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Der kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungskampf in Makedonien (1941 – 1944)

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Nach der militärischen Besetzung und Zerschlagung des Königreiches Jugoslawien durch das Deutsche Reich im April 1941 rief das Zentralkomitee der 1919 gegründeten und seit Ende 1920 illegalen „Kommunistischen Partei Jugoslawiens“ („KPJ“) am 04.07.1941 zum allgemeinen Aufstand auf. Vorsitzender der KPJ war seit dem 20.10.1937 Josip Broz Tito. Damit begann der sogenannte Volksbefreiungskampf durch kommunistische Partisanen auf dem Gebiet des ehemaligen Königreiches Jugoslawien unter der Führung von Tito. Im jugoslawischen Teil von Makedonien begann der Partisanenkrieg am 11.10.1941, welcher zu dieser Zeit überwiegend unter bulgarischer Besatzung und Verwaltung stand. Allerdings nahm erst Ende 1944, als sich die Niederlage der Deutschen und der mit ihnen verbündeten Bulgaren abzeichnete, die Partisanenbewegung im jugoslawischen Teil von Makedonien einen größeren Umfang an. Das nunmehr unter kommunistischer Herrschaft stehende Bulgarien verzichtete am 11.10.1944 offiziell auf den jugoslawischen Teil von Makedonien, welcher als „Volksrepublik Makedonien“ Gliedstaat der „Föderativen Volksrepublik Jugoslawien“ wurde. In den Monaten Oktober und November 1944 befand sich das ganze Territorium der Volksrepublik Makedonien unter der Kontrolle der Partisanen, womit der Volksbefreiungskampf erfolgreich verlief.

Vorgeschichte

Das „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“ (1918 –  1929) bzw. das „Königreich Jugoslawien“ (1929 – 1941) war unter serbischer Führung zentralistisch organisiert und nahm auf die ethnische Zusammensetzung der jugoslawischen Bevölkerung keinerlei Rücksicht. Der serbische bzw. jugoslawische Teil von Makedonien wurde bis 1929 einfach als „Süd-Serbien“ und ab 1929 als „Vardarska Banovina“ (Bezirk Vardar) bezeichnet. Eine makedonische Ethnie wurde staatlicherseits nicht anerkannt. Stattdessen galt die makedonische Bevölkerung offiziell als „südserbisch“ und wurde damit als Teil des serbischen Volkes betrachtet. Damit verbunden war eine  Politik der serbischen Assimilierung, welche nicht erfolgreich war. Die makedonische Bevölkerung betrachtete sich nicht als serbisch und entfremdete sich aufgrund dieser Politik zunehmend vom serbischen Kulturvolk. Des Weiteren operierte von Bulgarien als Basis aus die „Innere Makedonische Revolutionäre Organisation“ („IMRO“) im jugoslawischen Teil von Makedonien und bekämpfte die dortige jugoslawisch-serbische Herrschaft. Allerdings gab es innerhalb der „IMRO“ verschiedene politische Fraktionen, die sich gegenseitig und zum Teil blutig bekämpften. So gab es verschiedene Konzepte zur Zukunft Makedoniens. Die pro-bulgarische Fraktion war für den Anschluss Makedoniens an Bulgarien oder für ein unabhängiges Makedonien unter bulgarischer Kontrolle. Die pro-makedonische Fraktion war für ein selbstständiges Makedonien, welches uneingeschränkt unabhängig von Bulgarien sein sollte. Auch über die ethnische Ausrichtung der makedonischen Bevölkerung gab es Streit innerhalb der IMRO. Für die einen war die makedonische Bevölkerung Teil der bulgarischen Kulturnation, für die anderen eine eigenständige und von der bulgarischen Kulturnation unabhängige Ethnie. Die innere Zerrissenheit der IMRO schwächte sie in ihrem eigentlichen Kampf um Makedonien. Zunehmend war auch die makedonische Bevölkerung des Kampfes überdrüssig geworden und sehnte sich nach Frieden. Auch die übrigen, nicht-serbischen jugoslawischen Völker entfremdeten sich von dem diktatorisch und zentralistisch regierten, unter serbischer Vorherrschaft stehenden Königreich Jugoslawien. Als im April 1941 das Deutsche Reich das Königreich Jugoslawien militärisch angriff, zerfiel es aus diesem Grund bereits von innen heraus. Der jugoslawische Teil von Makedonien kam größtenteils unter bulgarischer Besatzung. Die albanischen Siedlungsgebiete Makedoniens wurden mit dem Kosovo zu einem „Großalbanien“ bzw. „ethnischen Albanien“ vereinigt.

