Der Präsident Bulgariens Rumen Radev und der österreichische Bundespräsident Alexander Van der Bellen trafen sich am 24. Oktober 2021 zu einem Gespräch. Thema waren unter anderen auch die Republik Nord-Makedonien und ihre Ambitionen der Europäischen Union (EU) beizutreten. Der Start der bereits beschlossenen Beitrittsgespräche zwischen der EU und der Republik Nord-Makedonien wird bisher durch Bulgarien blockiert. Bulgarien fordert von Nord-Makedonien die Anerkennung, dass die makedonische Nation und Sprache bulgarische Wurzeln hat. Es gibt viele Überschneidungen und Verbindungen zwischen der bulgarischen und der makedonischen Geschichte. Daher wäre die Republik Nord-Makedonien bereit bestimmte historische Sachverhalte und Personen einer gemeinsamen Geschichte zuzuordnen. Bulgarien stört sich auch an der Darstellung der bulgarischen Besatzungszeit während des Zweiten Weltkrieges im heutigen Nord-Makedonien.
Während in Bulgarien offiziell keine ethnisch-makedonische Minderheit anerkannt wird, pochen die Bulgaren auf ein Ende der Diskriminierung der ethnisch-bulgarischen Minderheit in Nord-Makedonien. Die Logik hinter der bulgarischen Auffassung, die ethnischen Makedonier haben bulgarische Wurzeln. Daher könne es nur eine Diskriminierung der Bulgaren in Nord-Makedonien und nicht umgekehrt geben. Des Weiteren werden die Auffassungen der Republik Nord-Makedonien zu den umstrittenen historischen Sachverhalten mit territorialen Ansprüchen gegenüber Bulgarien gleichgesetzt. Bulgarien verweist außerdem darauf, dass Albanien bereits seit drei Jahren eine bulgarische Minderheit anerkenne.
Der bulgarische Präsident Rumen Radew fordert von Nord-Makedonien die Einhaltung des „Vertrags zur Freundschaft, Guten Nachbarschaft und Zusammenarbeit“ vom 01. August 2017 ein, obwohl es selbst in eklatanter Weise gegen das Abkommen verstößt. Der Präsident Bulgariens führt weiter aus „Obwohl Skopje behauptet, die EU-Beitrittskriterien zu erfüllen, erleben wir immer noch eine systematische Verletzung der Rechte der Bürger Nord-Makedoniens bulgarischer Herkunft und deren Diskriminierung. Es gibt nach wie vor Hassreden gegen Bulgarien in Schulbüchern und im öffentlichen Raum. Der Fortschritt und die Lösung dieser Fragen hängen ausschließlich von der Politik Nord-Makedoniens ab. Bulgarien hat wiederholt seine Bereitschaft bekundet, einen konstruktiven und offenen Dialog zu führen“
Der Ministerpräsident der Republik Nord-Makedonien, Zoran Zaev, betonte die Bereitschaft Nord-Makedoniens, Bulgarinnen und Bulgaren ebenso wie alle anderen Nationalitäten in der Republik Nord-Makedonien gleichberechtigt in die Verfassung aufzunehmen. Dies könne jedoch erst kurz vor dem Beitritt des Landes zur EU geschehen. Bisher werden die Bulgaren nicht namentlich als Nationalität in der Verfassung der Republik Nord-Makedonien aufgeführt.