Am 22. März 2009 finden in Mazedonien Kommunal- und Präsidentschaftswahlen statt. Es ist schon jetzt sicher, dass der bisherige Staatspräsident Branko Crvenkovski sein Mandat nicht fortsetzen wird da, er für eine Wiederwahl nicht zur Verfügung steht.
Pelagon.de stellt Ihnen einzeln die sieben Kandidaten für das Präsidentenamt vor:
Agron Buxhaku
Agron Buxhaku ist ein albanischer Kandidat welcher von der aktuell regierenden albanischen Partei DUI aufgestellt wurde. Buxhaku ist Gründungsmitglied dieser Partei, welche aus der ehemaligen UCK in Mazedonien hervorgegangen ist.
Agron Buxhaku ist diplomierter Politikwissenschaftler und arbeitete vor dem bewaffneten Konflikt 2001 in Brüssel. Ab 2002 wurde Buxhaku schließlich Parlamentsabgeordneter und hat in der Zeit zwischen 2002 – 2006 auch wichtige Ämter innerhalb der Regierung begleitet.
Unter anderem war er Vize-Parlamentspräsident aber auch Minister in der Regierung unter Crvenkovski und später Kostov. Auch einige Affären während seines Mandats sind eng mit Buxhaku verbunden. Der damalige Premierminister Hari Kostov begründete seinen Rücktritt u. a. damit, dass große Grundstücke im Stadtzentrum von Skopje für sehr niedrige Summen verkauft wurden, was speziell in den Aufgabenbereich von Buxhaku fiel. Daraufhin hat die Staatsanwaltschaft ein Verfahren wegen Korruption eröffnet, welches später jedoch wieder fallengelassen wurde.
In der Regierung unter Vlado Buckovski wurde Buxhaku nicht mehr als Minister nominiert. Agron Buxhaku gilt als großer Freund Amerikas und durch seinen Arbeitsaufenthalt in Brüssel werden ihm gute Kontakte dorthin nachgesagt. Buxhaku ist 52 Jahre alt, geboren in Debar und verheiratet.
Gjorgje Ivanov
Gjorgje Ivanov ist ein mazedonischer Kandidat für das Amt des Staatspräsidenten. Nominiert wurde er auf einem Parteitag der aktuell regierenden VMRO-DPMNE von Premierminister Nikola Gruevski. Obwohl die VMRO-DPMNE ihn nominiert hat, ist Ivanov ein unabhängiger Kandidat. Ivanov ist Professor für Politische Theorie und Philosophie an der Universität „Sv. Kiril i Metodij“ in Skopje. Schon als Student hat er sich aktiv für die Demokratisierung innerhalb des damaligen jugoslawischen Staates eingesetzt und an verschiedenen Studentenprojekten (Mlad Borec, Studentski Zbor, Mladinski Forum) mitgearbeitet.
Nach dem Studium arbeitete er im staatlichen Radio bis er vor etwa zehn Jahren Dozent für Politische Theorie an der Universität in Skopje wurde. Während seiner Zeit als Dozent hatte er u.a. Gastprofessuren in Athen und Bologna. Ivanov hat keine Affären in seiner bisherigen Zeit gehabt die ihn eventuell belasten könnten, was eine Seltenheit in der mazedonischen Politiklandschaft darstellt.
Bis vor wenigen Jahren war Ivanov der breiten Öffentlichkeit wenig bekannt, was sich nach dem Wahlsieg der VMRO-DPMNE 2006 änderte. Er fungierte von da an als politischer Berater der Regierung ohne jedoch in der Öffentlichkeit groß aufzufallen. Unter seinen Kollegen ist Ivanov hoch angesehen, was u.a. ein offener Brief vieler mazedonischer Akademiker, die Ivanov unterstützen, deutlich macht.
Ivanov ist 49 Jahre als und in Valandovo geboren. Er gilt als größter Favorit für das Amt des Staatspräsidenten.
Ljubomir Frckovski
Ljubomir Frckovski ist ein mazedonischer Kandidat für das Amt des Präsidenten. Nominiert wurde er von der größten Oppositionspartei Mazedoniens SDSM. Trotz der Nominierung durch die Sozialdemokraten ist Frckovski kein Mitglied von SDSM und somit als unabhängiger Kandidat einzustufen. Ljubomir Frckovski ist Professor für Internationales Recht an der Universität in Skopje. Im Gegensatz zu Ivanov hat Frckovski aber auch schon Erfahrungen in der praktischen Politik gemacht. Anfang der 1990er war Lubomir Frckovski Innenminister Mazedoniens. In seiner Amtszeit fiel das Attentat auf den damaligen Staatspräsidenten Kiro Gligorov, welches bis heute nicht abschließend aufgeklärt werden konnte. In letzter Zeit sorgte Ljubomir Frckovski vor allem mit seinen Kolumnen in der größten mazedonischen Tagezeitung „Dnevnik“ für Aufsehen. Nicht nur die starke Kritik an der Regierung Gruevski, sondern auch Kolumnen über das Attentat auf Kiro Gligorov sorgten für kontroverse Diskussionen.
