in Zagreb den „Unabhängigen Staat Kroatien“ („Nezavisna Država Hrvatska“). Dieser Staat umfasste neben dem kroatischen Territorium fast ganz Bosnien und Herzegowina und die Provinz Srem. Unter Führung von Ante Pavelić, welcher am 15. April 1941 aus dem italienischen Exil nach Zagreb kam und sich als Führer bezeichnete, wurde Kroatien zu einem faschistischen Staat. Die Deutschen hätten lieber den Führer der Kroatischen Bauernpartei Vladimir Maček an der Spitze des neuen Staates gesehen, doch der lehnte ab. Dalmatien wurde von Italien annektiert. Insgesamt hatte der Unabhängige Staat Kroatien 6,5 Millionen Einwohner. Allerdings waren nur 3,5 Millionen von diesen auch Kroaten. Mit zwei Millionen waren die Serben die zweitstärkste Volksgruppe, gefolgt von 800.000 Bosniaken (Muslimen) und etwa 500.000 Angehörigen von anderen Nationalitäten. Der unabhängige Staat Kroatien verfügte über etwa 20.000 Soldaten.

Serbien wurde zerstückelt und der Rest auf eine Größe reduziert, welche Serbien im 19. Jahrhundert hatte. Dieses verkleinerte Serbien hatte eine Kollaborationsregierung unter Führung des ehemaligen jugoslawischen Verteidigungsministers Milan Nedić. Diese Regierung hatte praktisch jedoch keine Kompetenzen und war letztendlich nur ausführendes Organ der deutschen Militärverwaltung. Selbst die serbische Polizei und Gendarmerie unterstand nicht ihr, sondern der deutschen Militärverwaltung.  Die Vojvodina kam zum Teil unter ungarischer und zum Teil unter deutscher Verwaltung. Das Kosovo wurde von Italien aus Serbien herausgelöst und mit Albanien zu einem Großalbanien vereinigt. Nur das für die Rohstoffversorgung wichtige Bergbau- und Industriegebiet von Kosovaska Mitrovica behielten die Deutschen unter direkter Kontrolle.

Der jugoslawische Teil von Makedonien kam unter bulgarischer Besatzung und Verwaltung. Der albanisch besiedelte, westliche Teil Makedoniens wurde ebenfalls dem Großalbanien zugeschlagen. Montenegro stand unter italienischer Herrschaft. Zunächst versuchte Italien Montenegro als Königreich zu installieren. Da die montenegrinische Krone jedoch keinen Rückhalt in der Bevölkerung hatte, wurde dieser Plan wieder aufgegeben. Montenegro wurde im Ergebnis zu einem unabhängigen Staat unter italienischer Oberhoheit. Nach dem Ausscheiden Italiens aus dem Bündnis mit Hitler wurde das Großalbanien zu einem unabhängigen Staat unter deutscher Oberherrschaft erklärt. Montenegro behielt seinen Status, allerdings unter deutscher Oberhoheit.

Widerstand gegen die Besatzer in Jugoslawien

Die kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungsbewegung unter Führung von Josip Broz Tito ist relativ bekannt, da sie sich am Ende gegen die Besatzer durchsetzen konnte und so die Nachkriegsordnung von Jugoslawien von 1945 bis 1990 bestimmte. Des Weiteren umfasste diese Bewegung mehr oder weniger alle jugoslawischen Völker. Allerdings war sie weder die einzige noch die erste Widerstandsbewegung.

Die Slowenen organisierten als erste jugoslawische Volksgruppe im April 1941 den Widerstand gegen die deutschen und italienischen Besatzer. Ihr Siedlungsgebiet war zwischen Deutschland und Italien aufgeteilt worden. Die rund zwei Millionen Slowenen wollten weder germanisiert noch italienisiert werden. In der slowenischen „Befreiungsfront“ (Osvobodilna fronta) fanden linke Katholiken, bürgerliche Intellektuelle und  Kommunisten zusammen.

