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Nationalisten mobilisieren Hunderttausende für Demonstrationen in Athen

Am Sonntag, den 4.2.2018 sollen Hunderttausende Menschen in Athen demonstrieren. Mit organisierten Bustransfers sollen aus dem gesamten Land die Menschen nach Athen gebracht werden, um dort gegen eine Lösung im sog. Namensstreit mit der Republik Makedonien zu demonstrieren, in der der Name MAKEDONIEN vorkommt.

Hunderttausende Griechen protestieren gegen die Republik Makedonien und deren verfassungsmäßigen Namen

Die rechtsnationalistischen Organisatoren nutzen Bilder und Plakate, die an faschistische Hetzkampagnen der deutschen NS-Zeit erinnern und manipulieren so die Menschen in Griechenland. Und viele fallen darauf rein.

 

Griechenland hat sich in den letzten Jahren so sehr in eine eigene ideologische Welt hineingesteigert, aus die es nur schwer herauskommt, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Der Druck internationaler Organisationen wie der NATO und der EU steigt stetig, dass der nun seit über 25 Jahre andauernde absurde Streit beigelegt wird und westliche Strömungen schlussendlich die Vorherschafft auf der Balkanhalbinsel übernehmen können. Ohne eine Republik Makedonien in der NATO wird es keine sichere Stabilisierung dieser Region geben können, denn Russland hat bereits ein Auge auf die Region geworfen, nachdem in der Ostukraine die Ziele erreicht wurden.

Es schein absurd, wenn man sich vorstellt, dass heute im 21. Jahrhundert Hunderttausende Menschen in Athen dafür protestieren, dass Makedonien griechisch sei. Der erste große griechische Held war Phillip II. mit seinem Sohn Alexander, der später als Alexander der Große bekannt werden sollte, der in der Schlacht Chaironeia im August 338 v. Chr. die alliierten griechischen Heere vereinigte. Diese gewaltsame Vereinigung der griechischen Stadtstaaten war zu damaligen Zeiten eher eine Eroberung und brachte den damaligen Makedonen die Vorherrschaft über alle griechischen Stadtstaaten. Es war das Ende des letzten ernsthaften Aufbäumens der restlichen Griechen gegen Makedonien und, wenn dies den Zeitgenossen auch noch nicht klar war, das Ende der traditionellen Poliswelt.

Relativ schnell wurde die gesamte Region ca. 200 v. Chr. von den Römern erobert. Die Region erlebte zahlreiche Kriege und neue Herrscher. Insbesondere die osmanische Besatzung dauert ca. 500 Jahre und prägte die Region und die Menschen. Religionen wurden entdeckt, sei es das Christentum oder der Islam und ab dem 19 Jhd. fing mit der französischen Revolution auch Nation-Building an, die Bildung von Nationalstaaten und Nationen.  Den weiteren Verlauf der Geschichte ist jedem bekannt, der Pelagon.de regelmäßig liest. Interessanterweise hatte ein griechischer Staat Makedonien noch nie erobert gehabt bis zum Jahr 1913, als im Friede von Bukarest die Region Makedonien unter den Siegermächten des 2. Balkankrieges zwischen Serbien, Bulgarien und Griechenland aufgeteilt wurde. In den darauffolgenden Jahren wurde der griechische Teil Makedoniens einer systematischen Gräzisierung unterzogen, Personennamen und Dorfnamen wurden ins griechische übersetzt, ab 1920 wurden Millionen Griechen nach Makedonien im Rahmen eines großen Bevölkerungsaustausches mit der Türkei angesiedelt. Die Region wurde Mitte des 20 Jahrhunderts systematisch hellenisiert.

Bevölkerungsaustausch zwischen der Türkischen Republik und Griechenland

Heute gehen nun zahlreiche Menschen in Athen auf die Straße und demonstrieren für diejenigen antiken Eroberer, die Athen unter makedonischer Herrschaft gebracht hatten. Es verdeutlicht die verschobene Wahrnehmung, von einem verfälschten Makedonien-Bild und einer teil-konstruierten Geschichtsschreibung in Griechenland in den vergangen 100 Jahren. Die Makedonen werden heute als Helden vergöttert – die antiken „Griechen“ wären sicherlich nicht in Athen auf die Straßen gegangen und hätten Philipp und Alexander in Athen mit Blumen Willkommen geheißen. Welch verkehrte Welt – dies zeigt wie absurd auch dieser sog. Namensstreit in Wirklichkeit ist.