Bereits am 24. April 2020 wurde der kosovarische Präsident Hashim Thaçi vor dem Sondertribunal für das Kosovo in Den Haag wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt. Diese Anklage wurde am 24. Juni 2020 öffentlich gemacht, da Thaçi versucht haben soll die Arbeit des Gerichts zu blockieren und zu untergraben. Er soll sogar eine geheime Kampagne zur Abschaffung des Tribunals geführt haben. Die Anklageschrift muss jedoch noch von einem Richter bestätigt werden. Aufgrund der Anklage fuhr der Präsident des Kosovos nicht zu den Gesprächen mit dem serbischen Präsidenten Alexander Vučić am 27. Juni 2020 in die USA. Stattdessen sollte der kosovarische Ministerpräsident Avdullah Hoti an den Gesprächen teilnehmen. Doch auch dieser sagte ab, so dass es zu keinen Gesprächen zwischen Spitzenvertretern aus dem Kosovo und Serbien kam.
Hashim Thaçi war zur Zeit des Krieges im Kosovo, welcher seinen Höhepunkt in der ersten Hälfte des Jahres 1999 hatte, politischer Sprecher und Verhandlungsführung der „Befreiungsarmee des Kosovos“ (UCK). Die Anklage beschuldigt Thaçi sowie mehrere weitere Personen, darunter der ehemaligen kosovarischen Parlamentspräsident Kadri Vesel, für rund 100 Morde verantwortlich zu sein. Unter den Ermordeten sind Albaner, Serben, Roma und andere Ethnien. Insgesamt umfasst die Anklageschrift zehn Punkte, darunter Mord, Folter und Verfolgung. Die Anklage behauptet alle Vorwürfe gerichtsfest beweisen zu können.
Bisher sind alle kosovarischen Funktionsträger und Politiker von ihren Ämtern zurückgetreten, wenn Anklage gegen sie erhoben wurde, auch wenn sie auf unschuldig plädierten. Der kosovarische Präsident Hashim Thaçi trat bisher nicht zurück. Er weist die Vorwürfe zurück.