In Serbien bildeten ebenfalls im April 1941 königstreue Offiziere, welche der Gefangenschaft entgangen waren, national-konservative bürgerliche Widerstandsgruppen, die als ihren obersten Befehlshaber Dragoljub „Draža“ Mihailović anerkannten. Allerdings waren die sogenannten Četniks weder organisatorisch noch politisch eine geschlossene Widerstandsbewegung. Die Četniks hatten ihren Schwerpunkt in Serbien und wurden besonders von der dortigen, bäuerlich-ländlichen Bevölkerung unterstützt. Operationsgebiete der Četniks waren jedoch auch die serbisch besiedelten Gebiete in Bosnien und Herzegowina und im kroatischen Dalmatien sowie Montenegro. Der bewaffnete Widerstand der Četniks richtete sich sowohl gegen die Besatzer in den betreffenden Gebieten, als auch gegen die faschistische kroatische Ustascha-Bewegung und später auch gegen die kommunistischen Partisanen. Den einzelnen Četnik-Gruppen haben etwa mehrere Zehntausend Serben angehört.

Das Zentralkomitee der 1919 gegründeten und seit Ende 1920 illegalen „Kommunistischen Partei Jugoslawiens“ („KPJ“) rief erst nach dem Angriff der Deutschen auf die Sowjetunion (22. Juni 1941) zum allgemeinen Aufstand auf. Vorsitzender der KPJ war seit dem 20.10.1937 Josip Broz Tito. Als offizieller Beginn des kommunistisch-jugoslawischen Widerstandes gilt der 07. Juli 1941. An diesem Tag erschoss in dem west-serbischen Dorf Bela Crkva ein Kommunist zwei Gendarmen, als sie ihn verhaften sollten. Der 07. Juli wurde im kommunistisch-föderativen Jugoslawien Staatsfeiertag. Die anderen Widerstandsbewegungen wurden bewusst verleugnet oder als verräterisch verunglimpft. Die kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungsfront sollte im Nachhinein zur einzig legitimen Widerstandsbewegung verklärt werden. Daraus resultierte im Ergebnis dann auch ihr politischer Machtanspruch für die Nachkriegsordnung in Jugoslawien. Mitte September 1941 verließ Tito sein Versteck in Belgrad und wurde von seinen kommunistischen Gefolgsleuten durch die von den deutschen Besatzern nur schwach kontrollierte Šumadija nach Užice geschleust. Dort rief Tito im Herbst 1941 eine erste Partisanenrepublik aus. Diese wurde jedoch schon nach wenigen Wochen von deutschen Truppen wieder zerschlagen, so dass Tito und seine Gefolgsleute nach Bosnien und Herzegowina ausweichen mussten. Zuvor kam es in Užice zweimal zu einem Treffen zwischen Mihailović und Tito, um einen gemeinsamen Kampf gegen die Besatzer zu organisieren. Der Versuch einer Zusammenarbeit scheiterte jedoch. Die Četniks und die kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungsfont operierten weiterhin unabhängig und bald auch gegeneinander. Die kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungsfront startete etwa mit 10.000 Angehörigen und wuchs während des Krieges auf eine Stärke von etwa 300.000 Kämpfern an.

Der königlich-serbische Widerstand

Die Četniks um Mihailović waren Träger des königlich-serbischen Widerstandes und bestanden, wie oben beschrieben, aus verschiedenen Gruppierungen. Der Begriff „Četnik“ leitet sich vom Wort „Četa“ ab, welches eine militärische Formation im Bereich der Stärke einer Kompanie beschreibt. Historisch gesehen sind Četniks serbische Freischärler, welche zum Ende des 19. und zu Anfang des 20. Jahrhunderts vor und während der Balkankriege in den noch osmanisch beherrschten Gebieten des Balkans operierten. Dabei bekämpften sie die osmanischen Herrscher sowie bulgarische und makedonische Freischärler. Im „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ bzw. im „Königreich Jugoslawien“ waren sie dann ein Mittelding zwischen einer paramilitärischen Organisation und Veteranen-Gesellschaft. Im ethnischen Krieg von 1991/1992 bis 1995 in Kroatien und Bosnien und Herzegowina organisierten sich serbische Freischärler ebenfalls als Četniks.

