Andreas Raab von der Webseite http://www.mazedonien-info.de kommentiert den Artikel in der FAS über die mazedonische Minderheit in Griechenland:
Michael Martens (F.A.Z.) über die Unterdrückung der mazedonischen Minderheit in Griechenland, Sonntag, 23. November 2008
In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 23.11.2008 publiziert der F.A.Z.-Balkan-Korrespondent Michael Martens einen ausführlichen Artikel über die Unterdrückung der slawischen = mazedonischen Minderheit in Nord-Griechenland.
So habe Griechenland nach den Balkan-Kriegen 1912/1913 zwar den größten Teil der historischen Region Makedonien erobert, dort lebten aber meist keine Griechen. Das zeigten auch Landkarten aus osmanischer Zeit, wo Dörfer und Städte, die heute griechische Namen haben, noch eindeutig slawisch klingende Bezeichnungen tragen.
Athen habe durch eine Assimilierungspolitik betrieben, „die zeitweise mit massiven Repressalien einherging“ (Martens).
Der F.A.Z.-Korrespondent zitiert Alexander Jossifidis und dessen Buch „Die slawophonen Griechen Makedoniens“, wonach vor den Balkan-Kriegen noch 250 000 „slawische Makedonier“ in jenen Gebieten der Region lebten, die heute zu Griechenland gehören. Doch ihre Zahl nahm dann kontinuierlich ab. „Sämtliche Einrichtungen, wie Kirchen oder Schulen, die an eine eigenständige slawische beziehungsweise bulgarische Identität erinnerten, wurden geschlossen oder neuen Bestimmungen übergeben“, schreibt Jossifidis. Die Umbenennung der Ortsnamen durch die Griechen ging mit erzwungenen Änderungen der Familiennamen einher.
Der Historiker Stefan Troebst erläutert in Martens‘ Artikel, dass sich viele Mazedonier in Griechenland für die Kommunisten engagierten, weil diese ihnen Anschluss an Mazedonien versprachen. Dafür, so fanden viele, lohne es sich zu kämpfen, doch nach der Niederlage der Kommunisten Ende der 40er Jahre mussten sie bitter dafür bezahlen und wurden gezwungen, ihre Heimat zu verlassen.
„Die Sieger erkannten ihnen die griechische Staatsbürgerschaft ab, Haus und Hof gingen verloren. Von den Verbliebenen wagten es bei einer Volkszählung 1951 nur noch 41 000 Befragte, sich als „slawophon“ zu bezeichnen. Die tatsächliche Zahl lag nach vorsichtigen Schätzungen von Historikern aber wohl mindestens um ein Dreifaches höher.“
Die Regierung des sozialistischen Ministerpräsidenten Andreas Papandreou erliess 1982 einen Erlass, nach dem die politischen Flüchtlinge des Bürgerkrieges ihre Staatsbürgerschaft zurückerhalten durften. „Die slawischen Mazedonier blieben davon ausdrücklich ausgenommen und sind es bis zum heutigen Tag“, schreibt Martens.
Er zitiert den Athener Publizist Takis Michas: „Der Erlass diskriminiert eine bestimmte Gruppe auf der Grundlage ihrer ethnischen Herkunft. Ethnische Griechen können durch ihn mit ihrer wiedererlangten Staatsbürgerschaft ihren Besitz zurückfordern, Mazedonier nicht. Es ist eine Schande für einen EU-Staat, an solchen Maßnahmen festzuhalten.“
Martens lässt einen mazedonischen Geschäftsmann zu Wort kommen, der als Mazedonier mit slawischen Hintergrund unter griechischem Namen in Deutschland lebt, mit Rücksicht auf seine Angehörigen in Florina/Lerin aber nicht namentlich genannt werden will: Griechenland habe schlicht Angst vor einer Klagewelle der vor sechs Jahrzehnten Enteigneten und ihrer Nachkommen.
Quelle: Andreas Raab auf der Webseite http://www.mazedonien-info.de
Weitere Quellen zu diesem Artikel in der FAZ: Dnevnik.com.mk
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