Wie erwartet stößt die mögliche Einführung der albanischen Sprache als zweite Amtssprache in der Republik Makedonien nicht auf ungeteilte Zustimmung in der Gesellschaft und der Politik. In der makedonischen Hauptstadt haben Tausende am 27. Februar 2017 dagegen protestiert. Zuvor hatte der mit der Regierungsbildung gescheiterte Vorsitzende der VMRO-DPMNE, Nikola Gruevski, zu Widerstand gegen die geplante Regierung unter Führung des SDSM und Einführung der albanischen Sprache als zweite Amtssprache aufgerufen.
Die inner-ethnischen Beziehungen müssen zweifellos weiter entwickelt werden. Die Angehörigen der albanischen Gemeinschaft mit einem Anteil von rund 25 Prozent an der Gesamtbevölkerung sind Bürgerinnen und Bürger der Republik Makedonien. Ihre Forderung nach einer Aufwertung zu einer zweiten konstitutiven Volksgruppe sind verständlich. Ebenso verständlich sind allerdings die Ängste der Angehörigen der makedonischen Kulturnation vor einer möglichen Spaltung des Staates. Hier muss sehr sensibel und verantwortungsbewusst einer Weiterentwicklung der inner-ethnischen Beziehungen stattfinden, ausgehend vom Rahmenabkommen von Ohrid. Doch ist eine Weiterentwicklung der Rechte der ethnischen Gemeinschaften kein Rückschritt und nicht zwangsläufig Separatismus. In der Schweiz gibt es vier Amtssprachen, die vierte, Rätoromanisch, wird dort nur von 0,7 Prozent der Bevölkerung gesprochen. Die Schweiz könnte in vielerlei Hinsicht als Vorbild für die Republik Makedonien dienen.