von Michael Martens für die FAZ vom 23. März 2009.
In der ersten Runde der Präsidentenwahl in Mazedonien haben sich am Sonntag die Kandidaten der beiden größten von der slawischen Bevölkerungsmehrheit des Landes unterstützten Parteien für den Stichentscheid qualifiziert. Dieser soll am 5. April stattfinden.
Die meisten Stimmen erhielt nach vorläufigen Angaben mit etwa 35 Prozent der Kandidat der regierenden konservativen Demokratischen Partei für die Mazedonische Nationale Einheit, Georgi Ivanov.
Sein Sieg in der ersten Runde war erwartet worden und gilt angesichts seines Gegenkandidaten nun auch in der zweiten Runde als relativ sicher. Gegner Ivanovs wird der Kandidat des oppositionellen Sozialdemokratischen Bundes Ljubomir Frkoski sein, der nach den vorläufigen Ergebnissen etwa 20 Prozent der Stimmen erhielt.
Wahlforscher irrten sich diesmal nicht. Das Ergebnis entspricht den Wahlprognosen. Danach lag der Albaner Imer Selmani meist auf dem dritten Platz, den er mit einer Zustimmung von rund 15 Prozent nun tatsächlich auch einnehmen konnte.
Selmani erhielt an den Urnen deutlich mehr Zustimmung als die Kandidaten der beiden etablierten albanischen Parteien des Landes zusammen. Ein von dem ehemaligen Freischärlerführer Ahmeti aufgestellter Kandidat brachte es auf kaum sieben Prozent, eine weitere albanische Anwärterin erhielt um die drei Prozent der Stimmen.
Abstimmung ohne blutige Zwischenfälle
Neu für Mazedonien ist zudem, dass Selmani auch in slawisch geprägten Gebieten des Landes Stimmen erhielt. Es dürften nach den bisher vorliegenden Ergebnissen zwar nicht sehr viele gewesen sein, doch dass es ein solches Phänomen überhaupt gibt, ist angesichts des bisher streng ethnischen Wahlverhaltens in Mazedonien neu.
Achtungserfolg für Imer Selmani als Vertreter der albanischen Minderheit
Selmani hatte sich den Wählern als Pragmatiker ohne Interesse an den von anderen albanischen Politikern in den Mittelpunkt gerückten ethnischen Fragen empfohlen. Mit ihm und seiner Partei „Neue Demokratie“ wird daher künftig zu rechnen sein.
Anders als die Parlamentswahl im vergangenen Jahr verlief die Abstimmung am Sonntag ohne blutige Zwischenfälle. Damals waren bei Zusammenstößen in von Albanern dominierten Wahlkreisen mehrere Personen verletzt worden, ein Mann wurde bei einer Schießerei getötet.
Quelle: Michael Mertens für die FAZ