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Ehemaliger bosnisch-herzegowinischer Kommandant Naser Orić freigesprochen

Der früherer Kommandant  Naser Orić der Armee der Republik Bosnien und Herzegowina wurde am 09. Oktober 2017 von einem Gericht in der bosnisch-herzegowinischen Hauptstadt Sarajevo freigesprochen. Ihm wurde die Ermordung von drei serbischen Kriegsgefangenen während des ethnischen Krieges in Bosnien und Herzegowina (1992 – 1995) vorgeworfen. Der einstige Personenschützer des früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milošević gilt vielen bosnischen Muslimen (Bosniaken) als Kriegsheld. Während des ethnischen Krieges in Bosnien und Herzegowina organisierte er die Verteidigung der Stadt Srebrenica, in der im Juli 1995 Einheiten der bosnischen Serben rund 8.000 männliche Bosniaken ermordeten. Dieses Massaker von Srebrenica wird als Völkermord charakterisiert und gilt als schlimmstes Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges im Jahre 1945.

Naser Orić hat sich bereits vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien verantworten müssen. Die Anklagepunkte gegen ihn lauteten:

  • Willkürliche Zerstörung von Städten und Dörfern oder durch militärische Erfordernisse nicht gerechtfertigte Verwüstung,
  • Plünderung öffentlichen oder privaten Eigentums,
  • mehrfacher Mord,
  • mehrfache vorsätzliche Tötung,
  • mehrfache grausame Behandlung.

In dem Verfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien konnten dem ehemaligen Kommandanten der bosnisch-herzegowinischen Armee Naser Orić nur in zwei Fällen nachgewiesen werden, dass er es auf strafbare Weise unterlassen hat, gegen Mord und Misshandlung einzuschreiten. Unter anderem ging es dabei um die Ermordung von serbischen Kriegsgefangenen auf einer Polizeistation in Srebrenica. Die betroffenen serbischen Kriegsgefangenen waren dort zwischen September 1992 und März 1993 inhaftiert. Im Jahre 2006 wurde er von dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in erster Instanz zunächst zu zwei Jahren Haft verurteilt. In einem Berufungsverfahren hat das Tribunal jedoch festgestellt, dass es keinen Zweifel gebe, dass in der Zeitspanne zwischen September 1992 und März 1993 an den in einer Polizeistation in Srebrenica inhaftierten Serben schwere Verbrechen begangen worden seien, allerdings sei im Gerichtsverfahren die Verantwortung Orićs dafür nicht bewiesen worden. So wurde Naser Orić in dem Berufungsverfahren freigesprochen.