Die bulgarische Besatzung in Makedonien

Makedonien wird durch drei Armeen besetzt, die bulgarische Besatzung (grün,) die albanische Besatzung (rot) sowie die deutsche Besatzung (blau).

Zwischen 1941 und 1944 stand ein Großteil des jugoslawischen Makedonien und Teile des griechischen Makedoniens unter bulgarischer Besatzung. Offiziell wurde Makedonien nicht durch Bulgarien annektiert, allerdings erhielt die makedonische Bevölkerung größtenteils die bulgarische Staatsbürgerschaft. Rund 110.000 in Makedonien lebende Serben lehnten die Annahme der  bulgarischen Staatsbürgerschaft allerdings ab und mussten die Region daraufhin verlassen. Das staats- bzw. völkerrechtliche Schicksal Makedoniens sollte erst nach dem Krieg entschieden werden. Zunächst wurde die bulgarische Besatzung von der makedonischen Bevölkerung als Befreiung von der serbischen Herrschaft angesehen. Ein späterer Anschluss an Bulgarien und ein Aufgehen in die bulgarische Kulturnation war für die makedonische Bevölkerung zu dieser Zeit durchaus eine vorstellbare Option. Hintergrund dafür war eine stärkere kulturelle Verwandtschaft der  makedonischen Bevölkerung mit der bulgarischen als mit der serbischen Kulturnation. So war die Assimilierung der makedonischen Bevölkerung durch die serbische Kulturnation unter der serbischen Herrschaft von 1912 – 1915 und von 1918 bis 1941 nicht erfolgreich. Anders der Fall im bulgarischen Teil von Makedonien. Dort war die Assimilierung der makedonischen Bevölkerung durch die bulgarische Kulturnation wesentlich erfolgreicher. Dennoch betrachten sich auch heute dort noch einige Tausend als ethnische Makedonier und nicht als Bulgaren. Die langjährige separate Entwicklung der makedonischen Bevölkerung im Rahmen des Osmanischen Reiches, getrennt von der bulgarischen und der serbischen Kulturnation, sowie ihr daran anschließendes Schicksal im Rahmen des jugoslawischen Staates, getrennt von Bulgarien, war nicht folgenlos geblieben. Diese Entwicklung legte bereits den Keim für eine mögliche makedonische Kulturnation, welche ab dem Jahr 1943 dann auch anerkannt und realisiert wurde. Schon während der bulgarischen Besetzung des serbischen Teils von Makedonien im Ersten Weltkrieg von 1915 bis 1918 wurde eine Politik der bulgarischen Assimilierung gegenüber der dortigen makedonischen Bevölkerung betrieben. So wurde unter anderem Druck auf sie ausgeübt, ihre Namen, die meist mit „-ski“ endeten, auf die bulgarische Form „-ov“ enden zu lassen. Dies wurde von der makedonischen Bevölkerung jedoch wenig geschätzt. Hier zeigte sich schon, dass die makedonische Bevölkerung eine besondere Identität entwickelt hatte. Zwar war die Entwicklung der makedonischen Bevölkerung zu einer eigenständigen Kulturnation noch nicht absehbar, doch zumindest eine besondere Regionalidentität bereits erkennbar. Während der bulgarischen Besetzung des jugoslawischen Teils von Makedonien im Zweiten Weltkrieg von 1941 bis 1944 wurde auf die kulturelle Entwicklung der makedonischen Bevölkerung von Seiten der Besatzer keine Rücksicht genommen. Das Andauern der bulgarischen Besatzung, deren Bürokratie mit Überheblichkeit und viel Ungeschicklichkeit agierte, führte im Ergebnis auch zu einer Entfremdung der makedonischen Bevölkerung von der bulgarischen Kulturnation. Zunehmend verstand sich die makedonische Bevölkerung weder als bulgarisch noch als serbisch. Sowohl Bulgarien als auch Serbien haben aufgrund ihrer Politik gegenüber der makedonischen Bevölkerung jegliche Sympathien bei dieser verspielt und damit diese Bevölkerungsgruppe als mögliche Bestandteile ihrer Nationen verloren. Diese Entwicklung begünstigte die Herausbildung einer eigenständigen makedonischen Ethnie bzw. Nation und wurde von Josip Broz Tito im Rahmen des kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungskampfes aufgegriffen. Eine am 29.11.1943 auf der zweiten Sitzung des „Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung Jugoslawiens“ („AVNOJ“) in Jajce beschlossene Deklaration legte die Souveränität und die völlige Gleichberechtigung der jugoslawischen Völker fest. Namentlich als jugoslawische, souveräne und gleichberechtigte Völker wurden aufgeführt: Die Serben, die Kroaten, die Slowenen, die Makedonier und die Montenegriner. Mit dieser Erklärung wurden die ethnischen bzw. slawischen Makedonier erstmals in ihrer Geschichte offiziell als Volk und Nation anerkannt. Damit wurde im Rahmen eines kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungskampfes auch ein kommunistisch-makedonischer Partisanenkampf zur Befreiung des makedonischen Volkes etabliert.

