In den Verhandlungen mit dem UN-Sonderbeauftragen Matthew Nimitz am letzten Freitag mit Nikola Gruevski wurde das Thema der makedonischen Minderheit und der Besitztümer der vertriebenen Makedonier vom Jahr 1948 angesprochen. Er forderte, dass diese Themen ebenfalls mit in das Verhandlungspaket mit Griechenland aufgenommen werden müssten.
Die Grundstücke und ehem. Besitztümer haben einen geschätzten Wert von über 10 Mrd. Euro, die die ca. 3.500 Vertriebenen aus dem griechischen Teil Makedoniens von der griechischen Regierung fordern. 1948 wurden diese gezwungen, ihre Häuser mit all ihrem Hab und Gut zu verlassen. In all dieser Zeit wurde ihnen nur einmal erlaubt, ihre Heimatstätten wieder zu besuchen. Ansonsten hatten diese Menschen stets ein Einreiseverbot.
Der Großteil der Vertriebenen lebt heute in der Republik Makedonien, aber auch in Australien, Kanada, USA, Polen, Rumänien, Tschechien und anderen Ländern, in welcher sie in der Zeit des griechischen Bürgerkriegs 1948/49 umgesiedelt und vertrieben wurden. Einzelne haben bereits ihren Fall beim Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg eingereicht.
Dadurch, dass der Namensstreit ein neues Momentum erreicht hat, sehen auch die vertriebenen Makedonier eine Chance für ihre Rückkehr an ihre Geburtsorte.
Gjorgji Donevski, Präsident der Gesellschaft der Makedonier aus Ägäis-Makedonien „Nezaborav“ (mak. Unvergesslich) ist überzeugt, dass die griechische Regierung ihnen ihre Besitztümer zurückgeben wird, die damals konfisziert wurden.
„Nicht einmal eine einzige Forderung hat einen geringeren Wert als eine Million Euro. Ein einzelner Makedonier, der heute in Skopje lebt, fordere eine Rückgabe seiner konfiszierten Besitztümer, die heute einen Wert von 176 Millionen Euro haben. Als ich die Forderung erhielt, dachte ich zunächst das sei ein Fehler, doch als dieser erklärte, dass sein Großvater in den USA gearbeitet hatte und den großen Reichtum in den Kauf von Land am Meer investierte, wurde mir einiges klar. Des Weiteren baute dieser auch einige Wohnhäuser in Saloniki. Offenbar hatte dieser Mensch eine Vision und wusste, was er heute kauft würde irgendwann einen höheren Wert haben“, sagt Donevski.
Als Basis der Berechnungen wurden die niedrigsten Werte angenommen. Dabei liegt der qm-Preis für Land bei mind. 50 Euro, je nach Lage und Ort. In Kavala, Seres, Drama und Voden (Edessa) liegt der Preis bei ca. 150 Euro.
Noch vor 2-3 Jahren hatte keiner vertriebenen Makedonier je daran gedacht, jemals was von seinen früheren Besitztümern zu sehen. Ihnen wurde von der makedonischen Regierung erklärt, sie würden mit ihren Forderungen die „guten“ Beziehungen (ins. wirtschaftlich) gefährden. Die lange Wartezeit hatten die Menschen schließlich satt und reichten eine Klage bei Straßburger Gerichtshof für Menschenrechte ein.
„In dieser Klage wird gefordert, dass die beiden Gesetze gegen die vertriebenen Makedonier aus dem Jahre 1982 und 1985 aufgehoben werden. Im ersten Gesetz wird erklärt, dass nur diejenigen nach Griechenland zurückkehren dürfen, die von Geburt an griechisch sind, aber das Land 1949 verlassen haben. Diejenigen die zu diesem Zeitpunkt zurückkehrten wurden durch das zweite Gesetzt noch stärker diskriminiert. Im zweiten Gesetz wurde definiert, dass nur diejenigen ihre ihnen weggenommenen Besitztümer zurückerhalten könnten, die von Geburt an griechisch sind. Damit war klar, dass sie ihren Besitz nicht zurückbekamen und somit Sozialfälle wurden, denn sie hatten nichts“, erklärt Donevski weiter.
Bevor die vertriebenen Ägäis-Makedonier ihre Klage einreichten, hatten sie sich bei Vertretern der EU, der OSZE und anderen Nicht- Regierungs- Organisationen (Helsinki Committee) informiert und ihnen wurde von allen Seite bestätigt, dass sie sich im Recht befänden und dass Griechenland als Mitglied der Europäischen Union die europäischen Konventionen einzuhalten habe. „Sogar griechische Experten aus Athen, die politisch nicht interessiert sind, erklärten ebenfalls, dass wir im Recht sind und wir unseren Besitz zurückfordern sollten. Er empfahl uns jedoch, auf bekannte Anwälte aus dem Ausland zu engagieren. Dies haben wir bereit getan. Die Anwaltskanzlei ist derzeit in Straßburg und in Griechenland nun aktiv und vertritt unsere Rechte“, sagt Donevski. Er ist hundertprozentig überzeugt, dass das Gericht zu Gunsten der Vertriebenen entscheiden wird. [..]
„Unser Problem haben wir auch mit verschiedenen Vertretern unterschiedlicher europäischer Institutionen angesprochen, welche uns in dieser Sache ermutigen, unser Recht weiter zu fordern, sie fordern aber ebenfalls, dass unser Land sich auch dafür einsetze. Wenn jetzt Bulgarien von der Türkei 10. Mrd. Euro fordere, für etwas, dass 100 Jahre zurück liege, dann können wir unsere Forderungen erst recht einbringen. Ich glaube, dass sich die jetzige Regierung Ressourcen findet, um das Problem auf einem höheren „Niveau“ auf Regierungsebene anzugehen. Es muss klar gesagt werden, dass 120.000 ihrer Bürger damals vertrieben wurden und die Hälfte lebt heute in der Republik Makedonien und sie haben Besitztümer zurückgelassen, die mehrere Mrd. Euro wert sind. Diese Frage muss auch in die Verhandlungen mit dem Namen einfließen“, erklärt und fordert Donevski, Präsident der Gesellschaft der Vertriebenen Ägäis-Makedonier. [..]
Einige Vertriebenen haben ihren Streit mit Griechenland bereits gewonnen und sind zurückgekehrt an ihre Geburtsstätten.
„Im Art. 4 der Menschenrechtskonvention steht drin, dass kein Land auf dieser Welt seine eigenen Bürger vertreiben und ebenso deren Rückkehr nicht verhindern darf. Wenn Griechenland demokratisch sein will, dann solle es doch diese Konvention beachten“, so Donevski.
Als Lösung des Problems sieht er Parallelen nach Spanien, wo es auch einen Bürgerkrieg gab. „Damals konnten alle Vertriebenen und Flüchtlinge des Bürgerkriegs nach Spanien zurückkehren. Den Opfern wurde eine gemeinsame Gedenkstätte erbaut. Griechenland diskriminiert uns, weil wir Makedonier sind. Unsere Vertreibung, bzw. Flucht war von griechischer Seite geplant. Es existieren Dokumente und Unterlagen, die genau belegen, dass Griechenland ca. 120.000 Bürger, Makedonier, vorgesehen hatte ohne Rückkehr auszusiedeln. Und das was sie heute machen ist ebenfalls geplant“, so Donevski zum Abschluss.
Quellen: MHRMI.org, Utrinski.com.mk