08.09.2041 – Vor 50 Jahren sprachen sich in einem Referendum bei einer Abstimmungsbeteiligung von 75 % über 90 % der makedonischen Bürgerinnen und Bürger für die Unabhängigkeit und Souveränität der Republik Makedonien aus, wobei diese das Recht haben sollte, einem neu zu formierenden und später nie gegründeten jugoslawischen Staatsgefüge aus souveränen Staaten beizutreten. Diesem Referendum vom 08.09.1991 folgte 10 Tage später die formelle Unabhängigkeitserklärung der Republik Makedonien von der „Sozialistisch Födrativen Republik Jugoslawien“ („SFRJ“). Was heute nach 50 Jahren eine Selbstverständlichkeit ist, war noch vor einigen Jahrzehnten hart umkämpft.
Der steinige Weg um Anerkennung
Die Unabhängigkeitserklärung der Republik Makedonien war bei den Nachbarstaaten nicht unumstritten. Für Bulgarien waren die ethnischen bzw. slawische Makedonier Teil der bulgarischen Kulturnation und nicht eigenständig. Griechenland sprach dem neuen Staat das Recht ab sich als „Republik Makedonien“ zu bezeichnen. Selbst die Bezeichnungen für die Nation, die Sprache und die Staatsbürgerschaft der Republik Makedonien wurden von griechischer Seite strikt abgelehnt. Nach der damaligen griechischen Auffassung präjudizierte das antike Makedonien das heutige Makedonien. Da das antike Makedonien nach mehrheitlicher Auffassung der griechischen Geschichte und Kultur zugerechnet wurde, musste dies nach griechischer Auffassung auch in der Neuzeit noch für die Bezeichnungen „Makedonien“, „Makedonierin/Makedonier“, „Makedonisch“ und „makedonisch“ gelten. Erst am 08.04.1993 erfolgte die Aufnahme der Republik Makedonien in die Vereinten Nationen und auch nur unter der provisorischen Bezeichnung „Die ehemalige jugoslawische Republik Makedonien“. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen stellte am Tag zuvor die Existenz des Namensstreits als mögliche Gefährdung für den Frieden und die Stabilität in der betroffenen Region fest und empfahl daher die Aufnahme des makedonischen Staates unter der provisorischen Bezeichnung. Mit der Aufnahme der Republik Makedonien in die Vereinten Nationen erfolgte auch ihre bilaterale Anerkennung durch die meisten Staaten der Welt, wobei diese in der Mehrheit der Fälle die Republik Makedonien unter ihrem verfassungsmäßigen Namen anerkannten. Dann fanden etwa 20 Jahren lang Gespräche zur Überwindung des sogenannten Namensstreits im Rahmen der Vereinten Nationen statt. Zwischen Februar 1994 und Oktober 1995 verhängte Griechenland ein Embargo gegen die Republik Makedonien, das durch ein Rahmenabkommen vom 13.09.1995 seinerzeit überwunden wurde. Dieses Abkommen bestätigte allerdings für über zwei Jahrzehnte des Status quo. Eine Mitgliedschaft der Republik Makedonien in der Europäischen Union (EU) und der NATO scheiterte etwa genauso lange, obwohl das Rahmenabkommen vom 13.09.1995 diese unter der provisorischen Bezeichnung „Die ehemalige jugoslawische Republik Makedonien“ zugelassen hätte. Doch Griechenland stellte sich damals stur, auch entgegen geschlossener und verbindlicher völkerrechtlicher Abkommen. Die Gespräche im Rahmen der Vereinten Nationen schienen zu keinem Ergebnis zu kommen.
