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Bulgarien wettert gegen die Nation und Sprache der ethnischen Makedonier

Trotz des „Vertrages zur Freundschaft, Guten Nachbarschaft und Zusammenarbeit“ vom 01. August 2017 wettert Bulgarien weiterhin gegen die Nation und Sprache der ethnischen Makedonier in der Republik Nord-Makedonien. Aufgrund dieses Vertrages ist eine gemeinsame multidisziplinäre Expertenkommission für historische und bildungsrelevante Fragen auf paritätischer Grundlage eingerichtet worden. Die gemeinsame Geschichte soll nach objektiven, authentischen und wissenschaftlichen Kriterien bewertet und der Deutungshoheit durch die Politiker entzogen werden. Historische Ereignisse und Persönlichkeiten sollen aufgrund der vielfältigen Verbindungen zwischen Bulgarien und Makedonien in der Vergangenheit gemeinsam begangen werden und gelten damit als Bestandteile der Geschichte und Kultur von beiden Nationen. Damit wollten die Republiken Bulgarien und Nord-Makedonien ein neues Kapitel in ihren Beziehungen beginnen und ihre kulturellen Streitigkeiten endgültig beilegen.

Bulgarien versucht allerdings außerhalb dieses Rahmens die kulturelle Eigenständigkeit der Nation und Sprache der ethnischen Makedonier in der Republik Nord-Makedonien in Frage zu stellen. Nach bulgarischer Auffassung sind die ethnischen Makedonier Teil der bulgarischen Kulturnation und die makedonische Sprache ein westbulgarischer Dialekt. Ein entsprechendes Memorandum sandte Bulgarien an die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) anlässlich des Starts der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Republik Nord-Makedonien, damit dieses bei den Verhandlungen mit berücksichtigt werden soll. Darin wird explizit behauptet, dass die ethnischen Makedonier ein Projekt Titos waren, deren makedonische Identität und Sprache erst seit dem 02. August 1944 existieren würden. Die Erschaffung dieser makedonischen Nation habe nach bulgarischer Auffassung dazu gedient die Beziehungen zwischen der Bevölkerung der Volksrepublik Makedonien von Bulgarien zu trennen. Bei der makedonischen Sprache würde es sich um eine regionale Norm der bulgarischen Sprache handeln. In dem Memorandum wird die EU aufgefordert, in allen offiziellen Dokumenten die Bezeichnung „Amtssprache der Republik Nord-Makedonien“ zu verwenden oder als letztes Mittel „die makedonische Sprache“ mit der Fußnote „gemäß der Verfassung der Republik Nord-Makedonien“ zu versehen.

In dem Memorandum behauptet Bulgarien auch, dass in den Archiven für den Zeitraum von 1944 bis 1946 Beweise für die Hinrichtungen von mehr als 20.000 Menschen enthalten sind, die sich in der jugoslawischen Volksrepublik Makedonien als Bulgaren identifizierten und dort die politische und intellektuelle Elite vertraten. „Mehr als 100.000 Bulgaren wurden getötet, inhaftiert, ins Exil oder in Konzentrationslager geschickt.“

In einem Interview bestätigte die deutsche Botschafterin Anke Holstein, dass es Schwierigkeiten mit einem Mitgliedstaat gebe, die EU-Beitrittsverhandlungen mit Nord-Makedonien aufzunehmen. Allerdings sei Bulgarien nach den Worten der Botschafterin auch an das „Ja“ zur Aufnahme der EU-Beitrittsgespräche gebunden.

Letztendlich müssen historische und kulturelle Fragen im Rahmen der vertraglich vorgesehenen Kommission nach objektiv-wissenschaftlichen Kriterien geklärt werden. Das Memorandum ist daher unproduktiv und verstößt gegen den Geist des „Vertrages zur Freundschaft, Guten Nachbarschaft und Zusammenarbeit“ zwischen Bulgarien und Nord-Makedonien.