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Aktualisierte Abhandlung: Die makedonische Frage

Seit der Veröffentlichung der Abhandlung „Die makedonische Frage“ am 06. August 2017 ist einiges passiert. Zunächst wurden am 01. August 2017 durch einen Vertrag zwischen Bulgarien und der Republik Makedonien die bulgarisch-makedonische Frage formell geklärt und Mechanismen zur Beendigung des zugehörigen Kulturstreits geschaffen. Am 17. Juni 2018 erfolgte per Vertrag auch eine entsprechende Entwicklung zwischen Griechenland und der Republik Makedonien. Der aus dem griechisch-makedonischen Kulturstreit resultierende Namensstreit konnte beigelegt werden. Seit dem 12. Februar 2019 heißt die Republik Makedonien völker- und staatsrechtlich nun „Republik Nord-Makedonien“. Die bisherige Abhandlung „Die makedonische Frage“ fasst meine 25-jährige Beschäftigung mit dem Themenkomplex Makedonien von 1992 bis 2017 zusammen.  Die aktuelle Version vom 06. August 2019 beinhaltet nun auch die Entwicklungen der darauffolgenden zwei Jahre und meinen aktuellen Wissenstand.

Die aktuelle Version „Die makedonische Frage“ gibt es als PDF für unsere Leserschaft.

Hintergrund

Seit dem 06. August 1992 beschäftige ich mich mit der makedonischen Frage und betreibe Studien dazu. Anlässlich meines 25-jährigen Jubiläums fasste ich meine gewonnen Erkenntnisse in einer Abhandlung zusammen, welche am 06. August 2017 veröffentlicht wurde. Dabei bin ich so objektiv wie möglich vorgegangen. Mein Ziel war und ist eine fundierte Zusammenfassung über den Themenkomplex „Makedonien“ anzubieten. Ebenfalls Bestandteil meiner Abhandlung waren und sind Lösungsansätze zum Kulturstreit um „Makedonien“. Eine objektiv-wissenschaftliche Klärung sollte den Kulturstreit zwischen Bulgarien, Griechenland und der Republik Makedonien lösen. Diese Klärung sollte dann in der Bildungs- und Informationspolitik der betroffenen drei Staaten umgesetzt werden. Des Weiteren sollten die gegebenen Realitäten bezüglich Makedoniens anerkannt werden, nämlich dass es heute eine makedonische Kulturnation mit eigener Entwicklung und Sprache gibt. Allerdings sollte auch anerkannt werden, dass hinter den Begriffen „Makedonien“, „Makedonierin bzw. Makedonier“, „Makedonisch“ und „makedonisch“ verschiedene kulturelle und historische Kontexte stehen, welche es sinnvoll voneinander abzugrenzen gilt. Auf diese Weise könnten der Kulturstreit überwunden sowie Nationalismus und Irredentismus effektiv bekämpft werden.

Dieser Weg wurde dann auch tatsächlich von Bulgarien, Griechenland und der Republik Makedonien innerhalb der letzten zwei Jahre seit Veröffentlichung der Abhandlung zur makedonischen Frage beschritten. Die in meiner Abhandlung dargestellten Lösungsansätze waren im Übrigen seit dem Jahr 2008 öffentlich und wurden den betroffenen Regierungen auch zur Kenntnis gebracht. Ob diese sich nun daran orientierten oder von selbst darauf kamen, ist im Ergebnis derzeit unbekannt und zweitrangig. Wichtig ist alleine, dass eine entsprechende Lösung erreicht wurde. Bulgarien und die Republik Makedonien machten durch den „Vertrag zur Freundschaft, Guten Nachbarschaft und Zusammenarbeit“ vom 01. August 2017 den Anfang. Im Jahr darauf folgten intensive Verhandlungen zwischen Griechenland und der Republik Makedonien, welche in das Prespa-Abkommen vom 17. Juni 2018 mündeten. Formell umgesetzt wurde dieses dann im Februar 2019. Seit dem 12. Februar 2019 heißt die Republik Makedonien nun offiziell „Republik Nord-Makedonien“. Bulgarien, Griechenland und die Republik Nord-Makedonien verständigten sich auf jeweils paritätisch zusammengesetzte Sachverständigenausschüsse, welche kulturelle und geschichtliche Sachverhalte objektiv-wissenschaftlich aufarbeiten und klären sollen. Diese Klärung soll dann offiziell Eingang in die Bildungs- und Informationssysteme finden. Damit ist der Kulturstreit zwar zunächst formell beendet worden, doch die materielle Überwindung wird noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Des Weiteren könnte es auch immer noch zu Rückschlägen und Streitereien kommen. Die Betroffenen müssen über Jahre bereit sein, die vertraglich vereinbarten Mechanismen und Ziele gewissenhaft umzusetzen, so dass eines Tages der Kulturstreit auch tatsächlich überwunden sein wird.

