In einem TV-Interview mit dem makedonischen Sender A1 hat sich der Professor für Philosophie der Universität Kyrill und Method in Skopje, Prof. Dr. Ferid Muhic u. a. zur Beziehung der heutigen Makedonier mit den antiken Makedonen geäußert.
Die erste Frage der Moderatorin bezieht sich auf Alexander des Großen: Wieso bezieht sich die derzeitige Regierung auf ihn, überziehen wir nicht die Erforschung unserer Identität?
Der Bezug auf Alexander des Großen ist zweifellos eine politisch motivierte Geste und eine Aktion, welche wohl mehr als nur eine Geste ist. Ich denke, dass die politische Motivation dafür sowohl einen außenpolitisch als auch innenpolitischen Charakter hat.
Leider kommt es mir so vor, dass die Außenpolitik, neben allen Widersprüchen und dem beispiellosen Druck, der derzeit auf Makedonien lastet, die eigene Identität, die Sprache und den Namen zu ändern, einen negativen Effekt hervorrufen wird. Es verschlechtert offensichtlich unsere Position und es wird als Sturheit unserer Seite von der griechischen Seite betrachtet.
Auf der anderen Seite ist der innenpolitische Effekt positiv. Es gibt nun jemanden, der den Stolz der Menschen schützt. Die Menschen haben das elementare Recht darauf, ihre eigene Identität zu schützen.
Ist diese Identität auch die der antiken Makedonier?
Letztendlich ist das eine sehr undurchsichtige Frage. Ich denke es ist einfacher nachzuweisen, dass die antiken Makedonen kein Verbindung zu den antiken Hellenen haben, als dass man nachweisen könnte, welches der „modernen“ Völker ein direkter Nachfahre und Erbe der antiken Makedonen ist bzw. ein solches Recht auf hat, sich auf sie zu berufen.
Haben wir das Recht darauf?
Auf jeden Fall haben wir das Recht, uns auf die antiken Makedonier zu beziehen. Es ist offensichtlich, dass unser Volk auch auf der Liste der wenigen Völker des Balkan steht. Und ich denke ebenfalls, dass die antiken Hellenen, und damit meine ich auch die heutigen Griechen, überhaupt kein Recht dazu haben.
Ich habe zwei kurze Argumente, die ich bis heute in der bisherigen Polemik nirgends gefunden habe.
Erstens ist da Aristoteles, der überall als Hellene, Philosoph aus Athen, einer der Großen seiner Art, etc. betrachtet wird, aber er ist in Stagira auf der Chalkidiki-Halbinsel, Makedonien, geboren – und deshalb hieß er auch Aristoteles Stagiotis. Vierzig Jahre lebte er in Athen, niemals bekam er den Status eines Bürgers von Athen. Dies wird nie erwähnt, und er bekam diesen Status genau deshalb nicht, weil sie ihn als Barbaren aus Makedonien gesehen haben und er deshalb auch kein geborener Hellene sein könne.
Mein zweites Argument ist nicht weniger unbedeutend. Als Alexander von Makedonien, der Große, seinen Eroberungsfeldzug startete – dessen Definition wir nicht erneut aufwerfen müssen, war es die Befreiung oder nur Krieg, etc. – als er aber diesen begann, lehnten es die Hellenen mit der größten Erfahrung in der Kriegsführung, die Spartaner, explizit mit einer einzigen Begründung ab, mit ihm zu ziehen. „Es gehöre sich nicht für die Hellen, von Barbaren geführt zu werden, er (Alexander) ist nicht einer, der die Hellenen führen könne, wenn ihr es zulasst, dann seit ihr keine Hellenen, wir Spartaner sind es und wollen nicht mit ihm gehen.“
Dieser Standpunkt hielt sich lange Jahre, einige hunderte sogar, und zeigt klar, dass sie sich von ihm eindeutig distanziert haben und deshalb haben sie (die Hellenen) kein Recht darauf, sich auf eine makedonische Herkunft zu beziehen. […]
Es ist klar, dass es das unabhängige Recht eines jeden Volkes ist, sich so zu identifizieren als dass wie es sich fühlt, und es sind nur die (heutigen) Makedonier gewesen, die sich auch als Makedonier fühlen, sonst niemand.
Weitere Informationen zu Prof. Dr. Ferid Muhic (http://www.komaja.org/en/fmuhic_more.php)