Der Weg aus der damaligen Sackgasse
Über 25 Jahre nach der Aufnahme der Republik Makedonien in die Vereinten Nationen befasste sich der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erneut mit dem sogenannten Namensstreit. Dieser kam zu dem Schluss, dass aufgrund der verfassungsmäßigen Bezeichnung der Republik Makedonien nicht generell von einer Gefährdung für den Frieden und die Stabilität in der betroffenen Region ausgegangen werden kann. Vielmehr wäre eine Fortdauer des offenen Namensstreits zu einer Gefährdung für die Frieden und die Stabilität in der betroffenen Region geworden. Der bisherige Weg für eine Lösungsfindung wurde als nicht zielführend anerkannt. Darauf hin berief der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen einen internationalen Expertenrat aus entsprechenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein. Die Republik Makedonien, Griechenland und auch Bulgarien wurden als betroffene Parteien beteiligt. Schritt für Schritt arbeitete sich der Expertenrat durch die Geschichte und Kultur Makedoniens und gliederte diese in verschiedene Abschnitte. Jeder Abschnitt entsprach einer Epoche mit einer bestimmten kulturellen Entwicklungsstufe in Makedonien bzw. einer bestimmten personellen und territorialen Entwicklung des makedonischen Kulturraumes. So wurde z.B. das antike Makedonien vom römischen Makedonien abgegrenzt, welches wiederum vom byzantinischen Makedonien abgegrenzt wurde und so weiter. In einem übergeordneten Schritt unterschied der Expertenrat in personeller und in territorialer Hinsicht zwischen dem antiken Makedonien mit seinen Bewohnern und dem heutigen. Im Falle des heutigen Makedonien wurde territorial zwischen der Republik Makedonien als Völkerrechtssubjekt und der griechischen Region als völkerrechtlicher Bestandteil der Hellenischen Republik unterschieden. Ebenso unterschied der Expertenrat zwischen ethnischen bzw. slawischen Makedoniern als Nation und griechischen Makedoniern mit einer besonderen Regionalidentität als Teil der griechischen Nation. Die Empfehlungen des Expertenrates wurden dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen vorgelegt. Dieser forderte die betroffenen Parteien zu entsprechenden Verhandlungen auf Basis des Ergebnisses des Expertenrates auf. Andernfalls hätte sonst der Sicherheitsrat selbst die Ergebnisse des Expertenrates für völkerrechtlich verbindlich erklärt. Die Verhandlungen zwischen Griechenland und der Republik Makedonien führten relativ schnell zu einem Erfolg. Im Wesentlichen wurden die Empfehlungen des Expertenrates anerkannt und in einem völkerrechtlichen Vertrag dann auch verbindlich vereinbart. Als Ergebnis dieser Vereinbarung erfolgte eine Anerkennung der Republik Makedonien auch durch Griechenland unter ihrer verfassungsmäßigen Bezeichnung. Diese Anerkennung umfasste auch die Bezeichnungen für die makedonische Nation und Sprache sowie der sonstigen Identitätsmerkmale der makedonischen Nation und ihres Staatswesens. Die Republik Makedonien erkannte uneingeschränkt den griechischen Anteil an der gesamten makedonischen Geschichte und Kultur an. Insbesondere die Bedeutung des antiken Makedonien für den Hellenismus wurde seitens der Republik Makedonien anerkannt. Auch Bulgarien erkannte in einem separaten Abkommen mit der Republik Makedonien endgültig neben einer makedonischen Staatsnation auch eine von der bulgarischen Kulturnation unabhängige makedonische Kulturnation an.
Nach der historischen Einigung
Der historischen Einigung zwischen Griechenland und der Republik Makedonien folgten zwei weitere wichtige Abkommen. In einem „Bildungs- und Wissenschaftsabkommen“ wurden die Ergebnisse des Expertenrates und der darauf aufbauenden griechisch-makedonischen Vereinbarung als verbindliche Teile in die Lehrpläne für die Schulen in Griechenland und der Republik Makedonien aufgenommen. Sowohl an der Universität von Skopje als auch an der Universität von Thessaloniki wurden Fakultäten für makedonische Geschichte und Kultur auf Basis der Ergebnisse des Expertenrates und der darauf aufbauenden Vereinbarung eingerichtet. Auch die öffentlich-rechtlichen Medien in den beiden Staaten erhielten einen entsprechenden Bildungsauftrag. Die makedonische Frage als offene Frage und Streitgegenstand wurde so auch in der öffentlichen Wahrnehmung zu einer abschließend und erfolgreich geklärten Frage. In einem „Freundschafts- und Partnerschaftsabkommen“ wurden die guten griechisch-makedonischen Beziehungen weiter ausgebaut. Griechenland unterstützte die Republik Makedonien aktiv bei ihren Bemühungen um eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union (EU) und in der NATO. Die NATO-Mitgliedschaft der Republik Makedonien wurde bereits im Jahr nach der erfolgreichen griechisch-makedonischen Vereinbarung erreicht. Wenige Jahre später erfolgte auch die Mitgliedschaft der Republik Makedonien in der EU. Die an der historischen und territorialen Region Makedonien beteiligten EU-Staaten Bulgarien, Griechenland und Makedonien begriffen sich unter dem Dach der EU nicht mehr als Konkurrenten sondern als gemeinsame Erben der makedonischen Territorialgeschichte und begründeten einen gemeinsamen Kulturraum Makedonien (Kulturlandschaft Makedonien) Die Kulturlandschaft Makedonien galt sowohl von ihrer territorialen als auch von ihrer personellen Struktur her als sehr vielseitig und damit als ein Gewinn für die ganze Region und für Europa. Folgerichtig wurde innerhalb der EU in Kooperation mit Bulgarien, Griechenland und Makedonien die europäische Region Makedonien gegründet. Gerade für den Tourismus bot die europäische Kulturlandschaft Makedonien große Entwicklungsmöglichkeiten und führte zu einem regelrechten Boom in der Tourismuswirtschaft. Dies ermöglichte im Ergebnis auch eine deutlich gestiegene wirtschaftliche Prosperität für die europäische Kulturlandschaft Makedonien. So ist die Region Makedonien bis heute bekannt für ihre Weine. Es gibt Weine aus der griechischen Region Makedonien und aus der Republik Makedonien. Das vielseitige Weinangebot aus der europäischen Kulturlandschaft Makedonien, mit regionalen Eigenarten, entwickelte sich sowohl zu einem Gewinn für Griechenland als auch für die Republik Makedonien. Insgesamt bedurfte es aufgrund der gestiegenen Prosperität in Tourismus und Wirtschaft auch großer Infrastrukturprojekte, die gemeinsam von der EU, Bulgarien, Griechenland und der Republik Makedonien getragen wurden. Die europäische Kulturlandschaft Makedonien entwickelte sich so zu einem bedeutenden Arbeitgeber in der Region. Das Verhältnis zwischen den ethnischen bzw. slawischen Makedoniern und den albanischen Makedoniern entwickelte sich ebenfalls sehr positiv. Inspiriert vom Modell der Willensnation der Schweizer Eidgenossenschaft fanden sich auch die ethnischen bzw. slawischen Makedonier und die albanischen Makedonier zu einer Willensnation zusammen. Ihr Wille gemeinsam der EU und der NATO beizutreten und sich wirtschaftlich weiterzuentwickeln wurde erreicht. Der Lebensstandart der makedonischen Bevölkerung wuchs unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit. Als dezentralisierter Staat wurde die Republik Makedonien zwar kein Bundesstaat wie die Schweiz, organisierte sich jedoch regional ähnlich wie diese und übertrug weitgehende Befugnisse auf die Regionen. Der gemeinsame Wille das Schicksal zu teilen und gemeinsam die Zukunft zu gestalten wurde zu einer starken integrativen Kraft für die vielseitige Bevölkerung der Republik Makedonien. Dieser gemeinsame Wille und die gemeinsamen Ziele aller Makedonier, unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit, führten im Ergebnis zu einer einzigartigen Erfolgsgeschichte der Republik Makedonien und ihres Gesellschaftsmodells.
Die Feierlichkeiten zum 50. Unabhängigkeitstag
Zu den Feierlichkeiten in der makedonischen Hauptstadt Skopje kamen viele internationale Gäste. Besondere Ehrengäste waren natürlich die Staats- und Ministerpräsidenten aus Bulgarien und Griechenland. Auch die Regionalpräsidenten aus den griechischen Regionen West-Makedonien, Zentral-Makedonien und Ost-Makedonien-Thrakien kamen zu den Feierlichkeiten. Der makedonische Staatspräsident bekräftigte in seiner Rede, dass mit der Gründung der europäischen Kulturlandschaft Makedonien eine makedonische Antwort auf die vor Jahrzehnten offene makedonische Frage gefunden wurde. Diese makedonische Antwort sei jedoch ein Querschnitt einer bulgarischen, einer griechischen und einer ethnisch-makedonischen Antwort auf die makedonische Frage. Als gemeinsame Antwort brachte sie jedoch endgültig Frieden und Stabilität in die Region. Damit sei diese gemeinsame Antwort ein Gewinn für die an der europäischen Kulturlandschaft beteiligten EU-Staaten und für die EU selbst. Der griechische Staatspräsident hob ebenfalls die Vielseitigkeit Makedoniens hervor. Vor Jahrzehnten hätte die einseitige nationale Sicht auf die makedonische Frage dominiert und es sei davon ausgegangen worden, dass eine davon abweichende Sicht den Frieden und die Stabilität gefährden würde. Doch wurde zu unser aller Glück rechtzeitig erkannt, das nicht die Vielseitigkeit sondern die einseitige Sicht auf die Dinge den Frieden und