Am 12. Mai 1941 begann Oberst Mihailović mit sieben Offizieren und zwei Dutzend Soldaten in dem Bergland von Valjevo in Zentralserbien mit einem Kleinkrieg gegen die deutschen Besatzer. Um diese Gruppe sammelten sich in den folgenden Wochen und Monaten viele kampfbereite Serben. Es wurden Überfälle gegen die Besatzungssoldaten und militärischen Transporte des Deutschen Reiches durchgeführt. Auf Befehl des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler gingen die Wehrmacht und die Schutzstaffel (SS) mit äußerster Brutalität auch gegen die serbische Zivilbevölkerung vor. So sollten aufgrund dieses „Führerbefehls“ für jeden von einem serbischen Widerstandskämpfer getöteten deutschen Soldaten 50 Geiseln erschossen und die Dörfer, aus denen diese Widerstandskämpfer mutmaßlich kamen, zerstört werden. Es war eine reine Terrorherrschaft der deutschen Besatzer in Serbien, deren trauriger Höhepunkt die Erschießung ganzer Schulklassen und ihrer Lehrer im serbischen Kragujevac im Oktober 1941 war. Dieser Völkermord von Kragujevac hat sich tief in das Bewusstsein der Serben verankert. Der Drang nach Vergeltung trieb vor allem junge Serben zunächst zu den Četniks, später zu den kommunistischen Partisanen.

Die Četniks blieben bis Herbst 1944 die dominierende Widerstandsbewegung in Serbien. Erst danach konnten die Četniks durch die kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungsfront verdrängt werden. Hauptgegner der Besatzer waren dementsprechend zunächst die Četniks, welche wiederum die wichtigsten Verbündeten der Alliierten waren und auch von der Exilregierung des Königreiches Jugoslawien als offizielle Widerstandsbewegung anerkannt wurden. So war  Mihailović von Januar 1942 bis Mai 1944 Verteidigungsminister der Exilregierung des Königreiches Jugoslawien, obwohl dieser das besetzte Königreich nie verlassen hatte.

Allerdings geriet Mihailović ab 1943 aufgrund seiner strategischen und taktischen Maßnahmen und des zunehmenden Erfolgs der kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungsfront immer mehr in die Kritik und später dann auch ins Abseits. Aufgrund der brutal durchgeführten Geiselerschießungen schränkte Mihailović seine Angriffe auf die deutschen Besatzer ein. Des Weiteren wollte er seine militärischen Kräfte für die finale Endphase des Krieges bereithalten und schonen. Er ging davon aus, dass die alliierten Gegner der Besatzer Jugoslawien wieder stärker in ihre militärischen Operationen einbeziehen und so im Ergebnis mit befreien würden. Daher sollte ein vorrangiges Ziel die Verhinderung einer kommunistischen Machtergreifung in Jugoslawien nach dem Ende des Krieges sein. Mihailović traute Tito ohnehin nicht und hielt ihn wegen seines russisch-klingenden Akzentes für einen sowjetischen Agenten.

Der kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungskampf

Doch auch Tito strebte im Ergebnis keine Machtteilung an. Für ihn kam eine zeitlich begrenzte Kooperation mit den königstreuen serbischen Četniks nur aus taktischen Gründen in Frage. Ziel der kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungsbewegung war nicht nur die Überwindung der bulgarischen, deutschen und italienischen Besetzung, sondern auch die des serbisch dominierten Königreiches Jugoslawien. Dieses sollte unter Gleichberechtigung aller jugoslawischen Völker in eine durch die Kommunistische Partei Jugoslawiens uneingeschränkte beherrschte jugoslawische Föderation umgewandelt werden.

