Wie jeder Staat auf der Welt hat auch Mazedonien einige Dilemmas. Sollte dieser demokratische staat seinen Namen ändern, und dank des „europäischen Diktats“ der EU beitreten, oder dieses Diktat nicht akzeptieren und außerhalb der Europäischen Union verbleiben?
Das Spiel der Europäischen Union
Die Europäische Union erkennt an, dass Mazedonien, mehr als alle anderen Staaten des Westbalkans, aktuell alle Bedingungen für den Beitritt in die Union erfüllt, mehr noch als zu dem Zeitpunkt, als Rumänien und Bulgarien der Union beitraten – es gibt aber ein „aber“. Dieses „aber“ ist aber, dass es erst den Namen ändern soll, nicht mehr Republik Mazedonien heißen darf, sondern einen anderen Namen annehmen soll, wie z.B. „Republik Nordmazedonien“, oder einen anderen Namen, der für Griechenland akzeptierbar ist. Die Mehrheit der Leser wird nun fragen, Warum? Weil Griechenland eine Region hat, die auch den Namen Mazedonien trägt? Paranoia? Ja, in der Tat, und das schlimmste dabei ist, dass all die Regierungen in den anderen EU-Ländern das wissen und diese Paranoia akzeptieren.
Der Wille einer unabhängigen Nation ist nicht gültig
Im Grunde spielt es keine Rolle, dass die Mazedonier in einem Referendum am 8. September 1991 ihren Willen in Ausdruck gebracht haben, in einem unabhängigen Staat zu leben der den Namen Republik Mazedonien tragen soll. Die Europäische Union versteckt sich hinter Griechenland wie ein kleiner Angsthase, der nicht nur ein Angsthase ist, sondern eher ein Heuchler. Weder die EU, noch die EU Heuchler, die Politiker, die Diplomaten und sogenannten Experten aus allen Fachgebieten sehen es als wichtig an, dass dies im Widerspruch zum geltenden internationalen Gesetz steht, und dass dieser Anspruch den politischen Selbstmord für die Regierung des amtierenden Premiers Nikola Gruevski sein würde. Doch was würde passieren, wenn der Druck auf Mazedonien groß genug sein würde? Die Hoffnung ist, dass enormer Druck schlussendlich erfolgreich sein könnte. Das interessanteste dabei ist, dass dieser absurde Anspruch von den „Boten der Demokratie“ und den „Lehrern“ von Zentral- und Westeuropa kommt.
Minderheitenrechte in Westeuropa
Die Tatsache, dass die EU-Staaten teilweise massive Probleme mit der Einhaltung von Rechten für Minderheiten haben, wie z.B. in Frankreich (Elsässer, Basken, Bretons, Katalanen, Korsen, etc.), in Griechenland (Mazedonier, Pomaken, Türken, Roma) und in Spanien (Basken, Gitanos, Katalanen, etc.), interessiert in der EU fast keinen. Dies ist das Wesen einer Heuchelei der EU – ein Set an Rechten für „uns“ und ein anderes Set an Rechten für „die anderen“. Und dann ist da noch der Lehreffekt, alle innerhalb und außerhalb der EU zu erziehen. Das beste Beispiel kommt aus Irland.
Die Iren haben in einem Referendum über die EU Verfassung abgestimmt – zunächst waren sie dagegen. Die EU hat reagiert und solange abstimmen lassen und auch „Überzeugungsarbeit“ geleistet, bis das „richtige“ Ergebnis vorlag. Nun liegt eine ähnliche Anfrage in Bezug auf Mazedonien auf dem Tisch. „Wir wissen, ihr habt Recht, jedoch aufgrund der Tatsache, dass wir eine nicht-demokratische EU sind und euer Land zu schwach ist, sich gegen uns zu wehren, wie Deutschland, Frankreich oder Großbritannien, geben wir euch Bedingungen und Kriterien vor, die euch „brechen“ werden, aber ihr werdet diese akzeptieren“ .
Das mazedonische Dilemma
Das mazedonische Parlament befindet sich aktuell in einer schwierigen Situation. Auf der einen Seite sehen die Mazedonier ihre Zukunft klar in der Union. Sie sind immernoch fest davon überzeugt, dass eine EU-Mitgliedschaft ihren Lebensstandard und auch die wirtschaftliche Entwicklung des Landes steigern wird. Falsch, weil man hierfür eine gut entwickelte und wettbewerbsfähige Wirtschaft braucht, eine Wirtschaft, die Mazedonien nicht hat. Die Nichtanerkennung der Entscheidung der Mazedonier, sich auch als solche zu benennen, verheißt auch nichts Gutes für die Zukunft, denn wenn sie den Staatsnamen heute nicht anerkennen, dann werden sie dies in der Zukunft auch nicht tun. Während andere EU Staaten das erreichen können, was sie wollen, wird es Mazedonien nicht schaffen. Der Staat entwickelt sich zu einer „Kolonie“, ja einem „Protektorat“ hin. Jedoch würde das niemand in der EU-Politik in Bezug auf die Beziehungen zu Mazedonien so beschreiben.
Den Namen ändern – der politische Selbstmord
Den Namen zu ändern wäre politischer Selbstmord, nicht nur für die aktuelle Regierung, sondern für alle anderen auch. Unglücklicherweise tut die aktuelle Opposition in Mazedonien, die früheren Kommunisten, heute SDSM, alles, um die Forderungen aus Brüssel zu erfüllen. Mit einem sehr großen Einfluss in den Medien (ca. 90%) wird die mazedonische Zukunft schwarzgemalt, wenn Mazedonien nicht so schnell wie möglich EU-Mitglied wird – und deshalb müssten die griechischen Forderungen auch erfüllt werden.
Aktuelle Umfragen zeigen, dass 57% der mazedonischen Bevölkerung eine Namensänderung ablehen. Im Gegensatz dazu befürworten 90% der in Mazedonien lebenden albanischstämmigen Bürger eine Namensänderung, nur um der EU beizutreten; und Dank dieses Beitritts, wären sie in der Lage, auch innerhalb der EU zu arbeiten und auszuwandern. Dieses Beispiel zeigt, unglücklicherweise, wie unterschiedlich Visionen in einer multiethnischen Gesellschaft sein können. Für einige ist „Mazedonisch“ ein Mittel der Selbstbestimmung und der Geschichte, für die andere Gruppe, Albaner, ist es ein Mittel des Selbstinteresses anstatt des Staatsinteresses, das leider nicht deckungsgleich ist.
Die kontinuierlichen Forderungen der albanischen Minderheit in Mazedonien haben stets zu politischen Spannungen geführt. Die Mazedonier fühle eine Ungerechtigkeit des internationalen Drucks, der den Albanern überproportional mehr Rechte verliehen hat. Dies ermöglicht ihnen einen überproportionalen Zugang zu Reichtum und Parität in allen Staatsinstitutionen, und die Anerkennung der albanischen Sprache als zweite offizielle Sprache, obwohl die albanische Minderheit ca. 20% der Gesamtbevölkerung ausmacht. Werden in der EU oder in den USA Minderheitensprachen als offizielle Staatssprachen anerkannt? Nein, aber Mazedonien wurde zu dieser Anerkennung gezwungen.
Original: „Macedonian dilemma, Ireneusz A. Slupkov, August 05, 2010“ (http://www.americanchronicle.com/articles/view/174231)