Mit dem Titel „Triumpf des Rassisten“ thematisierte die Süddeutsche Zeitung vor einigen Wochen die Ansichten eines Neofaschisten-Idols Kostas Plevris, die die beunruhigende Entscheidung des griechischen Gerichts, diesen „Judenhasser“ freizusprechen In Deutschland unvorstellbar – im EU-Mitgliedsland Griechenland jedoch möglich.
Aus der Süddeutschen Zeitung vom 30.3.2009:
Er preist Hitler, nennt Juden „Untermenschen“ und will das KZ Auschwitz erhalten – man könne es ja noch gebrauchen. Der Judenhasser Kostas Plevris darf straffrei hetzen, entschied ein Athener Gericht.
„Verwirrt und besorgt“ zeigt sich der Zentralrat der jüdischen Gemeinden Griechenlands, und dies dürfte noch eine eher diplomatische Formulierung sein. Griechenlands Juden sind geschockt und empört über die Entscheidung des Athener Oberlandesgerichts, das am vergangenen Freitag den griechischen Holocaust-Leugner Kostas Plevris vom Vorwurf der „Aufstachelung zum Rassenhass“ freigesprochen hat.
Plevris hat sich in seinem 1400-Seiten-Buch „Juden – Die ganze Wahrheit“ selbst als „Nazi, Faschist, Anti-Demokrat und Anti-Semit“ bezeichnet. In dem Machwerk nennt er Juden „Untermenschen“, preist Adolf Hitler und bedauert, dass dieser sein Werk nicht habe vollenden können.
Eine Strafkammer in Athen hatte den in Griechenland einschlägig bekannten Autor im Dezember 2007 wegen dieses Buches zu 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Es war das erste Mal, dass die griechische Justiz gegen antisemitische Propaganda tätig wurde, nachdem die Anti-Rassismus-Initiative Helsinki Watch und der griechische Zentralrat Anzeige erstattet hatten.“
Idol für Neofaschisten
Schon damals hatte die Staatsanwältin auf Freispruch plädiert, weil auch die Plevris-Propaganda in Griechenland unter die Meinungsfreiheit falle. Dem schloss sich jetzt überraschend die Berufungsinstanz an – und dies kurz vor Ende der Bewährungsfrist für den selbsterklärten Rassisten.
Der darf nun mit gerichtlichem Segen erneut die Hoffnung äußern, dass das KZ Auschwitz doch in gutem Zustand erhalten werden möge, weil es ja noch gebraucht werden könne.
Ein solches Urteil müsse „in ganz Europa Empörung auslösen“, fordert die Präsidentin der Deutsch-Griechischen Gesellschaften und frühere Bundestagsabgeordnete Sigrid Skarpelis-Sperk.
Der griechische Zentralrat betont, das fundamentale Recht der Meinungsfreiheit dürfe nicht dazu dienen, Hass und Antisemitismus zu verbreiten. Plevris nennt sich selbst einen Wissenschaftler, während der Militärjunta unterrichtete er Psychologische Kriegsführung an einer Polizeioffiziersschule.
Der Mann ist ein Idol für die Neofaschisten seines Landes. Aber auch über Extremistenkreise hinaus ist Antisemitismus in Griechenland auffällig weit verbreitet.
So kommentierte das griechische Boulevardblatt Avriani 2008 Barack Obamas bevorstehenden Wahlsieg mit den Worten, dies sei ein „Signal für das Ende der jüdischen Herrschaft“ in den USA.
Vor einigen Monaten hatte sein Sohn, Athanasios Plevris, sich gegen die mazedonische Minderheit ausgesprochen, in dem er die Todesstrafe für Mitglieder der Partei RAINBOW (Partei der mazedonischen Minderheit in Griechenland) forderte. Plevris ist Mitglied des griechischen Parlaments für die ultrarechte LAOS-Partei. Ebenfalls forderte er die Grenzen nach Mazedonien zu schließen – der Antrag wurde abgelehnt.
Quelle: Süddeutsche Zeitung Online