Der ehemalige Präsident der „Republika Srpska“ Radovan Karadžić ist in einem Berufungsverfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof (MICT) in Den Haag zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Urteil erging am 20. März 2019. In erster Instanz vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) war der jetzt 73-jährige noch zu 40 Jahre Haft verurteilt worden. Das jetzige Urteil im Berufungsverfahren ist endgültig und kann nicht mehr mit Rechtsmittel angefochten werden.
Die Verurteilung gegen Radovan Karadžić erfolgte für Völkermord, Kriegsverbrechen sowie Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des ethnischen Krieges in Bosnien und Herzegowina von 1992 bis 1995. Nach der Urteilsbegründung sei Radovan Karadžić schuldig wegen Mordes, Verfolgung und Zwangsvertreibung bosnischer Muslime (Bosniaken). Des Weiteren habe er die 44 Monate dauernde Belagerung der bosnisch-herzegowinischen Hauptstadt Sarajevo zu verantworten. In Sarajevo wurden aufgrund der Belagerung und der Beschießung von Außen rund 11.450 Personen, darunter 1.600 Kinder, getötet. Besonders schwerwiegend ist gemäß dem Urteil der Völkermord in Srebrenica zu bewerteten, bei dem 8.000 männliche Bosniaken ermordet wurden. Für diesen sei Radovan Karadžić ebenfalls verantwortlich. Bei dem sogenannten Massaker von Srebrenica wurden von der Armee der Republika Srpska unter Führung von General die UN-im Juli 1995 die Schutzzone Srebrenica überrannt, die Morden durchgeführt und die Ermordeten anschließend in Massengräbern verscharrt. Des Weiteren wurde Radovan Karadžić im Urteil auch die Geiselnahme von UN-Soldaten angelastet.
Radovan Karadžić wurde insgesamt in zehn von elf Anklagepunkten schuldig gesprochen. In einem Anklagepunkt wegen Völkermordes, welcher sich auf sieben bosnisch-herzegowinischen Gemeinden bezog, wurde er aus Beweismangel freigesprochen.
Von 1992 bis 1996 war Radovan Karadžić Präsident der Republika Srpska., Ende Juni 1996 musste er aufgrund von internationalem Druck zurücktreten. Im November 1995 wurde Anklage gegen ihn vor dem Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien erhoben und im Juli 1996 ein internationaler Haftbefehl erlassen. Der ehemalige bosnische Serbenführer war insgesamt 13 Jahre auf der Flucht und wurde Ende Juli 2008 verhaftet. Im Oktober 2009 begann das Strafverfahren gegen Radovan Karadžić vor dem Internationalen Gerichtshof für das ehemalige Jugoslawien. Dieses verurteilte ihn im März 2016 zu 40 Jahre Haft. In dem jetzigen Berufungsverfahren vor dem Internationalen Strafgerichtshof wurde er am 20. März 2019 zu lebenslanger Haft verurteilt.