Zwei Hürden muss das Prespa-Abkommen zur Lösung des Kulturstreits zwischen Griechenland und der Republik Makedonien noch nehmen: Der endgültige Beschluss der Verfassungsänderungen zur Implementierung des Abkommens in der Republik Makedonien Mitte Januar 2019 und die Ratifikation durch das griechische Parlament kurz nach dieser Abstimmung. In der Republik Makedonien ist hierfür eine Zweidrittelmehrheit (80 von 120 Abgeordneten) erforderlich. In Griechenland ist eine relative Mehrheit im Parlament erforderlich. In beiden Fällen dürfte das Ergebnis knapp werden und unsicher sein.
Sowohl in Griechenland als auch in der Republik Makedonien ist das Prespa-Abkommen sehr umstritten. Unparteiisch betrachteten ist es jedoch ausgewogen. Beide Seiten müssen gleichermaßen von ihren Extremstandpunkten abrücken. Das Abkommen ist daher gut für Griechenland, die Republik Makedonien und den Westbalkan. Es bietet eine gute Basis noch offene Streitpunkte unter besseren Rahmenbedingungen zu klären.
Bei einer erfolgreichen Umsetzung des Abkommens würde die Republik Nord-Makedonien unverzüglich Mitglied der NATO werden. Im Juni 2019 entscheidet der Europäische Rat, bestehend aus den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU), über den Beginn der EU-Beitrittsgespräche mit der Republik Nord-Makedonien. Das Jahr 2019 ist also ein entscheidendes Jahr für den weiteren Weg der Republik Makedonien bzw. Nord-Makedonien und die makedonisches Nation.