Bulgarien und die Republik Makedonien streben gute nachbarschaftliche Beziehungen und die Überwindung ihrer kulturellen Streitigkeiten an. Aus diesem Grunde wurde am 01. August 2017 zwischen beiden Staaten ein „Vertrag über gute Nachbarschaft“ unterzeichnet. Der Vertrag beruht auf der gemeinsame Deklaration vom 22. Februar 2017 und dürfte ein Meilenstein in der Entwicklung der bulgarisch-makedonischen Beziehungen darstellen. In der Deklaration vom 22. Februar 1999 akzeptierte Bulgarien das Recht der Bevölkerung der Republik Makedonien auf nationalen Selbst-Identifizierung und erkannte damit faktisch eine von der bulgarischen Kulturnation getrennten eigenständigen Kulturnation an. Unter den nachfolgenden Regierungen in Bulgarien und der Republik Makedonien geriet die Deklaration immer mehr in den Hintergrund.
Der Vertrag bekräftigt die gemeinsame Deklaration von 1999 nicht nur, er erweitert sie sogar um wichtige Punkte. So sollen kulturelle Streitpunkte zwischen beiden Staaten durch ein Expertengremium objektiv nach wissenschaftlichen Kriterien geklärt werden. Historische Ereignisse, welche beide Staaten betreffen oder von beiden als nationales Kulturerbe beansprucht werden, sollen von nun an gemeinsam begangen werden. So fand anlässlich des Feiertages am 02. August (Ilinden-Aufstand, welcher am 02. August 1903 begann) eine gemeinsame bulgarisch-makedonische Zeremonie am Grab von Goce Delčev an der Kirche Sveti Spas in der makedonischen Hauptstadt Skopje statt.
Zur aktuellen Entwicklung der bulgarischen-makedonischen Beziehungen, welche auch Vorbild für die Entwicklung der Beziehungen zwischen Griechenland und der Republik Makedonien sein könnte, wird es in Kürze einen ausführlichen Artikel geben. Nichtsdestotrotz wird der Vertrag auf beiden Seiten auch kontrovers diskutiert, da viele Themen sehr allgemein gehalten werden und zahlreiche Interpretationsmöglichkeiten zulässt.