Der Kampf der bulgarischen und der jugoslawischen Kommunisten um Makedonien

Partisanenkämpfer in Makedonien (Quelle: mkd.mk)

Zwar begann der Partisanenkampf im jugoslawischen Teil von Makedonien bereits am 11.10.1941, doch gab es zu dieser Zeit im Rahmen der jugoslawischen Volksbefreiungsarmee noch keine makedonische Partisaneneinheit. Noch waren die ethnischen bzw. slawischen Makedonier nicht als eigenständige jugoslawische Ethnie bzw. Nation anerkannt und es gab keinen „Antifaschistischen Rat der Volksbefreiung Makedoniens“. Die bulgarische Besatzung wurde in der makedonische Bevölkerung zu dieser Zeit mehr noch als Befreiung von der serbischen Herrschaft und weniger als Besatzung angesehen. Das kommunistisch-makedonische Regionalkomitee stand unter Kontrolle der bulgarischen und nicht der jugoslawischen Kommunistischen Partei. Unter diesen Rahmenbedingungen war ein jugoslawisch orientierter Volksbefreiungskampf in Makedonien sehr schwierig zu etablieren. Dafür musste zunächst der Kampf zwischen der bulgarischen und der jugoslawischen Kommunistischen Partei um die Vorherrschaft in Makedonien entschieden werden. Nach der bulgarischen Besetzung des jugoslawischen Teils von Makedonien geriet das dortige kommunistisch-makedonische Regionalkomitee, welches zuvor der jugoslawischen KP unterstanden war, unter die Kontrolle der bulgarischen KP. Neben der Tatsache, dass die bulgarische Besatzung von der makedonischen Bevölkerung zunächst als Befreiung angesehen wurde, war auch der Einfluss der bulgarischen KP dafür verantwortlich, dass bis 1943 kein von der makedonischen Bevölkerung getragener Partisanenkrieg in Makedonien stattfand. Nach Auffassung der bulgarischen KP war die Zeit noch nicht reif für einen Partisanenkrieg. Vielmehr sollte es nach Auffassung der bulgarischen KP zunächst Streiks und Sabotageakte gegenüber der Deutschen Wehrmacht und der mit ihr verbündeten bulgarischen Armee geben. An der Spitze des kommunistisch-makedonischen Regionalkomitees stand bereits vor der Besetzung Jugoslawiens bzw. Makedoniens durch die Achsenmächte (Deutschland und Bulgarien) mit Šarlo Šatorov ein pro- bulgarischer Kommunist, welcher die Direktiven der jugoslawischen KP einfach ignorierte. Dieser stammte aus dem bulgarischen Teil von Makedonien und setzte sich für ein freies und von Jugoslawien unabhängiges „Sowjet-Makedonien“ ein. Tito schalte darauf das Komintern ein, welches nach jugoslawischen Quellen in der jugoslawisch-makedonischen Frage zugunsten der jugoslawischen KP entschied. Die bulgarische KP nahm die Entscheidung des Komintern an, berief Šatorov vom kommunistisch-makedonischen Regionalkomitee ab und entsendete Bojan Balgaranov als Bevollmächtigten nach Skopje. Tito gab nun Lazar Koliševski den Auftrag ein neues kommunistisch-makedonisches Parteikomitee zu bilden, was dieser auch tat. Als der Bevollmächtigte der bulgarischen KP,  Bojan Balgaranov, in Skopje seine Tätigkeit aufnahm, wurde Lazar Koliševski von der bulgarischen Polizei verhaftet und interniert. Die jugoslawische KP sah darin das Werk von Balgaranov, welcher nach der Verhaftung von Koliševski sofort die Kontrolle über das kommunistisch-makedonische Regionalkomitee übernahm. Damit stand das kommunistisch-makedonische Regionalkomitee faktisch weiterhin unter der Kontrolle der bulgarischen KP.

