Zum Inhalt springen

Islamismus auf dem Balkan und vom Balkan

Die Muslime auf dem Balkan waren in der Vergangenheit moderat eingestellt. Für einen Großteil der dortigen Muslime gilt das auch heute noch. Ein kleiner Teil, die genaue Anzahl dürfte zur Zeit noch unklar sein, radikalisiert sich allerdings zunehmend. Nach dem Bericht einer österreichischen Sicherheitsbehörde haben sich in den vergangenen Jahren sogenannten „Salafistendörfer“, Schwerpunktmäßig in Bosnien und Herzegowina, auf dem Balkan gegründet, welche die Radikalisierung und Rekrutierung von islamistischen Kämpfern fördern sollen. Die Dörfer sollen maßgeblich dazu beitragen, abgeschlossene Milieus und Subkulturen zu etablieren. Demnach würden die Sicherheitsbehörden vor großen Herausforderungen stehen.

Die verstärkte Möglichkeit der ideologische Manipulierung und Rekrutierung von bosniakischen bzw. muslimischen Bosniern ist auf ihre Lage in Bosnien und Herzegowina zurückzuführen. Der Staat Bosnien und Herzegowina funktioniert in wichtigen Bereichen nicht und zwischen den in diesem Staat lebenden Volksgruppen gibt es seit dem ethnischen Krieg von 1992 bis 1995 aufgrund des Zerfalls der „Sozialistisch Föderativen Republik Jugoslawien“ („SFRJ“) Spannungen. Die soziale und wirtschaftliche Situation der bosnisch-herzegowinischen Bevölkerung ist schlecht und führt besonders bei den Jugendlichen, welche von einer sehr hohen Arbeitslosigkeit betroffen sind, zur Perspektivlosigkeit. Unter diesen Rahmenbedingungen kommt es dann durch entsprechende Einflüsse von Außen zu einer politischen oder religiösen Radikalisierung.

Nach dem österreichischen Bericht gäbe es Informationen, wonach die islamistische Radikalisierung durch Gelder aus dem Ausland unterstützt würde. So würden Männer dafür bezahlt sich lange Bärte wachsen zu lassen und Frauen dafür sich voll zu verschleiern. Damit solle das öffentliche Stadtbild entsprechend in eines mit einer islamischen Prägung verwandelt werden.

Der Bericht weist auch darauf hin, dass Bosnien und Herzegowina bereits Maßnahmen gegen die islamische Radikalisierung getroffen hätte. Unter anderem sei das Strafrecht angepasst worden, womit die strafrechtliche Verfolgung von terroristischen Organisationen, von Unterstützern in entsprechenden sozialen Netzwerken und von Teilnehmern an terroristischen Kampfhandlungen erleichtert wurde. Durch eine Reihe von Festnahmen zeige sich überdies der Anti-Terrorkampf der bosnisch-herzegowinischen Behörden.

Eine entsprechende Radikalisierung lässt sich auch unter einem Teil der jungen Muslime im Kosovo, in Serbien und in der Republik Makedonien beobachten. Auch in diesen Staaten bedarf es einer besonnenen Politik, welche sich bereits im Vorfeld gegen eine mögliche Radikalisierung richtet. Vor allem bedürfen diese Staaten einer erfolgreichen Sozial- und Wirtschaftspolitik sowie einer tatsächlichen Beitrittsperspektiven zur Europäischen Union. Ein stabiles soziales und wirtschaftliches Umfeld, eine ausgleichende und besonnene Politik gegenüber allen Menschen, unabhängig von ihrer ethnischen und religiösen Zugehörigkeit, und klare Perspektiven sind der besten Garant gegen eine Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung. Unabhängig von der zunehmenden Radikalisierung von Teilen der Bevölkerung muss auch klar bleiben, dass ein Großteil der Bevölkerung sich nicht radikalisieren lässt. Das gilt sowohl für Muslime als auch für andere ethnische oder religiöse Gruppen auf dem Balkan.