Territoriale Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten gehören noch immer zu den Problemen auf dem Balkan, auch wenn im Rahmen einer möglichen Integration der Staaten des Westbalkans in die Europäische Union (EU) Grenzen eines Tages ihre Bedeutung verlieren werden. Zwischen Griechenland und der Republik Makedonien gibt es offiziell derzeit keine Streitigkeiten über den Verlauf der gemeinsamen Grenze, wohl aber zwischen Albanien und Griechenland.
Konkret geht es um die albanisch-griechische Seegrenze im Ionischen Meer. Nach einem Bericht der griechischen Zeitung „Kathimerini“ zweifelt Albanien das Recht Griechenlands an, im Ionischen Meer nach fossilen Brennstoffen zu suchen. Des Weiteren ersuchte Albanien um eine Karte von Griechenland, auf der mögliche Bohrplätze nach Erdölvorkommen auf dem griechischen Festland eingezeichnet sind. Experten vermuten in der griechischen Region Epirus, nördlich der Stadt Ioannina in Richtung der albanischen Grenze, größere Erdölvorkommen.
Die Grenzziehung zwischen Albanien und Griechenland ist ein Ergebnis der Balkankriege 1912/13 und wurde im Protokoll von Florenz im Jahr 1913 festgelegt. Es gibt Befürchtungen, wonach hinter den albanischen Forderungen die Türkei stecken könnte. Griechenland und die Türkei streiten sich bis heute über den Verlauf ihrer gemeinsamen Grenze in der Ägäis. Im Falle des albanisch-griechischen Grenzstreites sollte der Internationale Gerichtshof (IGH) in Den Haag angerufen werden, wenn eine Klärung im Rahmen von bilateralen Gesprächen zwischen Albanien und Griechenland nicht möglich sein sollte. Ansonsten droht die Blockierung eines weiteren EU-Beitrittskandidaten, was für die Balkanregion fatal wäre.