Der nächste große NATO-Gipfel findet dieses Jahr im September in Wales statt. Auf der Agenda stehen möglicherweise auch Erweiterungsthemen, insb. die mögliche Aufnahme Mazedoniens und Montenegros. In 2008 hatte die NATO auf griechischen Druck (Veto gegen die Aufnahme wurde angedroht) hin die Aufnahme Mazedoniens von der Agenda genommen. Vor dem Hintergrund der Ukraine-Krise möchten die NATO-Partner nun weitere Zeichen setzen und beide Balkanländer aufnehmen. Insbesondere die USA hat den Druck auf das Mitgliedsland Griechenland erhöht, einem Beitritt Mazedoniens nicht mehr zu widersprechend und zu unterstützen.
Nachdem die mazedonische Seite den griechischen Ministerpräsidenten Antonis Samaras stets beschuldigt hatte, dass er den sog. Namensstreit künstlich am Leben erlässt, mehren sich nun auch die Kritiken aus dem eigenen Land.
So hat beispielsweise Stelios Kouloglou (Kandidat für das Europaparlament bei den anstehenden Wahlen zum Europaparlament) vom oppositionellen Linksbündnis SYRIZA kommentiert, dass alleinig der aktuelle Ministerpräsident Samaras für die Aufblähung des sog. Namensstreits verantwortlich ist, weil er auf dieser Basis seine politische Karriere aufbauen wollte, in dem er nationale Fragen zu Prio 1 Themen postulierte. In den griechischen Medien wird auch die Aussage von Kouloglou kontrovers diskutiert, „dass fast die ganze Welt die Republik Mazedonien auch Mazedonien nennt und dass der sog. Namensstreit eigentlich nur von Samaras ausging“.
In einem Interview mit Telegraf.mk betonte er weiter, „dass er in den 1990er einer der wenigen Journalisten war, dass das Problem politischer und nationaler Selbstmord sei. Unglücklicherweise hat sich dies bewahrheitet, und Griechenland hat in dieser Frage eine Niederlage einstecken müssen. Ich habe sehr oft über das Problem auch in TV-Interviews mit mazedonischen Journalisten gesprochen, und auch über die Möglichkeiten einer friedlichen und annehmbaren Lösungsfindung. Aber heute zahlen wir den Preis für die Politik von Antonis Samaras“, so Kouloglou.
In dieser Zeit begann auch der Aufstieg weiterer nationalistischer Parteien wie z.B. die „Goldene Morgenröte“, dessen Parteivorsitzender bereits in Haft ist.
„Sicherlich gab es auch in Mazedonien Menschen, die auf nationalistischer Ebene provoziert haben; es ist eben ein Spiel zwischen beiden Extremisten“ unterstreicht Kouloglou, für den das Ergebnis der Gespräche zum sog. Namensstreit unwichtig ist, denn er nennt das Land bei seinem Namen: Mazedonien.
„Ich nenne Mazedonien bei seinem Namen, Mazedonien, wie der Rest der Welt auch. Griechenland sollte einen Weg finden, wie es seinen Stolz retten kann. Ich bin mir nicht sicher, welche Lösung gefunden wird, aber aus meiner Sicht ist das ein Problem aus der Vergangenheit. Griechenland sollte sich den Herausforderungen der Gegenwart stellen“, schließt Kouloglou im Interview ab.
Stelios Kouloglou ist ein griechischer Journalist und Dokumentarfilmer, der als politischer Berichterstatter in Paris und Moskau gearbeitet hatte. In 1992-95 berichtete über den Balkankrieg und verfolgte auch den bewaffneten Konflikt 2001 in Mazedonien. Auch über den Namensstreit hatte er bereits zahlreiche Beiträge verfasst.