Ljubomir Frckovski wurde im vergangenen Jahr wegen übler Nachrede in einer Kolumne zu einer sehr hohen Geldstrafe verurteilt. Aber auch andere Affären werden ihm nachgesagt. So wird ihm vorgeworfen, mit seiner Ehefrau eine andere Frau geschlagen zu haben nur weil diese parkenderweise ihr Fahrzeug behindert hat. Aber auch die ehemalige (albanische) Frau von Frckovski gab als Trennungsgrund an, dass sie von ihrem damaligen Mann geschlagen wurde. Gerichtliche Urteile dazu gibt es jedoch nicht. Die größte Spekulation zu Ljubomir Frckovski ist jedoch, dass er etwas mit dem Attentat an Kiro Gligorov zu tun haben könnte. Diese Spekulationen wurden u.a. durch die letzten Kolumnen von Frckovski zu diesem Thema angeheizt.
Ljubomir Frckovski gilt in der mazedonischen Öffentlichkeit als Mann mit guten Kontakten nach Griechenland. Kiro Gligorov schrieb in seiner Autobiographie, dass die griechische Regierung über den Mittelsmann Frckovski angeboten haben soll, dem damaligen Präsidenten eine Millionen Deutsche Mark zu überweisen, wenn dieser den Namen Mazedoniens ändere. Gligorov lehnte ab. Und auch aktuell fordert Ljubomir Frckovski eine Namensänderung, um in die NATO und EU aufgenommen zu werden.
Ljubomir Frckovski ist 51 Jahre alt, geboren in Skopje und verheiratet. Obwohl er polarisiert, werden ihm gute Chancen für die Erreichung des zweiten Wahlgangs eingeräumt.
Imer Selmani
Imer Selmani ist ein albanischer Kandidat für das Amt des Staatspräsidenten und gleichzeitig Chef der neugegründeten Partei „Neue Demokratie“ (Demokracia e Re). Die „Neue Demokratie“ hat sich im vergangenen Jahr von der albanischen DPA abgespalten.
Imer Selmani hat ein abgeschlossenes Medizinstudium in Skopje vorzuweisen, arbeitete jedoch nicht als Mediziner. Nach dem Studium stieg er erfolgreich in das Geschäft mit Motorölen ein was er auch heute noch betreibt. Auch in der Politik hat Selmani trotz seines jungen Alters schon Erfahrung gesammelt. Bevor er Abgeordneter und Gesundheitsminister unter Gruevski wurde, war Selmani Bürgermeister der zu Skopje gehörenden Gemeinde Saraj. Durch die Regierungsbeteiligung der DPA zwischen 2006 und 2008 wurde Imer Selmani Gesundheitsminister und auch Shootingstar unter den Politikern.
Er genießt sowohl bei den Albanern als auch bei den Mazedoniern hohes Ansehen. Ein Grund dafür dürfte auch sein, dass es während seiner Amtszeit als Minister es keine Affären gab und das Gesundheitssystem gut reformiert wurde. Auch machte Selmani, im Gegensatz zu seinem damaligen Parteichef Thaci nicht mit nationalistischen Aussagen auf sich aufmerksam.
Imer Selmani ist 41 Jahre alt, geboren in Skopje und verheiratet. Die Familie Selmani ist eng befreundet mit der Familie des aktuellen Premierministers Gruevski. Selmani gilt unter den albanischen Kandidaten als aussichtsreichster Kandidat.
Ljube Boskovski
Ljube Boskovski ist ein mazedonischer Kandidat, der sich ohne Unterstützung einer Partei als unabhängiger Kandidat für das Amt des Staatspräsidenten bewirbt. Er ist zwar Mitglied der regierenden VMRO-DPMNE, seine Mitgliedschaft hat er aber temporär ausgesetzt.
Ljube Boskovski hat 1985 an der Universität in Skopje sein Jura-Studium abgeschlossen und arbeitete auch als Jurist. Zunächst arbeitete er in Mazedonien, kurz darauf jedoch zog er nach Kroatien und arbeitete dort für den staatlichen Gesundheitsfonds in Rovinj.