Die Etablierung eines Volksbefreiungskampfes in Makedonien

Ende 1942 machte Tito einen erneuten Versuch den Volksbefreiungskampf in Makedonien zu etablieren, in dem er Svetozar Vukanović, in Partisanenkreisen „Tempo“ genannt, nach Makedonien schickte. Aufgrund der damaligen deutschen und bulgarischen Besatzung benötigte „Tempo“ aus Sicherheitsgründen etwa drei Monate für seine Reise nach Makedonien und traf im Februar 1943 im makedonischen Skopje ein. Als Mitglied des obersten militärischen und politischen Stabes der kommunistisch-jugoslawischen Partisanen sollte Vukanović den Partisanenkrieg in Makedonien in Gang bringen, das kommunistisch-makedonische Regionalkomitee aus der Herrschaft der bulgarischen KP befreien und der jugoslawischen KP unterstellen. Gegenüber der bulgarischen KP und ihrem Bevollmächtigten in Skopje trat Vukanović beharrlich für die Zugehörigkeit des kommunistisch-makedonischen Regionalkomitees zur jugoslawischen KP ein. Stützen konnte er sich dabei auch auf die Entscheidung des Komintern, wonach die bulgarische KP ihre Kontrolle über das kommunistisch-makedonische Regionalkomitee aufgeben und der Partisanenkrieg in Makedonien im jugoslawischen Sinne etabliert werden sollte. Mittlerweile hatte Tito auch angekündigt, die makedonische Bevölkerung als eigenständige jugoslawische Ethnie bzw. Nation anzuerkennen. Damit sollte die makedonische Bevölkerung den Einflüssen aus Bulgarien entzogen und für den kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungskampf gewonnen werden. Diese Ankündigung von Tito bedeute eine große Unterstützung für Vukanović. Es gelang ihm das kommunistisch-makedonische Regionalkomitee unter die Kontrolle der jugoslawischen KP zu bringen und dem Partisanenkrieg in Makedonien Auftrieb zu geben. Der bulgarische Bevollmächtigte Balgaranov und seine Leute verließen noch um Frühjahr 1943 zur Berichterstattung in ihrer Parteizentrale den jugoslawischen Teil von Makedonien und kehrten nicht mehr zurück. Im Sommer 1943 wurde eine eigenständige kommunistisch-makedonische Parteiorganisation und im Herbst 1943 ein „Generalstab der nationalen Befreiungsarmee“ als Führungsorgan für den Partisanenkrieg in Makedonien geschaffen. In einem Manifest sprach der Generalstab davon, dass das makedonische Volk jetzt die Chance habe, auf Basis des Selbstbestimmungsrechtes der Völker seine Freiheit, Unabhängigkeit und Gleichberechtigung zu erlangen. Das makedonische Volk habe die Chance seine Staatlichkeit gemeinsam mit den übrigen jugoslawischen Völkern im Rahmen einer jugoslawischen Föderation zu verwirklichen. Das Manifest hatte neben einen kommunistischen auch einen nationalen Hintergrund, in dem es von der Befreiung des makedonischen Volkes auch in Bulgarien und Griechenland sowie seinem uralten Traum von Einheit sprach. Die jugoslawische KP und Tito wollten sich schon aus außenpolitischen Gründen nicht in der territorialen Frage Makedoniens festlegen. Statt zu einer völkerrechtliche Klärung kam es zu einer staatsrechtlichen Klärung der makedonischen Frage im Rahmen eines föderalistisch organisierten Jugoslawiens. In einer am 29.11.1943 auf der zweiten Sitzung des „Antifaschistischen Rates der Nationalen Befreiung Jugoslawiens“ („AVNOJ“) in Jajce beschlossene Deklaration wurde die Souveränität und die völlige Gleichberechtigung der jugoslawischen Völker festgelegt. Namentlich als jugoslawische, souveräne und gleichberechtigte Völker wurden aufgeführt: Die Serben, die Kroaten, die Slowenen, die Makedonier und die Montenegriner. Mit dieser Erklärung wurden die ethnischen bzw. slawischen Makedonier erstmals in ihrer Geschichte offiziell als Volk und Nation anerkannt. Die kommunistisch-makedonische Parteiorganisation war allerdings auf der zweiten Sitzung des AVNOJ nicht vertreten. Noch waren die Verbindungswege zwischen dem bosnischen Jajce und dem makedonischen Skopje aufgrund der deutschen und bulgarischen Besatzung zu unsicher. Allerdings erwies sich auch der Aufbau einer Partisanenarmee im bulgarisch besetzten Makedonien als sehr schwierig.  Erst im Jahre 1944, als sich das Kriegsende und die Niederlage der Achsenmächte abzeichneten, nahm die Partisanenbewegung auch im jugoslawischen Teil von Makedonien einen größeren Umfang an.