Ziel der kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungsbewegung war es daher, möglichst viele militärische und politische Positionen zu erobern, um so die Besatzer, die Četniks und die Angehörigen der kroatischen Ustascha zu verdrängen. Am 26. November 1942 kam es nach einem Aufruf von Tito im bosnisch-herzegowinischen Bihać zur Gründung des „Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung Jugoslawiens“ („AVNOJ“), einem legislativen und exekutiven Führungsgremium der kommunistisch-jugoslawischen Partisanen. Damit wurde eine Art Kriegsparlament und Kriegsregierung etabliert. Zwischen den Sitzungen des AVNOJ nahm ein Präsidium unter Führung Titos dessen Befugnisse wahr.

Das Jahr 1943 war für die kommunistisch-jugoslawischen Partisanen unter Tito und für die Gründung der späteren Föderativen Volksrepublik Jugoslawien entscheidend: Nachdem die Partisanen im Sommer 1943 beinahe von bulgarischen, deutschen und italienischen Einheiten vernichtet wurden, kam für sie im Spätsommer und Herbst 1943 die entscheidende Wende. Nach dem Sturz des italienischen Diktators Benito Mussolinis kapitulierte Italien und schied aus dem Bündnis mit Bulgarien und Deutschland aus. Infolgedessen fiel den kommunistisch-jugoslawischen Partisanen große Menge von Kriegsmaterial aus italienischen Beständen in die Hände. Des Weiteren wechselten auch zahlreiche militärische Formationen der bisherigen italienischen Besatzungstruppen zu den kommunistisch-jugoslawischen Partisanen über. Im November 1943 verfügten die kommunistisch-jugoslawischen Partisanen bereits über 300.000 Kämpfer und Helfer. Ihr Volksbefreiungskampf wurde zum dominierenden und im Ergebnis erfolgreichen Widerstand in Jugoslawien. Damit konnten sie auch maßgeblich die Nachkriegsordnung für Jugoslawien bestimmten. Im Saal des Turnvereins „Sokol“ („Falke“) in Jajce fand am 29. November 1943 die entscheidende Zweite Tagung des AVNOJ statt, auf welche das gesellschaftspolitische System für das Nachkriegsjugoslawien festgelegt wurde.

Jugoslawien sollte demnach als staatliche Einheit erhalten bleiben und nach föderalistischen Prinzipien aufgebaut werden. Jedem staatstragenden jugoslawischen Volk wurde eine Republik mit Staatscharakter zugebilligt. Den zugehörigen jugoslawischen Völkern bzw. Nationen wurde im Rahmen der jugoslawischen Föderation das Selbstbestimmungsrecht zuerkannt. Dieses Selbstbestimmungsrecht umfasste das Recht einer jeden jugoslawischen Nation auf Trennung oder auf Vereinigung mit anderen Nationen. Als souveräne und gleichberechtigte Völker Jugoslawiens wurden in der Deklaration des AVNOJ aufgeführt: Die Serben, Kroaten, Slowenen, Makedonier und Montenegriner. Des Weiteren wurde die völlige Gleichberechtigung der Nationen der Republiken Serbiens, Kroatiens, Sloweniens, Makedoniens, Montenegros und Bosnien und Herzegowinas garantiert. Diese Garantie umfasste neben den jugoslawischen Nationen auch andere Nationalitäten (Minderheiten), die in den jugoslawischen Republiken lebten. Die Anerkennung der bosnischen Muslime bzw. der Bosniaken als gleichberechtigte jugoslawische Nation erfolgte allerdings erst im Jahre 1968 und nicht auf der Zweiten Sitzung des AVNOJ im Jahre 1943.