1998 wird Boskovski zunächst Abgeordneter in der Regierung Georgievskis und ab 2001 auch Innenminister was er bis 2002 bleibt. Nach der Wahlniederlage der VMRO-DPMNE im Jahr 2002 blieb Boskovski bis zu seiner Auslieferung ans Haager Tribunal Abgeordneter im mazedonischen Parlament (2004).
Während des bewaffneten Konflikts 2001 war Ljube Boskovski Innenminister. Zu seiner Zeit gab es einen Vorfall „Rastanski Lozja“, bei dem sechs Pakistanische und eine Indische Person seitens der staatlichen Streitkräfte getötet wurden. Die Beschuldigungen lauteten, dass Boskovski diese angeblichen Wirtschaftsflüchtlinge nahe der mazedonisch-bulgarischen Grenze gefangen nehmen und sie dann weiter in die Kriegsregion verfrachtet ließ. Dort soll Boskovski den Befehl gegeben haben diese Männer ermorden zu lassen um sie später als Terroristen darstellen zu können und sich so Sympathien seitens der USA zu erwerben. Letztlich konnte dieser Fall auch nicht genau aufgeklärt werden und das Gericht in den Haag hat Ljube Boskovski im letzten Jahr freigesprochen.
Ljube Boskovski ist 48 Jahre alt, geboren in Celopek (Tetovo) und verheiratet. Ihm werden Außenseiterchancen eingeräumt, obwohl er ohne die Unterstützung einer politischen Partei antritt. Seine Rolle im bewaffneten Konflikt 2001 spaltet die Bevölkerung. Während die Mazedonier ihn teilweise für einen Helden halten, sehen viele Albaner seine Rolle im Konflikt 2001 sehr negativ. Zum Bruch mit Gruevski kam es, nachdem der Premierminister sich weigerte Boskovski seitens der VMRO-DPMNE für die Wahl zu nominieren. Für Boskovski ist dies der zweite Versuch, Staatspräsident zu werden. 2004 hat die staatliche Kommission seine Bewerbung abgelehnt, da er nicht nachweisen konnte 15 Jahre in Folge seinen Wohnsitz in Mazedonien gehabt zu haben.
Nano Ruzin
Nano Ruzin tritt als Kandidat für das Präsidentenamt Mazedoniens mit der Unterstützung der LDP an, obwohl das ehemalige Mitglied der SDSM aktuell kein Mitglied einer politischen Partei ist und somit Ruzin als unabhängiger Kandidat gesehen werden kann.
Im Jahr 2000 wurde dem damaligen Abgeordneten der SDSM, Nano Ruzin, vom damaligen Premierminister Georgievski angeboten, als NATO-Botschafter Mazedoniens zu arbeiten was Ruzin annahm. Daraufhin hat ihn seine damalige Partei SDSM aus der Partei ausgeschlossen. Der Umstand, dass Ruzin bis vor Kurzem noch bei der NATO als Botschafter tätig war zeigt seine Qualität. Er ist trotz verschiedener Regierungswechsel weiterhin im Amt geblieben und wurde letztes Jahr sogar zum „Botschafter der Jahres“ in Brüssel gekürt. Zu Recht wird Nano Ruzin als Vollblutdiplomat angesehen. Heute ist er in Skopje Dozent für soziale Politik.
Nano Ruzin ist 57 Jahre alt, geboren in Valandovo und verheiratet. Obwohl Nano Ruzin in der Bevölkerung beliebt ist, werden ihm keine Chancen für einen Wahlsieg eingeräumt.
Mirushe Hoxha
Mirushe Hoxha ist die einzige weibliche Kandidatin für das Amt des Staatspräsidenten und wurde von der albanischen Partei DPA nominiert. Über Hoxha ist in der Öffentlichkeit wenig bekannt, da sie in der Politik bisher nicht in Erscheinung getreten ist.
Mirushe Hoxha hat ein abgeschlossenes Studium in Albanologie und Italienisch. Daneben hat sie auch einen Magisterabschluss in Anthropologie (Zagreb), Internationale Sicherheit (Nizza) und Nationale Sicherheit (Nizza). Hoxha besitzt zudem noch zwei Doktorwürden in Anthropologie (Universität Zagreb) und in Politische Philosophie (Universität Nizza).
Trotz der beeindruckenden akademischen Karriere von Hoxha gilt die erste weibliche Kandidatin für das Präsidentenamt Mazedoniens als chancenlos.