Warum möchte Griechenland ein unabhängiges Makedonien nicht anerkennen. Geht es um Gebietsansprüche von Seiten einer unabhängigen Republik Makedonien? Sicherlicht nicht! Geht es um die Wahrung „griechischer“ Geschichte? Vielleicht. Geht es darum, von innenpolitischen Themen abzulenken? Oder stecken vielleicht andere Gründe dahinter, warum sich Griechenland an einer unabhängigen makedonischen Republik stört?
Griechenland ist traumatisiert. Die aktuelle Wirtschaftskrise hat das Land in den Bankrott getrieben, Korruption und Vetternwirtschaft sind in allen Ebenen der Gesellschaft an der Tagesordnung. Wer Verwandte in einflussreichen Positionen hat, der hat ausgesorgt. Die Mensche wissen das und sind verzweifelt. Kein Vertrauen mehr in die Politik. Auch deshalb wurde die konservative Regierung von Kostas Karamalis abgewählt mit der Hoffnung, dass eine neue Regierung das Ruder herumreist.
Weiterhin aktuell wird auch das Thema Makedonien sein. Wird die neue Regierung offener und konstruktiver in die Verhandlungen gehen, um den sog. „Namensstreit“ zu lösen? Was steckt hinter den Forderungen Griechenlands gegenüber der Republik Makedonien? Ist es wirklich nur der Name oder spielen andere Themen und Ängste eine viel wichtigere Rolle als nur der Name?
Allein eine Namensänderung würde sicherlich nichts bringen, darin sind sich alle einig. Weshalb wird also noch verhandelt und welche Angst hat Griechenland vor einem unabhängigen Makedonien, dass doch Stabilität in die Region bringt?
In Skopje wurde eine große US-amerikanische Botschaft erbaut
In Griechenland herrscht eine Meinung vor, dass die USA ein strategischer Verbündeter Makedoniens sind und auch bleiben werden, da in Skopje eine riesige Botschaftsanlage erbaut wurde. Strategisch solle der Balkan aus Skopje „überwacht“ werden. Makedonien und die Türkei sind damit zwei wichtige strategische Partner für die USA. Griechenland verliert an strategischer Bedeutung.
Minderheiten in Griechenland
Offiziell gibt es in Griechenland keine Minderheiten – außer einer kleinen muslimischen Minderheit, die aber nicht als türkische Minderheit anerkannt wird. Inoffiziell weiß jeder Grieche, dass viele Minderheiten in Griechenland leben. Früher gab es noch viel mehr, die über die Zeit konsequent hellenisiert wurden. Es wurde der Mythos eines homogenen Griechenlands geschaffen. Die Angst der Griechen ist nun, so befürchtet man es, dass dieser Mythos zusammenbrechen könnte und äußere Kräfte daran Interesse haben könnten, die griechische Einheit als Staat in Frage zu stellen. Zunächst würde Griechenland gezwungen werden, die Minderheiten anzuerkennen und ihnen ihre Rechte zuzusprechen. Möglicherweise würde der Anteil der Minderheiten so hoch sein, dass es separatistische Tendenzen geben könnte, die Interesse an einer Schwächung, Destabilisierung bzw. Spaltung des Landes hätten. Beispielsweise könnte Thrakien aufgrund der großen türkischen Minderheit eine Abspaltung von Griechenland anstreben. Als Beispiel wird immer wieder die Auflösung Jugoslawiens aufgeführt. Griechenland ist überzeugt, dass der Westen ein strategisches Interesse hatte, Jugoslawien aufzuteilen – und dies könnte auch in Griechenland passieren. Griechenland ist nicht homogen, genauso wie Jugoslawien.
Verlust eines geschichtlichen Bezugspunkts
Makedonien spielt für viele Griechen eine wichtige Rolle. Eine Rolle, die jedoch erst in den letzten Jahrzehnten, ab den 1980er Jahren, erst so richtig erkannt und als „wichtig“ eingestuft wurde. In dieser Rolle wird Makedonien als ein wichtiger Bestandteil der griechischen Geschichte gesehen. Aus diesem Blickwinkel betrachtet sieht man die Republik Makedonien deshalb als einen Staat an, der diesen Namen „zu unrecht“ tragen würde. Gleichzeitig blendet man aber aus, dass auch die Republik Makedonien einen wichtigen Teil der Gesamtgeschichte Makedoniens ausmacht. Mit der Teilung der Gesamtregion Makedonien 1913 in drei unterschiedliche Teile zwischen Bulgarien, Serbien und Griechenland, begannen auch drei unterschiedliche Entwicklungen. Der eine Teil ist heute immer noch Teil Bulgariens, der griechische Teil unterlag einer starken Hellenisierung und Veränderung der Bevölkerungsstruktur und ist heute in drei Regierungseinheiten aufgeteilt, und der dritte Teil ist heute eine unabhängige Republik mit dem Namen Mazedonien.
Zwar sind die Ängste in der aktuellen Situation mehr als unbegründet, jedoch herrschen diese Befürchtungen nach wie vor in vielen Köpfen der Griechen vor. So habe der Westen starkes Interesse an möglichst vielen kleinen Staaten, da diese eher Verbündete würden als Gegner.
Ob diese aufgezeigten potentiellen Ängste bei allen Griechen vorhanden sind ist ungewiss – jedoch gibt es einen Teil der Bevölkerung der diese Ängste teilt.
Die Welt sagt Mazedonien
Die Zeit spielt gegen Griechenland. Bisher haben ca. 126 Länder die Republik Makedonien unter diesem Namen anerkannt. Nur die EU ist noch abwartend mit Rücksicht auf das EU-Mitglied Griechenland. Russland, USA, China, Indien, Kanada, Türkei, etc. haben das Land anerkannt und damit ihre Meinung zum Namensstreit indirekt ausgedrückt. Für diese Länder ist der Streit damit nicht mehr von Relevanz. Interessanterweise hat die Republik Mazedonien zu keinem Zeitpunkt die zuvor genannten Thesen und Ängste geschürt, noch Interesse an solchen Entwicklungen bekundet – Mazedonien sieht sich durch diese griechische Haltung eher bedroht!