Der erfolgreiche kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungskampf in Makedonien

Der Versammlungsraum des „ASNOM“ – 1942 (Quelle: http://www.panoramio.com/photo/50422975)

Am 02.08.1944 wurden die Beschlüsse der zweiten Tagung der AVNOJ vom 29.11.1943 auch im jugoslawischen Teil von Makedonien formell implementiert, in dem der „Antifaschistische Rat der Volksbefreiung Makedoniens“ („Antifaschistische Sobranje der Volksbefreiung Makedoniens“, „ASNOM“) erstmals im damals von den Besatzern befreiten und heute in Serbien liegenden Klosters Prohor Pčinski zu einer Sitzung zusammen kam. Auf dieser konstituierenden Sitzung des Rates wurden unter anderem die Staatsstruktur und die Verfassungsgrundsätze für den makedonischen Staat festgelegt. Damit gilt die Eröffnung dieser Sitzung als formeller Gründungsakt des heutigen makedonischen Staates. Das Zentralkomitee der makedonische KP verlangte allerdings über die Beschlüsse des ASNOM hinaus auch die Einbeziehung des bulgarischen und des griechischen Teils von Makedonien in den makedonischen Staat. Damit bekam die kommunistisch-makedonische Bewegung auch eine deutlich nationale Komponente. Diese makedonische Frage sollte dann auch im griechischen Bürgerkrieg von 1946 – 1949  eine Rolle spielen. Bei diesen Bürgerkrieg kämpften die Kommunisten Griechenlands, unterstützt auch von ethnischen bzw. slawischen Makedoniern aus dem jugoslawischen und griechischen Teil von Makedonien und die griechische Monarchie, die überwiegend als legitime griechische Staatsgewalt anerkannt war, um die Vorherrschaft in Griechenland. Diesen Bürgerkrieg verloren die Kommunisten Griechenlands im Oktober 1949. Im jugoslawischen Teil von Makedonien war der kommunistisch-jugoslawische und kommunistisch-makedonische Volksbefreiungskampf hingegen bereits Ende 1944 erfolgreich. Die bulgarische „Vaterländische Front“, welche unter kommunistischer Führung alle Linken Kräfte in Bulgarien vereinte, übernahm nach dem Einmarsch der Roten Armee der Sowjetunion und dem Sturz des zaristischen Regimes am 09.09.1944 die Macht in Bulgarien. Am 11.10.1944 verzichtete das nunmehr unter kommunistischer Herrschaft stehende Bulgarien offiziell auf den jugoslawischen Teil von Makedonien. Die jugoslawische Hauptstadt Belgrad wurde am 18.10.1944 von der Roten Armee und der jugoslawischen Partisanenarmee gemeinsam befreit. Bis November 1944 war dann auch der jugoslawische Teil von Makedonien, welcher seit dem 02.08.1944 als „Volksrepublik Makedonien“ nun Gliedstaat im Rahmen einer jugoslawischen Föderation war, vollständig unter der Kontrolle der kommunistisch-jugoslawischen bzw. der kommunistisch-makedonischen Partisanen. Der kommunistisch-jugoslawischen Volksbefreiungskampf ging somit erfolgreich zu Ende.

