Seit Wochen nun verstärkt Athen die mediale Präsenz ihres Wunschnamens für ihren nördlichen Nachbarn. Dieser solle doch nicht mehr Republik Mazedonien heißen, sondern „Republik Nord-Mazedonien“.
Die Tatsache, dass Griechenland einen zusammengesetzten Namen favorisiert ist nicht neu. Eigentlich ging es doch immer nur darum, in welchen Beziehungen dieser Name Verwendung finden wird. Hier ist die eigentliche Diskussion, nicht im Namen.
Griechenland fordert eine universelle Verwendung eines neuen Namens, selbst intern sollen sich die Mazedonier in Nordmazedonier umbenennen. Eine Forderung, welcher wohl kein Land nachgeben würde. Mazedonien auf der anderen Seite geht sogar soweit, dass es diesen Namen akzeptieren würde, jedoch nur in den bilateralen Beziehungen zu Griechenland. International und auch innerhalb Mazedoniens solle der verfassungsmäßige Name verwendet werden.
Geht es wirklich nur um den Staatnamen? Auch wenn Griechenland stets behauptet, es ginge nur um den Staatsnamen, geht es in Wirklichkeit um viel mehr – es geht um Alles was mit Mazedonien in Verbindung gebracht werden kann. Ist der Name mal geändert, würde man sich wohl auf die Sprache und die Identität der Menschen stürzen und diese dann als Nordmazedonier bezeichnen, die nordmazedonisch sprechen. Absurd!
Der mazedonische Ministerpräsident hatte bereits mehrfach betont, dass die Identität unantastbar ist. Es werden also weiterhin Mazedonier in diesem Land leben, die mazedonisch sprechen, eine mazedonische Kultur pflegen und sich somit als Mazedonier identifizieren.
Eine Umbenennung des Landes in Nordmazedonien führt hin zu der Annahme, dass Mazedonien ein geteiltes Land ist. Im Grunde stimmt das so auch, 1913 wurde das damals als Mazedonien bezeichnete Gebiet aufgeteilt. Heute ist der nördliche Teil von diesem Gebiet die Republik Mazedonien. Mann muss sich dann die Frage stellen, wann erste Bestrebungen aufkommen würden, die das geteilte Land wiedervereinen wollen.
Irreführende griechische Begründungen für den Namensstreit
Es geht nicht um Gebietsansprüche Mazedoniens gegenüber Griechenland aufgrund einer „gleichnamigen“ Region. Dies wird zwar fast immer in jedem Artikel deutscher Medien geschrieben, ist aber wohl nicht korrekt, denn…
1. Es gibt keine einzige Region in Griechenland, die den Namen Mazedonien explizit und ohne Zusatz trägt.
2. Mazedonien hat die eigene Verfassung geändert und einen Artikel hinzugefügt, in welchem klar beschrieben ist, dass man keine Gebietsansprüche auf benachbarte Länder hegt.
3. Ein gleicher Name stellt kein Problem für eine Koexistenz dar. Beispiel „Kongo“. Es gibt eine Republik Kongo und eine Demokratische Republik Kongo. Beide sind unabhängige Staaten, beide existieren gleichzeitig. Der Unterschied bei Mazedonien ist, dass nur die Republik Mazedonien unabhängig ist, nicht jedoch die drei griechischen Gebiete, die in ihrem Namen den Begriff „Mazedonien“ verwenden. Also ist wäre das Problem ja noch einfacher zu lösen. Es ist wohl sehr einfach zwischen zwei beiden Völkerrechtssubjekten zu unterscheiden: Hellenische Republik (Griechenland) und Republik Mazedonien (Mazedonien). Ein „griechisches Mazedonien“ als unabhängigen Staat gibt es ja gar nicht.
Wie belegt, geht es nicht wirklich um den Namen, es geht eher um den Menschen, die sich als Mazedonier bezeichnen und damit auch Anspruch auf das Erbe Mazedoniens erheben – zu Recht?
Es gibt eine mazedonische Minderheit in Griechenland, die sich als ethnische Mazedonier bezeichnet, die eine mazedonische Sprache sprechend und eine mazedonische Kultur pflegen. Es geht um die mazedonischen Flüchtlingskinder, die im griechischen Bürgerkrieg (1946-49) vertrieben und enteignet wurden. Ihnen wurde ein lebenslanges Einreiseverbot erteilt. Diejenigen mit griechischen „Genen“ durften ab 1984 wieder einreisen und sie wurden finanziell entschädigt, aber diejenigen mit mazedonischen „Genen“ nicht. Die Organisation der Exil-Mazedonier aus Griechenland beziffert den zu zahlenden Betrag an Entschädigungen durch Enteignung auf ca. 10. Mrd. Euro. Vor dem Hintergrund der Finanzsituation in Griechenland erzeugt diese Summe zusätzlichen Druck auf Athen und den Wunsch, diese Menschen aus dem Gedächtnis zu streichen. In Griechenland geht das ganz einfach – man deklariert sie als „nicht existent“. In Griechenland gibt es keine Minderheiten, erst recht auch keine mazedonische Minderheiten. Alle Staaten kennen diese Lüge, selbst die UNO hat in Ihrem letzten Bericht von 2009 auf die Minderheitenproblematik in diesem EU-Staat hingewiesen, jedoch unternimmt die EU nichts dagegen.
Eine Namensänderung führt zu keiner Lösung, und trotzdem pocht Griechenland weiterhin darauf. Um was geht es denn? Geht es um die Ehre? Geht es darum, den Menschen in Griechenland beizubringen, dass sie die eigene Regierung über Jahrzehnte belogen und betrogen hat? Dass Mazedonien eigentlich nur das Oper innenpolitischer Machtspiele war? Vor dem Hintergrund der aktuellen Situation in Griechenland kann man wohl alles glauben und schreckt vor nichts zurück. Griechenland ist in Korruption und Vetternwirtschaft versunken, hat Jahre lang die EU falsch informiert und erkennt keine Minderheiten.
Es bleibt zu hoffen, dass die Rationalität siegt und der Name nicht geändert wird.