Zunehmend entzogen die Alliierten dem Verteidigungsminister bzw. Oberst Mihailović und den Četniks die Unterstützung und förderten immer stärker den kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungskampf unter Tito. Die Četniks um Mihailović wurden so auch immer mehr von den kommunistischen Partisanen bedrängt. Infolgedessen kam es aus taktischen Gründen zu sogenannten Stillhalteabkommen zwischen Mihailović und den Besatzern. Diese Maßnahmen erschütterten die Position von Mihailović so sehr, dass die Alliierten im Februar 1944 ihre Verbindungsoffiziere zurückzogen und König Peter II., welcher sich in London im Exil befand, ihn im Mai 1944 als Verteidigungsminister entließ. Bereits seit Ende 1943 unterstützte das Vereinigte Königreich ausschließlich den kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungskampf unter Tito. Dieser setzte sich letztendlich durch und war im November 1944 siegreich. Die Tatsache, dass dieser kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungskampf im Wesentlichen aus eigener Kraft die Befreiung von den Besatzern erreichte, begründete im Nachkriegsjugoslawien und im Ausland die hohe Popularität von Josip Broz Tito. Allerdings wurden hierbei die anderen Widerstandsbewegungen einfach negiert oder verunglimpft. Im März 1946 wurde Mihailović verraten und verhaftet. In einem Schauprozess im nun kommunistisch-föderativen Jugoslawien wurde er zum Tode verurteilt und im Juli 1946 von einem Exekutivkommando der Jugoslawischen Volksarmee erschossen. Dies sollte negative Folgen für das Verhältnis der Serben zum kommunistisch-föderativen Jugoslawien haben.

Bürgerkrieg, ethnischer und religiöser Krieg im besetzten Jugoslawien

In Serbien scheiterte im Herbst 1941 die Etablierung eines kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungskampfes unter Tito. Dort blieben bis zum Ende des Krieges die Četniks die dominierende Kraft. Auch eine Kooperation zwischen Mihailović und Tito scheiterte. In Serbien waren die deutschen Besatzer zunächst sehr schlagkräftig geblieben. Des Weiteren unterstützte die bäuerliche Bevölkerung vor allem die Četniks. Dies sollte auch die spätere Einstellung von Tito gegenüber den Serben prägen. Tito selbst war der Sohn eines kroatischen Vaters und einer slowenischen Mutter. Er war Gegner des Königreiches Jugoslawien, dem ja die Četniks um Mihailović treu blieben. Tito hingegen wollte dieses Königreich durch einen kommunistischen Staat ersetzen. Daher war ein Konflikt zwischen diesen beiden Widerstandsbewegungen vorprogrammiert. Bereits ab Mitte 1943 lag ihre jeweilige Priorität nicht mehr in erster Linie bei der Bekämpfung der Besatzer, sondern bei der Erringung der Staatsgewalt über das Nachkriegsjugoslawien. Die Četniks und die kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungsfront wurde Bürgerkriegsgegner und bekämpften sich.

Ein ethnisches Kriegsgebiet war vor allem der faschistische und unabhängige Staat Kroatien. Bereits im Sommer und Herbst 1941 begann dort ein ethnischer Krieg in den von Serben bewohnten Gebieten. Die Ustascha, welche vergleichbar mit der Schutzstaffel (SS) der deutschen Besatzer war, führte einen brutalen Vernichtungsfeldzug gegen die serbische Bevölkerung. Selbst Frauen und Kinder wurden hierbei nicht verschont. Ziel der Ustascha war es, einen möglichst ethnisch reinen kroatischen Staat zu schaffen. Dieser Völkermord hatte zur Folge, dass die männliche serbische Bevölkerung in die Berge flüchtete, um den Massakern zu entgehen. Hierbei schlossen sie sich den Četniks oder den kommunistischen Partisanen an. Wenn dann serbische Dörfer in Kroatien wieder von Četniks oder Partisanen zurückerobert wurden, rächten sich die Serben dann ebenfalls brutal an der kroatischen Bevölkerung. Hierbei wurde oft kein Unterschied gemacht, ob die betreffenden Kroaten sich zuvor etwas zu Schulden kommen lassen haben oder nicht. Die betroffene Bevölkerung bat nicht selten die deutschen und italienischen Besatzer um Hilfe, um nicht im brutalen Kampf zwischen Četniks, kommunistischen Partisanen und Kämpfern der Ustascha zerrieben zu werden.

