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Sitzung der bulgarisch-makedonischen Expertenkommission für historische und bildungsrelevante Fragen am 03./04. Dezember 2020

Am 01. August 2017 wurde zwischen Bulgarien und der Republik Makedonien (seit dem 12. Februar 2019 „Republik Nord-Makedonien“) der „Vertrag zur Freundschaft, Guten Nachbarschaft und Zusammenarbeit“ unterzeichnet. In diesem Vertrag wurde unter anderem eine gemeinsame multidisziplinäre Expertenkommission für historische und bildungsrelevante Fragen auf paritätischer Grundlage vereinbart. Die gemeinsame Geschichte soll nach objektiven, authentischen und wissenschaftlichen Kriterien bewertet und der Deutungshoheit durch die Politiker entzogen werden.

Die nächste Sitzung dieses Gremiums wird am 03. und 04. Dezember 2020 online stattfinden. Nach den Forderungen Bulgariens bezüglich der Identität der makedonischen Nation und Sprache findet die Arbeit dieser Expertenkommission unter großem politischem Druck statt. Bulgarien verlangt von Nord-Makedonien die Anerkennung, dass die makedonische Nation und Sprache bulgarische Wurzeln haben. Tatsächlich gibt es historische Schnittmengen zwischen Bulgarien und Nord-Makedonien, was diese Thematik komplex macht. Für Nord-Makedonien ist dies gemeinsame bulgarisch-makedonische Geschichte. Für Bulgarien ist diese gemeinsame Geschichte eine rein bulgarische Geschichte. Dies wird derzeit von der bulgarischen Regierung offensiv vertreten, was gegen den Sinn und Zweck des Abkommens und der Arbeit der gemeinsamen Expertenkommission verstößt. Bulgarien hat sogar ein Veto gegen den Beginn der EU-Beitrittsgespräche mit Nord-Makedonien eingelegt.

Die Vertreter Nord-Makedoniens bekennen sich klar zur Arbeit der Expertenkommission. Sie lehnen die Forderungen der bulgarischen Regierung jedoch klar ab. Im Ergebnis hat Bulgarien den Kulturkampf um Makedonien wieder aufgenommen und versucht seine nationalistische Sicht auf die makedonische Frage mit politischem Druck durchzusetzen. Geschichte ist jedoch eine Wissenschaft. Das gilt auch für die bulgarische und die makedonische Geschichte sowie alle historischen Überschneidungen. Diese müssen zwingend objektiv-wissenschaftlich, frei von politischen Erwägungen, erforscht und daraus resultierende Fragen entsprechend geklärt werden.