Die zuständige Staatsanwaltschaft in der Republik Makedonien erhob am 02.05.2012 Anklage gegen 5 Personen wegen Terrorismus. Drei von diesen Personen sind in Haft, zwei von ihnen noch auf der Flucht. Am Tag zuvor hatten zirka 800 Polizisten Razzien in Skopje durchgeführt, bei denen 20 Personen verhaftet sowie Waffen und Propagandamaterial sichergestellt wurden. Nach Aussage des makedonischen Innenministeriums sollen Islamisten für die Morde an fünf ethnischen Makedoniern bei Skopje verantwortlich sein und schließen damit einen rein ethnisch bedingten vorläufig Zusammenhang aus. Damit würde es in der Republik Makedonien eine neue Form der Gewalt geben, die sowohl von den ethnischen Makedoniern als auch von den albanischen Makedoniern mehrheitlich abgelehnt würde.
Hintergrund
An einem See bei Skopje wurden am 12.04.2012 fünf ethnische Makedonier ermordet. Vier Teenager und eine 45 jährige Person, die beim Angeln waren. Da albanische Makedonier für die Morde verantwortlich sein sollen, kam es zu ethnisch bedingten Ausschreitungen zwischen ethnischen und albanischen Makedoniern. Das Innenministerium mussten Sondereinheiten der Polizei in die betroffene Region entsenden, um weitere Ausschreitungen zu verhindern. Die makedonische Regierung rief zur Besonnenheit und Ruhe auf. Sowohl die makedonischen Parteien als auch die albanischen Parteien in der Republik Makedonien verurteilten die Morde. Der Hintergrund der Morde blieb jedoch zunächst unklar. Ein ethnisch bedingter Zusammenhang war keineswegs bewiesen, auch ein rein krimineller Hintergrund wurde ins Auge gefasst. Da die Spannungen zwischen ethnischen und albanischen Makedoniern seit Anfang 2012 insgesamt wieder zugenommen hatten, war eine schnelle Aufklärung geboten.
Aktuelle Entwicklung zum Sachverhalt
Nach Aussage der makedonischen Innenministerin Gordana Jankulovska handele sich es bei den Verhafteten um radikale Islamisten. Sie seien makedonische Staatsbürger albanischer Herkunft, einige von ihnen hätten gegen die NATO in Afghanistan gekämpft. Die Armee der Republik Makedonien ist mit einem Kontingent in Afghanistan vertreten und unterstützt dort die NATO vor Ort bei ihrem Einsatz. Seit einigen Jahren hat sich eine Salafistenszene in der Republik Makedonien herausgebildet, die gegen den Einsatz in Afghanistan ist. Diese Salatfistenszene findet bei manchen jungen Menschen Zuspruch. Über die tatsächliche Größe dieser Gruppe gibt es allerdings noch keine klaren Informationen und die vorhandenen sind zum Teil widersprüchlich. Insgesamt dürfte ihre Anhängerschaft jedoch gegenüber den eher moderat eingestellten albanischen Makedoniern deutlich in der Minderheit sein. Ihr harter Kern jedoch ist sowohl gegen die christliche Gesellschaft als auch gegen eine moderat islamisch geprägte Gesellschaft. Sie werfen vor allem den Älteren vor ihren Glauben wegen ihrer nationalen Gesinnung zu verraten.
Die Informationslage ist bisher spärlich. Noch ist nicht klar, ob es sich bei den Verhafteten wirklich um radikale Islamisten und Terroristen handelt. Damit ist ebenfalls der wirkliche Hintergrund zu den Morden an fünf ethnischen Makedoniern bei Skopje noch nicht geklärt. Politisch käme ein nicht ethnischer Hintergrund zu den Verbrechen alle politischen Akteuren in der Republik Makedonien entgegen, denn so könnten weitere ethnisch bedingte Spannungen vermieden werden. Die Wahrheit darf jedoch nicht auf der Strecke bleiben. Die makedonische Bevölkerung wartet daher auf weitere Informationen. Welchen Hintergrund die Morden an fünf ethnischen Makedoniern auch hatten, es handelt sich um eine Straftat, die nach den Strafgesetzen der Republik Makedonien zu verurteilen ist. Vor diesen Gesetzen ist jeder makedonische Bürger gleich – egal welcher ethnischer Herkunft er ist. Es sollte keine Kollektivschuld für eine bestimmte ethnische Gruppe geben, den ansonsten würde das makedonische Gesellschaftsmodell scheitern.