Ein neues Bildungskonzept für die Schulen in der Republik Nord-Makedonien wird zu einem Politikum zwischen der Regierung und der Opposition. So soll in der Schule das Fach Sozialwissenschaften von der ersten bis zur dritten Klasse unter den Namen „Mensch und Gesellschaft“ und von der vierten bis zur neunten Klasse unter dem Namen „Geschichte und Gesellschaft“ gelehrt werden. Vor dem Hintergrund des Kulturstreits um die Identität von Makedonien zwischen Bulgarien und Nord-Makedonien ist auch das neue vorgesehene interdisziplinäre Fach innerhalb der Politik und Gesellschaft Nord-Makedoniens umstritten. Neben der Opposition kommt auch von Experten Kritik an dem Konzept.
Im Parlament treffen die Ansichten der Befürworter und der Gegner der Bildungsreform aufeinander. Die Opposition warnt vor einer übereilten Bildungsreform. Die Forderungen reichen von einer Verschiebung der Reform bis zu einem vollständigen Verzicht auf dieser. Soll solle u.a. das Fach Geschichte seine Eigenständigkeit behalten und nicht in ein sozialwissenschaftliches Fach integriert werden. Dies ist auch die Auffassung von einigen Experten. Die Regierung verteidigt die Reform. Es gehe hier nicht um Politik sondern lediglich um eine Bildungsreform. Die Studierenden werden weiterhin das Fach „Geschichte“ studieren. Die Schülerinnen und Schüler sollen mit den neuen interdisziplinären Fächern auf eine Zukunft in einer demokratischen und pluralistischen Gesellschaft vorbereitet werden.
Die Debatte über das neue Bildungskonzept wird auch in der Öffentlichkeit fortgesetzt. Abgesehen von der Opposition erhielt die Regierung von mehreren relevanten Institutionen Bemerkungen zu diesem Konzept. Bildungspolitik ist grundlegend für eine demokratische und pluralistische Gesellschaft. Sie ist auch grundlegend für eine Überwindung des Kulturstreits um die Identität Makedoniens zwischen Bulgarien, Griechenland und Nord-Makedonien. Nur objektiv-wissenschaftliche Erkenntnisse, frei von politischen Erwägungen, sollten vermittelt werden. Entsprechend sollte es einen möglichst breiten Konsens in der Politik und Gesellschaft geben. Daran sollten Regierung und Opposition zum Wohle der Menschen in Nord-Makedonien und in der Region arbeiten.