Albanien und Serbien wollen ihre gegenseitigen Beziehungen verbessern und ihre Kooperation ausbauen. Beide eint das Ziel Mitglieder der Europäischen Union (EU) werden zu wollen. Ohne die Beilegung von bilateralen Konflikten und Meinungsverschiedenheiten geht dies nicht. In der Vergangenheit waren die Beziehungen zwischen Albanien und Serbien oft angespannt, vor allem wegen der ehemaligen serbischen Provinz Kosovo, die zu über 90 Prozent von ethnischen Albanern bewohnt wird. Schon kleinere Zwischenfälle können die Beziehungen zwischen beiden Staaten aus dem Gleichgewicht bringen, so der Zwischenfall während eines Fußballspiels zwischen Albanien und Serbien im Oktober 2014.
Am 14. Oktober 2014 wurde ein Fußballspiel zwischen Albanien und Serbien in Belgrad abgebrochen. Zunächst riefen tausende serbische Fans fast 40 Minuten lang anti-albanische Parolen, darunter auch die Forderung nach dem Tod der Albaner. Nach etwa der Hälfte des Spiels tauchte eine ferngesteuerte Drohne mit einer groß-albanischen Flagge auf, die ein Großalbanien zeigte, das neben dem Kosovo auch Gebiete von Makedonien und Serbien umfasste. Es kam zum Streit zwischen den albanischen und serbischen Spielern sowie zu Ausschreitungen im Stadion und in Belgrad.
Dann wurde aus diesem Zwischenfall ein politischer bzw. zwischenstaatlicher Streit zwischen Albanien und Serbien. Der serbische Ministerpräsident Aleksandar Vučić behauptete, die Drohne sei vom Bruder des albanischen Ministerpräsidenten Edi Rama, Olsi Rama, gesteuert worden. Diese Behauptung wurde von albanischer Seite umgehend zurückgewiesen und konnte durch keinerlei Fakten belegt werden. Ein Besuch des albanischen Ministerpräsidenten in Belgrad wurde daraufhin verschoben.
Der nationalistische Streit ist aus der Tagespolitik von Albanien und Serbien wieder verschwunden. Keine Parlamentspartei in Albanien fordert ein „Großalbanien“ bzw. ein „ethnisches Albanien“. Allerdings gerade in den sozialen Netzwerken und unter jungen Albanern ist die Idee eines Großalbaniens bzw. ethnischen Albaniens durchaus populär. Der beim Fußballspiel verkaufte Quadrocopter ist in ganz Südosteuropa populär. In Albanien gibt es T-Shirts mit der groß-albanischen Flagge zu kaufen. Allerdings ist im Ergebnis die Idee einer möglichen Vereinigung des Kosovos mit Albanien auf beiden Seiten nicht populär. Zu groß sind auch die gesellschaftlichen Unterschiede nach gut 100 Jahren separater Entwicklung. So konnten sich zum Beispiel die albanischen Kosovaren im Rahmen des jugoslawischen sozialistischen Modells wesentlich freier entfalten als die Albaner in der sozialistischen Diktatur Albaniens.
Auf politischer Ebene stehen die europäische Integration und die wirtschaftliche Prosperität auf der Tagesordnung von Albanien und Serbien. Zwar kommt es bei bestimmten Vorkommnissen mit Symbolgehalt noch zu nationalistischen Reflexen, doch im Ergebnis zeigt alles in Richtung Verbesserung der Beziehungen und Kooperation. Auch das Verhältnis zwischen Serbien und dem Kosovo hat sich, bis auf die Klärung des endgültigen völkerrechtlichen Status des Kosovo, normalisiert. In praktischen Fragen sind Übereinkünfte erzielt worden und es findet auch eine vorsichtige Kooperation zwischen Serbien und dem Kosovo statt. Faktisch geht Serbien von einem unabhängigen Kosovo aus. Langsam dürfte auch eine Annäherung in der Status-Frage zumindest im Bereich des Möglichen gelangen.
Im August 2015 findet wieder eine Balkan-Konferenz statt, an der die Regierungs- und Staatschefs der Staaten des Westbalkans teilnehmen. Die letzte derartige Konferenz fand in Berlin statt. Die kommende wird in Wien stattfinden. Im Falle von Albanien und Serbien sollen unter anderem von Seiten der Bundesrepublik Deutschland Bildungs- und Infrastrukturprojekte gefördert werden. Des Weiteren hat Deutschland Wirtschaftsprojekte in Aussicht gestellt, wenn von Seiten Albanien und Serbiens konkrete Vorschläge auf dem Tisch liegen. Unter anderem aus diesem Grunde dürften eine Verbesserung der Beziehungen und eine Vertiefung der Kooperation zwischen Albanien und Serbien geboten sein.