Am Morgen des 26.02.2004 kam der damalige makedonische Staatspräsident Boris Trajkovski bei einem Flugzeugabsturz in der bosnisch-herzegowinischen Gemeinde Stolac auf tragische Weise ums leben. Er hinterließ eine Ehefrau sowie einen Sohn und eine Tochter. Mit ihm starben acht weitere Passagiere. Der makedonische Staatspräsident war am Absturztag auf dem Weg zu einer Konferenz. Kurz vor der Landung passierte dann das Unglück. Wahrscheinlich waren schlechtes Wetter und ein Pilotenfehler die Ursache für den Flugzeugabsturz. Allerdings wird auch die SFOR-Truppe verantwortlich gemacht, die für den Raum Mostar an diesem Tag die Flugsicherung übernahm. Im Juli 2012 wurde von der bosnisch-herzegowinischen und der makedonischen Regierung eine gemeinsame Untersuchungskommission beschlossen, welche die Umstände des Flugzeugabsturzes erneut untersuchen soll.
Leben und Laufbahn
Geboren wurde Boris Trajkovski am 25.06.1956 in Strumica (damals Volksrepublik Makedonien / Föderative Volksrepublik Jugoslawien). Er stammte aus einer methodistischen und politisch aktiven Familie. Sein Vater Kiril war wegen seiner politischen und religiösen Ideen einige Jahre im Gefängnis. Boris Trajkovski studierte zwischen 1975 und 1980 an der Universität Skoje Jura. Nach seinem Studium wurde er wegen seiner aktiven Mitgliedschaft in der Evangelisch-methodistischen Kirche von der kommunistischen Regierung in ein kleines Dorf verband. Dort war als Laienprediger in seiner Kirchengemeinde aktiv und vertrat Makedonien auch in internationalen methodistischen Gremien. In seiner Gemeinde setzte er sich unter anderem für die Roma ein, welche eine sehr arme und diskriminierte Nationalität (Minderheit) im makedonischen Staat darstellen. Erst nach dem Zerfall der jugoslawischen Föderation im Jahre 1991 kehrte Boris Trajkovski ins öffentliche Leben zurück. So war er unter anderem auch Mitglied und Vorsitzender der rechtskonservativen Partei VMRO-DPMNE, welche im Juli 1990 gegründet wurde. Bis 1997 stand Boris Trajkovski zunächst einer Baufirma in Skopje vor. In den Jahre 1997/98 diente er dem Bürgermeister von Skopje zunächst als Berater und wechselte 1998 als Staatssekretär ins Außenministerium der Republik Makedonien. In diesem Amt organisierte er die Aufnahme von mehreren Hunderttausend Flüchtlingen, die 1998/99 aufgrund des Kosovo-Krieges in die Republik Makedonien strömten, und koordinierte die humanitäre Hilfe für diese.
Wahl zum Präsidenten der Republik Makedonien
Im Jahre 1999 endete die Amtszeit von Präsident Kiro Gligorov, der seit dem 27.01.1991 in diesem Amt war. Für dessen Nachfolge kandidierte unter anderem auch Boris Trajkovski, der sich bei den Präsidentenwahlen am 14.11.1999 mit 52 % der Stimmen gegenüber seinen Herausforderer Tito Petkovski, der auf 45 % der Stimmen kam, durchsetzte. Gewählt wurde er unter anderem von den muslimischen Bewohnern der Republik Makedonien. Wegen seiner protestantischen Konfession war Trajkovski bei orthodoxen und national gesinnten Wählerinnen und Wählern umstritten. Doch gerade dieser Ausnahmecharakter dürfte ihn auch für die Wählerschaft aus den ethnischen Minderheiten attraktiv gemacht haben. Aufgrund von Einsprüchen gegen die Präsidentenwahlen konnte er sein Amt nicht zum Ende der Amtszeit von Präsident Gligorov antreten am 19.11.1999 antreten, sondern erst am 15.12.1999. In diesem Zeitraum amtierte der Parlamentspräsident Savo Klimovski verfassungsgemäß als Interimsstaatspräsident der Republik Makedonien.
Präsidentschaft und ethnischer Konflikt
Ein wichtiges Ereignis in der Amtszeit von Präsident Trajkovski war der bewaffnete Konflikt zwischen ethnischen und albanischen Makedonien, welcher zwischen Januar und August 2001 stattfand. Dieser Konflikt war für die Republik Makedonien eine Zerreißprobe und gefährdete die Existenz dieses Staates. Trajkovski war vor allem um Ausgleich und Versöhnung zwischen den zerstrittenen Nationalitäten in der Republik Makedonien bemüht. Damit stellte er sich auch gegen die nationalistische Linie der überwiegenden Anzahl der makedonischen Politiker. Unter seiner Mitwirkung kam es dann zu einem Rahmenabkommen zwischen den zwei größten ethnisch-makedonischen und den zwei größten albanisch-makedonischen Parteien, welches den Konflikt erfolgreich beendete. Dieses Rahmenabkommen wurde neben diesen vier Parteien auch von Staatspräsident Trajkovski als Vertreter der Republik Makedonien unterzeichnet. Das Rahmenabkommen von Ohrid vom 13.08.2001 sichert allen ethnischen Gemeinschaften in der Republik Makedonien Minderheitenrechte zu. Ab einem Bevölkerungsanteil von 20 Prozent sind darüber hinaus sehr weitgehende Rechte für die ethnischen Gemeinschaften festgelegt worden. Dieses Quorum wird neben der ethnisch-makedonischen Gemeinschaft nur von der albanischen Gemeinschaft in der Republik Makedonien erreicht, welche beide auch die tragenden Konfliktparteien waren. Zur Wirksamkeit musste das Rahmenabkommen, welches zunächst nur eine politische Übereinkunft war, staatsrechtlich implementiert werden. Dies geschah durch umfangreiche Änderungen der Verfassung der Republik Makedonien, welche am 20.11.2001 zum 10 Jahrestag der makedonischen Verfassung erfolgten. Zusätzlich mussten auch zahlreiche Gesetze erlassen und geändert werden. Boris Trajkovski erwies sich immer als Schirmherr dieses Abkommens und bekam für seine friedensstiftende Politik vom Weltrat der methodistischen Kirchen einen Friedenspreis verliehen. Neben diesem Engagement trat Boris Trajkovski auch aktiv gegen Bestechung und Korruption auf. Ende 2004 wäre seine erste Amtszeit zu Ende gewesen. Aufgrund des tragischen Flugzeugabsturzes konnte es allerdings zu keiner erneuten Kandidatur von Boris Trajkovski kommen, welche für die weitere Aussöhnung zwischen den ethnischen Gruppen und der weiteren Implementierung des Rahmenabkommens sicherlich vorteilhafter gewesen wäre. Als Interimspräsident folgte nach dem Tod von Trajkovski zunächst Parlamentspräsident Ljupčo Jordanovski. Sein regulärer Nachfolger im Präsidentenamt wurde dann am 12.05.2004 Branko Crvenkovski.