Der ehemalige kosovarische Präsident Hashim Thaçi ist wenige Stunden nach seinem Rücktritt am 05. November 2020 festgenommen und in eine Haftanstalt des Kosovo-Tribunals nach Den Haag überführt worden. Hashim Thaçi war nach der Bestätigung der Anklageerhebung gegen ihn wegen Kriegsverbrechen vor dem Kosovo-Tribunal in Den Haag als Präsident des Kosovos zurückgetreten. Er sagte dazu auf einer Pressekonferenz in der kosovarischen Hauptstadt Prishtina „Ich werde nicht als Präsident vor Gericht erscheinen. Um die Integrität des Staates zu schützen, trete ich heute zurück“
Hashim Thaçi war während des Krieges zwischen den albanischen Kosovaren und den Serben um die Unabhängigkeit der damaligen mehrheitlich von ethnischen Albanern bewohnten serbischen Provinz Kosovo in den Jahren 1998/99 Oberkommandierender der Befreiungsarmee des Kosovos „UÇK“. Die Staatsanwaltschaft des Sondertribunals hatte bereits im Juni 2020 gegen ihn und mehrere andere ehemalige Kommandanten der UCK vorläufige Anklage erhoben.
Hashim Thaçi und anderen ehemaligen Kommandanten der UCK werden schwere Verbrechen in zehn Punkten zur Last gelegt, darunter Folter, Mord und Verfolgung. Hunderte albanische Kosovaren, Serben, Roma und Angehörige anderer ethnischer Gruppen sowie politische Gegner gehörten der Anklage zufolge zu ihren Opfern.
Formell gehört das Kosovo-Sondertribunal in Den Haag als Gericht zur Justiz des Kosovos. Allerdings wurde dieses Gericht vom Kosovo erst nach internationalem Druck eingerichtet. Es hat die Aufgabe Kriegsverbrechen aufzuklären und zu ahnden, welche von Seiten der albanischen Kosovaren begangen worden. Insgesamt gab es in dem Krieg zwischen der UCK auf der einen und serbischen und jugoslawischen Streitkräften auf der anderen Seite mehr als 10.000 Tote und hunderttausende Vertriebene. Die meisten Verbrechen wurden auf serbischer Seite begangen. Mit den serbischen Verbrechen beschäftigte sich der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (1993 – 2017).