Kriegsparteien in diesem Bürgerkrieg und ethnischen Krieg waren vor allem die Četniks, die kommunistischen Partisanen der kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungsfront, die Kämpfer der Ustascha, die Bosniaken (Muslime) und in Slowenien die bürgerliche „Weiße Garde“. Zwischen der Zivilbevölkerung und der kämpfenden Bevölkerung wurde oft kein Unterschied gemacht.

Der ethnische Krieg wurde auch von einem Religionskrieg überlagert. Oft kann nicht einmal nachvollzogen werden, ob es gegen eine Ethnie oder deren Religion ging. Von den damaligen, rund 16 Millionen Einwohnern des besetzten Jugoslawiens gehörten 50 Prozent der Orthodoxen Kirche an. Dieser Religion gehören vor allem die Serben, die Montenegriner und die ethnischen bzw. slawischen Makedonier an. Mit 36,7 Prozent bildeten die Katholiken die zweitgrößte Religionsgruppe. Ihr gehören vor allem die Kroaten und Slowenen an. Die Moslems bildeten mit 12,5 Prozent die drittstärkste Gruppe, ihr gehören vor allem die Bosniaken (ethnische Muslime) und die Albaner an.

Im faschistischen und unabhängigen Staat Kroatien wurden von der Ustascha-Bewegung vor allem die orthodoxen Serben verfolgt. Die Muslime wurden einfach den Kroaten zugerechnet und blieben damit von der Verfolgung weitgehend verschont. Einige Serben konnten sich retten, in dem sie sich katholisch taufen ließen. Dieser Weg stand weder allen Serben offen, noch wollte die Mehrheit von ihnen diesen gehen. Der katholische Erzbischof von Zagreb, Alojzije Stepinac, wandte sich zwar wiederholt gegen die Massaker gegenüber der serbischen Bevölkerung, ließ jedoch die Zwangstaufen geschehen. Als ihm nach dem Krieg im kommunistisch-föderativen Jugoslawien der Prozess gemacht wurde, begründete er die Duldung der Zwangstaufen damit, möglichst viele Serben gerettet zu haben. Andere katholische Würdenträger sympathisierten offen mit dem Regime der Ustascha, so etwa der Erzbischof von Sarajevo Ivan Šarić. Angehörige des niederen Klerus beteiligten sich teilweise aktiv an der Verfolgung der serbischen Bevölkerung. So wurde der frühere Franziskaner-Pater Miroslav Filipović sogar Kommandant des berüchtigten kroatischen Vernichtungslagers Jasenovac. In diesem Vernichtungslager wurden Serben, Juden, Sinti und Roma, Regimegegner und andere ermordet. Die genaue Anzahl der ermordeten Opfer ist umstritten. Im kommunistischen Jugoslawien wurde von 600.000 bis 700.000 Opfern gesprochen. Vom späteren kroatischen Präsidenten Franjo Franjo Tuđman wurden 30.000 – 40.000 Opfer genannt. Verschiedene unabhängige Organisationen und Historiker kommen auf 60.000 bis 100.000 Opfer. Allerdings verfolgte und mordete die Ustascha im ganzen Unabhängigen Staat Kroatien. Zum Teil wurden die Opfer an Ort und Stelle ermordet und nicht erst ins Vernichtungslager transportiert.

Die serbisch-orthodoxen Četniks verfolgten und ermordeten aus Rache katholische Kroaten, wenn sie Gebiete von der Herrschaft der Ustascha zurückerobert hatten. Allerdings handelte es sich in diesen Fällen überwiegend um spontane Vergeltungsaktionen und weniger um eine gezielte Politik der Vernichtung. Gegen die Muslime gingen die Četniks hingegen brutal und gezielt vor. Hier lebte der alte Hass auf die muslimischen Osmanen bzw. Türken auf, welche Serbien jahrhundertelang besetzt hatten. Im bosnischen Foča kam es zu einem Pogrom, bei dem die muslimischen Honoratioren der Stadt von der alten Brücke in den Fluss Drina geworfen wurden. Ein Ereignis, was bei den Bosniaken bis heute unvergessen blieb. Während des ethnischen und religiösen Krieges in Bosnien und Herzegowina von 1992 bis 1995 kehrten diese Gewalt und dieser Hass wieder zurück, mit schwerwiegenden Folgen für die Betroffenen bis hin zum Völkermord.

