Seit 1946 hat kein albanischer Ministerpräsident Jugoslawien bzw. Serbien mehr besucht. Nun kam es zu einem historischen Besuch des albanischen Ministerpräsidenten in Serbien. Das Verhältnis zwischen Albanien und Serbien ist vor allem wegen der Kosovo-Frage und der damaligen Unterdrückung der albanischen Kosovaren durch die Serben belastet. So kam es beim Besuch des albanischen Ministerpräsidenten Rama bei seinem serbischen Amtskollegen Aleksandar Vučić am 10.11.2014 auch zu einem Disput wegen dem Kosovo (Amselfeld). So sagte Rama, dass das Kosovo unabhängig und dies eine Tatsache sei. Daraufhin warf Vučić seinem Gast eine Provokation vor und betonte, dass das Kosovo Bestandteil Serbiens sei, niemals mit Albanien zu tun gehabt hätte und niemals mit Albanien zu tun haben würde. Das mehrheitlich von albanischen Kosovaren bewohnte Kosovo erklärte am 17.08.2008 einseitig die Unabhängigkeit von Serbien. Dies wird von Serbien zwar faktisch, jedoch nicht völkerrechtlich anerkannt. Nach serbischer Auffassung ist das Kosovo weiterhin völkerrechtlicher Bestandteil Serbiens. Allerdings hat sich das Verhältnis zwischen Serbien und dem Kosovo deutlich entspannt. Beide streben in die Europäische Union (EU), wollen ihre bilateralen Beziehungen zueinander unabhängig von der offenen Statusfrage normalisieren und schlossen bereits mehrere bilaterale Abkommen zur Regelung von vor allem praktischen Fragen. Von der Staatengemeinschaft wurde das Kosovo bereits mehrheitlich als unabhängiger Staat anerkannt. Aufgrund des Widerstands der Russischen Föderation im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen konnte das Kosovo bisher nicht in die UN aufgenommen werden. Auch fünf Mitgliedsstaaten der EU erkennen die Unabhängigkeit des Kosovo bisher nicht an.
Trotz aller offenen Fragen sind sich Albanien, das Kosovo und Serbien bezüglich ihres zukünftigen Weges in die EU einig. So sprach dann auch Rama bei seinem Besuch in Belgrad von einem neuen Ansatz für die Zukunft beider Völker. Auch Vučić sprach von einer neuen Seite in den Beziehungen zwischen Albanien und Serbien. So sollen nach Auffassung des serbischen Ministerpräsidenten die kleine serbische Minderheit in Albanien und die albanische Minderheit in Serbien zu Brücken der Zusammenarbeit werden. Es werde in naher Zukunft weitere Treffen auf höherrangiger Ebene zwischen Albanien und Serbien geben. Der serbische Ministerpräsident nahm auch die Einladung seines albanischen Kollegen für einen Besuch in Albanien öffentlich an. Trotz der Meinungsverschiedenheiten zum Kosovo überwog der Wunsch das bilaterale Verhältnis zum Wohle beider Völker zu verbessern.
Vucic und Rama bei der gemeinsamen PressekonferenzKonkret wurde in Belgrad ein bilaterales Abkommen über die Zusammenarbeit zur Unterbindung von Zollverstößen unterzeichnet. Zwei weitere bilaterale Abkommen seien in Vorbereitung. In einer live übertragenen Pressekonferenz überwog der Pragmatismus dem Streit über nationale Fragen. So sind Albanien und Serbien entschlossen ihre bilateralen Probleme zu überwinden, um eine gemeinsame europäische Zukunft zu haben. Dieser Neuanfang in den bilateralen Beziehungen zwischen Albanien und Serbien ist schwierig, jedoch dringend notwendig und erfolgversprechend. Nicht nur auf politischer Ebene, auch beim albanischen und serbischen Volk überwiegt die Auffassung, dass die bilateralen Beziehungen für eine gemeinsame europäische Zukunft verbessert werden sollen. Letztendlich haben Albaner und Serben viele gemeinsame Probleme, die zusammen besser überwunden werden können. Am darauffolgenden Tag besuchte Rama noch Vertreter der albanischen Minderheit in Serbien.
Aufgrund eines provokativen Zwischenfalls mit nationalistischen Hintergrund, bei einem albanisch-serbischen Fußballspiel am 16.10.2014 in Belgrad, wurde dieser ursprünglich für das letzte Oktoberdrittel geplante Staatsbesuch auf den 10./11.2014 verschoben.