Der am 13. Juni 1942 in Thessaloniki geborene Giannis Boutaris ist seit Januar 2011 Bürgermeister in seiner Geburtsstadt. Er wurde im November 2010 im zweiten Wahlgang mit 50,2 Prozent der Stimmen gewählt. Boutaris ist Gründungsmitglied der „Initiative für Thessaloniki“ und der Kleinpartei „Drasi“ („Handeln“). Er gilt als Kritiker von Korruption und Klientelismus sowie der Griechisch-Orthodoxen Kirche. Er setzt sich für gut nachbarschaftliche Beziehungen zur Republik Makedonien und der Türkei ein. Trotz der Krise in Griechenland modernisierte er Thessaloniki und sanierte die Finanzen. Unter anderem wurde das Personal im Rathaus von 5000 auf 3000 Bedienstete reduziert Des Weiteren verbesserte er die Müllabfuhr und bekämpft die Korruption. Heute hat Thessaloniki sogar ein Budgetüberschuss.
Rund 25 Jahre war Thessaloniki unter der Herrschaft der Nea Dimokratia (ND), welche die Bürgermeister stellte. Der ND-Amtsvorgänger von Boutaris sitzt wegen Veruntreuung von 51,4 Millionen Euro jetzt im Gefängnis.
Giannis Boutaris (Bürgermeister von Saloniki) Quelle: https://www.thefamouspeople.comGiannis Boutaris setzt auf die kulturelle Vielfalt in Thessaloniki, welche die Stadt besonders in ihrer Geschichte prägte. So wurde der Gründer der Republik Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, am 19. Mai 1881 in Thessaloniki geboren, welche damals noch zum Herrschaftsgebiet des Osmanischen Reiches gehörte. Vor diesem Hintergrund fördert Boutaris die Annäherung zwischen Griechenland und der Türkei. Das Geburtshaus von Atatürk wurde renoviert, jetzt kommen jährlich 100.000 Touristinnen und Touristen aus der Türkei nach Thessaloniki.
Ein weiteres Anliegen von Boutaris ist es, das jüdische Leben und die jüdische Kultur in Thessaloniki wieder zu beleben. Dazu Boutaris wörtlich: „Ohne die Vergangenheit zu kennen, gibt es keine Zukunft. Abgesehen von Alexander dem Großen ist Thessaloniki vom Römischen Reich, Byzanz und dem jüdischen Einfluss geprägt. Thessaloniki war das Jerusalem des Balkans“ Vor dem Einmarsch der Deutschen und ihrer Verbündeten Bulgarien und Italien im Jahre 1941 lebten 50.000 Juden in Thessaloniki und es gab in dieser Stadt 40 Synagogen. Aufgrund der Deportation und Ermordung der Juden durch die deutschen Besatzer wurde das jüdische Leben in Thessaloniki zerstört. Jetzt soll in Thessaloniki ein jüdisches Museum gebaut werden. Damit soll gezeigt werden, was Totalitarismus, Faschismus und Hass anrichten können.
Giannis Boutaris engagiert sich auch für die Lösung des jahrelangen Namensstreits zwischen Griechenland und der Republik Makedonien. So besuchte Giannis Boutaris vor kurzem die makedonische Hauptstadt Skopje, wo er die gesamte Staatsriege der Republik Makedonien traf. „Der neue Regierungschef Zoran Zaev hat keine nationalistischen Ideen wie sein Vorgänger Nikola Gruevski, der ein schreckliches Unglück für das Land war. Zaev will einen Kompromiss bei der Namensgebung: Republik Neu-Mazedonien oder Nord-Mazedonien. Republik Mazedonien würde Griechenland niemals akzeptieren.“, so der Bürgermeister von Thessaloniki. Mit dem neuen Namen könnte Mazedonien „eine neue Identität für sich und die Menschen finden. Wenn man nach Skopje kommt, ist man in Disney-Land. Gruevski hat das Stadtbild verändert“. Wenn die neue Staatsbezeichnung endlich gefunden sei, könnte die Republik Makedonien mit den EU-Beitrittsverhandlungen und der NATO-Annäherung beginnen.
Unzufrieden ist Giannis Boutaris mit der Flüchtlingspolitik der Europäischen Union (EU). Die betroffenen griechischen Inseln seien völlig überfordert. Die Flüchtlinge und Migranten dürfen nicht aufs Festland, weil es die EU wegen des Türkei-Abkommens verbietet. Der Bürgermeister selbst geht innovative Wege in der Flüchtlingsbetreuung, die Gemeinde kaufte oder mietete leer stehende Gebäude und bringt hier Asylwerber für einige Monate unter, die Kinder bekommen Unterricht, auch Hunderte unbegleitete Jugendliche werden versorgt. Boutaris befürchtet, dass der Flüchtlingsstrom „wieder stärker wird“.
Nach Ansicht von Giannis Boutaris sei die Finanzkrise in Griechenland noch nicht überwunden. Die Krise sei nach seiner Auffassung nicht ökonomisch, sondern sozial. Nach dem Bürgermeister von Thessaloniki sei das kapitalistische System das Problem. So würden Reiche immer reicher, Arme immer ärmer und das soziale System würde immer schwächer. Des Weiteren haben die Politiker in Griechenland die Krise miserabel gemanagt, so Boutaris. Dennoch wird der aktuelle Ministerpräsident Alexis Tsipras nach Auffassung von Boutaris definitiv überleben. Wer die zukünftigen Wahlen gewinnen wird sei allerdings offen. Die Konservativen würden die Menschen nicht überzeugen und die sozialdemokratische PASOK sei tot.