Für die österreichische Die Presse hat der makedonische Ministerpräsident Nikola Gruevski ein Interview gegeben.
von CHRISTIAN ULTSCH (Die Presse)
Mazedoniens Premier Gruevski behauptet, die Tonbänder, auf denen die Bestechlichkeit seiner Regierung zutage tritt, seien manipuliert. An Rücktritt denkt er nicht, auch nicht an eine Koalition mit der Opposition. Von der EU ist er enttäuscht.
Mazedonien befindet sich in einer tiefen politischen Krise. Seit einem Jahr boykottiert die Opposition das Parlament, jeden Tag gibt es Proteste. Wären Sie bereit zurückzutreten, um einen Neuanfang zu ermöglichen?
Nikola Gruevski: Von außen sieht alles anders aus. Es protestieren vielleicht 50 bis 100 Leute vor dem Parlament. Die meisten arbeiten in der Stadtverwaltung, in der Herr Zoran Zaev (Chef der oppositionellen Sozialdemokraten; Anm.) Bürgermeister ist.
Es fanden doch auch Massenproteste statt.
Zu groß sollte man das auch nicht machen. Vergangenen April hat meine Partei einen Wahlsieg errungen. Es gab keine Unregelmäßigkeiten. Trotzdem wollte der Chef der Sozialdemokraten die Wahl nicht anerkennen und forderte eine Expertenregierung. Ende August wurde mir von zehn bis 15 Leuten zugetragen, dass Zaev herumerzähle, er habe aufgezeichnete Telefongespräche, mit denen er mich und meine Partei erpressen werde.
Um was zu erreichen?
Eine Expertenregierung. Mitte September bekam ich eine SMS von Zaev, in der er mich um ein Treffen bat. Ich schaltete die Behörden ein, denn ich befürchtete eine Erpressung. Der Staatsanwalt ordnete an, meine Gespräche mit Zaev aufzunehmen. Zaev teilte mir mit, er besitze Telefonmitschnitte und sei bereit, das Material zu nützen. Aber das sei nicht gut für das Land, deshalb solle es eine Expertenregierung geben. Ich wurde erpresst.
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