Wie die Nachrichtenseite russland.ru berichtet stellt Mazedonien für das Turkish-Stream-Projekt klare Bedingungen. „Die Regierung in Skopje habe entschieden, das mazedonische Teilstück der geplanten Gaspipeline aus der Türkei durch den Balkan nach Mitteleuropa erst nach Vorliegen einer EU-Russland-Vereinbarung zur europäischen Gasversorgung zu bauen. Das gab gestern der mazedonische Ministerpräsident Nikola Gruevski bekannt. Für das russische Ziel, nach 2019 auf den Gas-Transit durch die Ukraine komplett zu verzichten, ist das ein herber Rückschlag.“
Bislang war Moskau davon ausgegangen, dass die prinzipielle Bereitschaft aller fünf Länder (Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn) für das Projekt bereits vorliegen würde. Auf dem Ministertreffen vom April war dies noch der aktuelle Stand. Der russische Außenminister Lawrow würde über einen erheblichen Druck auf die Länder sprechen, insbesondere auf die mazedonische Regierung, die Teilnahme Mazedoniens an dem Projekt von der Zustimmung der EU abhängig zu machen.
Die Russische Föderation sucht nach alternativen Routen für russisches Erdgas, um zukünftig nicht mehr auf die Durchleitung von Erdgas durch die Ukraine angewiesen zu sein. Die Pipeline („Turkish-Stream“) soll über die Türkei und Griechenland durch die Republik Makedonien nach Serbien und Ungarn führen. Die Republik Makedonien würde dann von den Durchleitungsgebühren profitieren. Durch die Pipeline sollen einmal 50 bis 60 Milliarden Kubikmeter Erdgas gefördert werden.
Die Republik Makedonien macht die Realisierung des Projektes allerdings von einer entsprechenden Übereinkunft zwischen der Europäischen Union (EU) und der Russischen Föderation abhängig. Für die Republik Makedonien, welche etwa 150 Millionen Kubikmeter Gas pro Jahr verbraucht, ist das Projekt nicht zwingend notwendig. Sie bezieht das Erdgas zwar aus Russland, möchte jedoch aufgrund der hohen russischen Gaspreise Alternativen ausloten. Eine Alternative zum Turkish-Stream wäre die „Trans Adriatic Pipeline“ (TAP). Sie hätte eine Länge von 870 Kilometern und würde 10 bis 20 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr aus dem kaspischen Raum über die Türkei, Griechenland und Albanien nach Süditalien/Westeuropa fördern.
Erdgas ist gerade in der derzeitigen Krise zwischen dem Westen und der Russischen Föderation von besonderer geopolitischer Bedeutung. Sowohl der Westen als auch die Russischen Föderation haben ein Interesse an der Verwirklichung ihrer Projekte. In diesen Interessenskonflikt könnte die Republik Makedonien mit hineingezogen werden. Einerseits strebt die Republik Makedonien in die EU und NATO, andererseits ist die Mitgliedschaft in der EU und NATO aufgrund des Namensstreits mit dem EU- und NATO-Mitglied Griechenland blockiert. Hier wird deutlich, dass der sogenannte Namensstreit und dessen Folgen von strategischer Bedeutung für die betroffene Region sind.