Die religiöse Gewalt ist nur vor dem Hintergrund der entsprechenden ethnischen Gegensätze zu verstehen. Die muslimischen Bosniaken galten einfach als Türken oder Feinde des serbischen Volkes. Die Kroaten lehnten den serbisch-dominierten ersten jugoslawischen Staat von 1918 bis 1941 ohnehin zunehmend ab bzw. bekämpften ihn später. Die Option eines eigenen und unabhängigen kroatischen Staates wurde daher immer populärer. Die katholische Kirche in Kroatien ist eng mit der kroatischen Nation verbunden und der katholische Glaube ein zusätzliches Abgrenzungsmerkmal gegenüber den orthodoxen Serben. Letzere wiederum waren zu keiner Machtteilung mit den Kroaten bereit. Die Orthodoxe Kirche ist ebenfalls eng mit der serbischen Nation verbunden. Zwischen den Organisationen der drei großen Religionsgruppen in Jugoslawien gab es kaum Kontakte und keinen Dialog. Infolgedessen ließen sich die jeweiligen Organisationen der Religionsgruppen auch entsprechend national instrumentalisieren.

Schlussworte

Mit dem Angriff der deutschen Wehrmacht am 06. April 1941 wurde das Königreich Jugoslawien in den Zweiten Weltkrieg mit hineingezogen. Bis zum Oktober und November 1944 sollte Jugoslawien von bulgarischen, deutschen und italienischen Truppen besetzt sein. Ein jugoslawisches Gemeinschaftsgefühl der südslawischen Völker hatte sich im serbisch-dominierten und zentralistisch organisierten Königreich Jugoslawien nicht herausgebildet. Entsprechend gering war die Bereitschaft dieser Völker, das Königreich zu verteidigen, so dass es auch von Innen heraus zusammenbrach.

Die Slowenen und die königstreuen serbischen Četniks um Mihailović bildeten die ersten Widerstandsbewegungen bereits im April 1941. Der kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungskampf unter Josip Broz Tito begann erst im Juli des gleichen Jahres. Allerdings umfasste der kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungskampf alle jugoslawischen Völker und war daher eine gesamt-jugoslawische Widerstandsbewegung. Die Četniks und die kommunistischen Partisanen waren die dominierenden Widerstandsbewegungen. Am Ende setzte sich die kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungsfront durch, schaffte aus eigenem Antrieb die Befreiung von den Besatzern in Jugoslawien und übernahm im Jahr 1945 die uneingeschränkte Staatsgewalt im Nachkriegsjugoslawien. Diese weitere Entwicklung wird ausführlich in dem Artikel „Die Proklamation der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien“ beschrieben.

Während des Zweiten Weltkrieges kam es zwischen den einzelnen jugoslawischen Völkern und ihren Widerstandsorganisationen sowohl zu einem Bürgerkrieg als auch zu einem ethnischen und religiösen Krieg. Von den rund 1,7 Millionen jugoslawischen Todesopfern während des Zweiten Weltkrieges starb etwa die Hälfte aufgrund der oben genannten inner-jugoslawischen Kriege. Diese Kriege sollen während des Zerfalls der jugoslawischen Föderation in den 1990er Jahren ihre Fortsetzungen finden und zu die schlimmsten in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges gehören. Mit der Proklamation der Föderativen Volksrepublik Jugoslawien am 29. November 1945 endeten formell das Königreich Jugoslawien und die kriegsbedingte Übergangszeit.

Für die weitere Entwicklung siehe Artikel Die Proklamation und Entwicklung der „Föderative Volksrepublik Jugoslawien“ (1945 – 1963)