Zum Gedenken an den Todestag des größten makedonischen Helden und Revolutionärs Goce Delcev, fand heute in der Kirche Sv. Spas in Skopje, eine Gedenkfeier zu seinen Ehren statt. Die Zeremonie leitete das Kirchenoberhaupt der makedonisch-orthodoxen Kirche, seine Heiligket g.g. Stefan. Die Kirche Sv. Spas ist Goce Delcevs letzte Ruhestätte.
An Delcevs Grab legten heute zahlreiche Politiker einen Kranz nieder, darunter der neugewählte Präsident Gjorge Ivanov, zahlreiche Minister, der neue Bürgermeister Skopjes Koce Trajanovski und auch eine Delegation aus dem Kabinett des noch aktuellen Präsidenten, Branko Crvenkovski. Aber auch Vertreter der Makedonischen Akademie der Wissenschaft und Künste (MANU) und auch der Schriftstellerverband Makedonies legten Delcev zu Ehren, einen Kranz nieder.
Neben dieser Gedenkfeier am Grab Delcevs, wird im makedonischen Parlament traditionell der „Goce Delcev – Preis“ verliehen, welcher zahlreiche Autoren wissenschaftlicher Werke, würdigt.
Der Visionär Goce Delcev, der die Welt als ein Feld für den kulturellen Wettbewerb der Völker verstanden hat, wurde von der osmanischen Armee am 4. Mai 1903 im Dorf Banitsa (heute Griechenland, bei Serres) erschossen. Das Ziel seiner letzten Reise war Smilevo (heute R. Makedonien) ein Dorf, in dem die damaligen Revolutionäre der „Inneren Makedonischen Revolutionären Organisation“ – IMRO (VMRO) tagten (2. – 7. Mai 1903) und schließlich den Beschluss fassten, einen gesamtmakedonischen Aufstand am Elias-Tag zu starten. Delcevs Ziel war jedoch, die Revolutionäre und vor allem Nikola Karev, dem später ersten und einzigen Präsidenten der „Republik Krusevo“, davon abzuhalten, einen Aufstand zu beginnen da dies seiner Meinung nach noch zu früh sei und somit zum Scheitern verurteilt wäre. So geschwächt, würde das makedonische Volk seine Chance auf eine Befreiung verspielen.
Die Historiker sind sich heute einig, dass Goce Delcev veraten wurde, nur über die vermeintlichen Verräter und deren Hintergründe gibt es unter den makedonischen Historikern unterschiedliche Auffassungen. Doch eine Meinung scheint sich immer mehr durchzusetzen. Der Historiker Mihajlo Minovski der über den Tod Delcevs ein Buch herausgebracht hat ist überzeugt, dass Delcev gezielt von Sofia verraten wurde. Er geht davon aus, dass die bulgarischen Agenten über die Männer des sogenannten „pro-bulgarischen Flügels“ der damaligen VMRO, Delcev gezielt gesucht haben um ihn dann an die Osmanen zu verraten. Die Verräter wurden nach dem Ilinden-Aufstand gefasst und liquidiert, das belegen einige Dokumente.
Sofia sah in der Aktivität Delcevs eine Gefahr für seine eigenen Interessen. So war Sofia, im Gegensatz zu Delcev, nicht an einen Erfolg des Aufstandes interessiert da man befürchten musste, dass man dadurch Makedonien und die Makedonier „verlieren“ würde. Vielmehr tat man alles dafür, dass der Aufstand scheiterte um so die Bevölkerung Makedoniens noch mehr an Sofia und Bulgarien binden zu können. Durch den Ruf und die Autorität die Delcev bei den Revolutionären besaß, wäre es wahrscheinlich gewesen, dass er die Revolutionäre in Smilevo davon hätte überzeugen können, den Aufstand zu verschieben und so ein Scheitern zu verhindern. Sofia konnte dies letztlich nicht zulassen.
Der Tod Goce Delcevs hat daraufhin die Situation in Makedonien radikal verändert, vor allem im Hinblick auf die revolutionären Bestrebungen der VMRO zur damaligen Zeit, bis hin zur Teilung Makedoniens nach dem Zweiten Balkankrieg 1913.
Goce Delcev wurde am 4. Februar 1872 in Kukush (gr.: Kilkis) geboren und war Sohn von Nikola Delcev und Sultana Delceva. Er besuchte das Gymnasium in Saloniki und daraufhin die Militärakademie in Sofia. Anschließend war er Lehrer in Stip und arbeitete damals für die TMORO, dem Vorläufer der VMRO, aktiv an der Befreiung Makedoniens vom Osmanischen Reich mit.
Delcev hat zahlreiche schriftliche Dokumente und Briefe hinterlassen. In einem Brief schreibt er, dass er sich aktiv für ein unabhängiges Makedonien einsetzt, welches der armen Bevölkerung weitgehende Rechte sichern soll: „Der Erfolg des Kampfes wird nur mit mühevoller Arbeit kommen, mit der wir uns den Türken, Griechen, Wlachen und Arnauten annähern werden. Wir werden sie überzeugen, dass wir uns inständig für einen progressiven Staat einsetzen in dem jeder Bürger jegliche Rechte, auch in kultureller und sozialer Hinsicht, genießen wird. Dann werden sie uns brüderlich ihre Hand reichen und gemeinsam werden wir den Kampf fortführen. So verstehe ich auch die Welt, als ein Feld für den kulturellen Wettbewerb der Völker.“
Quelle: a1