die Stabilität in der Region hätte gefährden können. Deshalb habe sich Griechenland auch entschlossen vor 10 Jahren die ethnischen bzw. slawischen Makedonier als Minderheit anzuerkennen. Auch vom bulgarischen Präsidenten kamen positive Worte zur kulturellen Vielfalt Makedoniens. Eine von der bulgarischen Kulturnation separate makedonische Kulturnation wurde seinerzeit als große nationale Tragödie in Bulgarien empfunden. Heute könne diese Einstellung nicht mehr nachvollzogen werden. Denn gerade die Existenz einer makedonischen Kulturnation, die familiär mit einer bulgarischen Kulturnation verbunden sei, wäre der größte Gewinn für Bulgarien. Das Erfolgsprojekt „europäische Kulturlandschaft Makedonien“ habe dies in eindeutiger Weise gezeigt. Der Präsident der Europäischen Union ging sogar noch einen Schritt weiter. Er hob nicht nur die europäische Kulturlandschaft Makedonien hervor, die er als einen großen Erfolg für die betroffene Region darstellte. Mittlerweile seien alle südslawischen Völker unter dem Dach der EU vereint. Diese Einheit sei einzigartig und bisher ohne Beispiel in der Geschichte gewesen. Doch auch die makedonische Bevölkerung, mit all ihrer Vielseitigkeit und Verschiedenheit, habe mit der europäischen Kulturlandschaft Makedonien eine gemeinsame Wohnung unter dem Dach der EU gefunden. Der Ministerpräsident Makedoniens, der albanischer Makedonier ist, hob das erfolgreiche Gesellschaftsmodell der Republik Makedonien hervor. Heute würde nicht mehr nach der ethnischen Zugehörigkeit gefragt. Alle Makedonier würden unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit gleichwertigen Chancen in der Gesellschaft haben. Aufgrund dieses Gesellschaftsmodells würden sich alle Volksgruppe heute mit der Republik Makedonien identifizieren können. Dies sei ein wertvolleres Geschenk für den 50. Jahrestag der Unabhängigkeit der Republik Makedonien und der makedonischen Nation.
Schlussbemerkung
Dieser futuristische Artikel spielt im Jahre 2041 und ist daher natürlich fiktiv. Er stellt eine optimistische Sichtweise des Autors dar. Allerdings kann sich die in dem Artikel dargestellte Entwicklung auch so ereignen. Sie ist nicht völlig unwahrscheinlich. Im Gegenteil, sie ist eines der wahrscheinlicheren Wege für eine Lösungsfindung. Die finale Beantwortung der speziellen makedonischen Fragen nach den Identitäten der makedonischen Bevölkerung in der gesamten geographischen Region Makedonien und der an ihr beteiligten Staatswesen bedarf zuvor einer objektiven Klärung. Diese kann eigentlich nur im Rahmen eines entsprechenden und vom Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eingesetzten Expertengremiums erfolgen. Auch die Feststellung, dass die Fortdauer des sogenannten Namensstreit den Frieden und die Stabilität in der betroffenen Region mehr gefährdet als der verfassungsmäßige Name der Republik Makedonien dürfte wohl eine breite Anerkennung finden. Diesen Sachverhalt wird der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen bei einer offenen Fortdauer des sogenannten Namensstreits wohl auch entsprechend würdigen und eine alternative Lösungsfindung anstreben müssen. Ein Expertengremium wäre da ein gangbarer Weg. Auf Basis der Empfehlungen dieses Expertengremiums kann der Sicherheitsrat dann verbindliche Entscheidungen treffen. Zunächst müssen Griechenland und die Republik Makedonien in bilateralen Gesprächen versuchen auf Basis der Empfehlungen des Expertengremiums zu einer verbindlichen Übereinkunft zu kommen. Den genauen Rahmen hierfür sollte der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen festlegen. Wenn dies nicht klappen sollte, kann der Sicherheitsrat selbst einen verbindlichen Schiedsspruch fassen. Allerdings wäre eine Einigung zwischen den betroffenen Parteien selbst immer der bessere Weg als ein Schiedsspruch des Sicherheitsrates. Der weitere Weg nach einer Übereinkunft zwischen den betroffenen Parteien oder eines entsprechenden Schiedsspruches des Sicherheitsrates dürfte materiell von der gefundenen verbindlichen Lösung vorgegeben sein. Im Rahmen einer entsprechenden Bildungspolitik und öffentlich-rechtlichen Aufklärungsarbeit muss die vereinbarte Lösung dann in Griechenland und der Republik Makedonien inhaltlich umgesetzt bzw. implementiert werden. Der Traum von einer Lösungsfindung im sogenannten Namensstreit, von einem guten Miteinander aller Volksgruppen in der Republik Makedonien und einer von den EU-Mitgliedern Bulgarien, Griechenland und Makedonien getragenen europäischen Kulturlandschaft Makedonien hat auf jeden Fall eine wahrscheinliche Chance auf Erfüllung.