Nachbetrachtung

Der kommunistisch-jugoslawische Volksbefreiungskampf in Makedonien hatte zwei Kampfebenen. Einmal gab es einen politischen Kampf zwischen der bulgarische KP und der jugoslawische KP um die Vorherrschaft in Makedonien. Faktisch befand sich das kommunistisch-makedonische Regionalkomitee bis Frühjahr 1943 unter Kontrolle der bulgarische KP. Die bulgarischen Kommunisten strebten ein unabhängiges und kommunistisches Makedonien an, welches mit großer Wahrscheinlichkeit unter bulgarischer Kontrolle stehen sollte. Vor allem sollte dieses Makedonien nicht mehr unter jugoslawischer Kontrolle stehen. Eine eigenständige makedonische Ethnie erkannten die bulgarischen Kommunisten allerdings nicht an. Die jugoslawische KP unter Führung von Josip Broz Tito erkannte hingegen im Jahre 1943 die makedonische Bevölkerung als eigenständige jugoslawische Ethnie bzw. Nation an und stellte die Schaffung eines makedonischen Staatswesens im Rahmen einer jugoslawischen Föderation in Aussicht. Damit sollte die makedonische Bevölkerung den Einflüssen Bulgariens entzogen und für den jugoslawischen Volksbefreiungskampf gewonnen werden. Dieser Schritt erwies sich als nachhaltig. Zwar war es zunächst schwierig, die makedonische Bevölkerung für den Volksbefreiungskampf zu gewinnen, da die Bulgaren zunächst als Befreier von der serbischen Herrschaft angesehen wurden und die makedonische Bevölkerung nicht mehr unter serbischer Herrschaft leben wollte. Doch nach Titos Konzept musste die makedonische Bevölkerung nicht mehr unter serbischer Herrschaft leben, sondern bekam als anerkannte jugoslawische Nation ein eigenes Staatswesen im Rahmen einer jugoslawischen Föderation zuerkannt. Mitentscheidend war jedoch die sich im Jahre 1944 abzeichnende Niederlage der Achsenmächte, welche eine bulgarische Option für die makedonische Bevölkerung zunichte machte. Allerdings entfremdete sich die makedonische Bevölkerung aufgrund der bulgarischen Besatzungspolitik ohnehin von der bulgarischen Kulturnation. Die makedonische Bevölkerung betrachtete sich im Jahre 1944 überwiegend weder als bulgarisch noch als serbisch. Folgerichtig war das kommunistisch-jugoslawische Konzept der makedonischen Kulturnation die beste Option für die makedonische Bevölkerung. Diese Option hatte allerdings eine sehr viel längere Vorgeschichte. Den Keim für die makedonische Kulturnation dürfte die separate Entwicklung der makedonischen Bevölkerung ab dem Jahr 1878 im Osmanischen Reich und der bulgarisch-serbische Kulturkampf um Makedonien gelegt haben. Tito und seine Bewegung brachten diesen Keim dann erfolgreich zum sprießen. Die zweite Kampfebene, der eigentliche Partisanenkrieg in Makedonien gegen die Besatzer, erreichte im Jahre 1944 ihren Höhepunkt und war erfolgreich. Im November 1944 war das Territorium des am 02.08.1944 formell gegründeten makedonischen Staates vollständig befreit und unter Kontrolle der jugoslawischen bzw. jugoslawisch-makedonischen Partisanenbewegung. Proklamiert wurde der makedonische Staat als „Volksrepublik Makedonien“ und als Gliedstaat der „Föderativen Volksrepublik Jugoslawien“ am 30.04.1945. Im Mai 1945 trat die erste makedonische Regierung unter Leitung von Lazar Koliševski ihr Amt an. Der erste makedonische Ministerpräsident Lazar Koliševski war in dieser Zeit auch Vorsitzender der kommunistisch-makedonischen Parteiorganisation und sollte auch auf jugoslawische Ebene noch Karriere machen. Die makedonische Ethnie bzw. Nation und ihr Staatswesen erwiesen sich als nachhaltig und überlebten die Herrschaft des Kommunismus und den Zerfall der jugoslawischen Föderation. Seit dem Jahr 1991 ist der makedonische Staat als „Republik Makedonien“ ein Völkerrechtssubjekt.