Die Abhandlung „Die makedonische Frage“

Gegenstand der vorliegenden Abhandlung ist die Geschichte und Entwicklung der Region Makedonien und ihrer Bevölkerung sowie die makedonische Frage. Das antike Makedonien und die antiken Makedonier sind Namensgeber für die heutige Region Makedonien und für die heute dort lebenden Makedonier. Wobei das heutige Makedonien weder ethnisch noch geografisch viel mit dem antiken Makedonien zu tun hat. Das antike Makedonien und die antiken Makedonier gibt es heute nicht mehr. Die Definition des heutigen Makedoniens hat sehr viel mehr mit der sogenannten makedonischen Frage zu tun. Sie betraf das Schicksal der christlichen, nicht-osmanischen Bevölkerung im Osmanischen Reich auf dem Balkan außerhalb der sich im 19. Jahrhundert bildenden Staaten Bulgarien, Griechenland und Serbien. Für dieses Gebiet wurde die Bezeichnung Makedonien verwendet, wohl weil es die größte Deckung mit dem Territorium des antiken Makedoniens hatte. Einen darüberhinausgehenden kulturellen Bezug der makedonischen Frage und ihres geografischen Rahmens zum nicht mehr existierenden antiken Makedonien gab es hierbei nicht. Das die makedonische Frage betreffende Territorium entsprach in etwa der heutigen historischen Region Makedonien, welche aufgeteilt ist zwischen den Staaten Bulgarien, Griechenland und der Republik Nord-Makedonien. Diese Aufteilung ist das Resultat von zwei Balkankriegen 1912/13, welche die Herrschaft des Osmanischen Reiches in Makedonien beendete.

Diese makedonische Frage löste bereits zum Ende des 18. Jahrhunderts einen Kulturkampf um „Makedonien“ zwischen Bulgarien, Griechenland und Serbien aus. Jede Partei wollte die makedonische Bevölkerung für sich gewinnen. Damit verbunden waren auch territoriale Ansprüche auf deren Siedlungsgebiete. Nach Auffassung der Bulgaren ist die makedonische Bevölkerung bis heute Teil der bulgarischen Kulturnation. Für die Griechen war die makedonische Bevölkerung ursprünglich griechischer Herkunft, die nur durch einen Irrtum die slawische Kultur und Sprache annahm. Für die Serben waren die makedonische Bevölkerung „Südserben“. Zunächst wurden von den jeweiligen Parteien Lehrer und Priester nach Makedonien geschickt. Doch später kam es auch zu bewaffneten Konflikten bzw. gewaltsamen Einflussbestrebungen und sogar zu Kriegen um Makedonien.

Die Anerkennung der ethnischen bzw. slawischen Makedonier als eigenständige Nation im Jahre 1943 und die damit verbundene Schaffung eines makedonischen Staatswesens im Jahre 1944 brachten einen neuen Faktor in den Kulturkampf um Makedonien hinein. Jetzt fand dieser Kampf hauptsächlich zwischen Bulgarien, Griechenland und dem makedonischen Staat statt, welcher sich bis 1991 in einer kommunistisch-jugoslawischen Föderation befand und seitdem unabhängig ist. Die Serben halten sich heute aus diesem Kulturstreit heraus. Für Bulgarien waren die ethnischen bzw. slawischen Makedonier weiterhin keine eigenständige Kulturnation, sondern Teil der bulgarischen Kulturnation. Griechenland hatte zwar in erster Linie nichts gegen die Eigenständigkeit einer makedonischen Kulturnation und ihres Staatswesens, wohl aber gegen die Bezeichnung dieser Nation als „Makedonisch“ und ihres Staatswesens als „Republik Makedonien“. Allerdings ist auch aus Sicht Griechenlands die makedonische Nation künstlich aus politischen Gründen erschaffen worden. So ist dieser Kulturstreit bis heute materiell noch nicht beendet, wobei der Streit um den Namen Makedonien eines der wahrnehmbarsten Symptome von diesem war. Die vorliegende Abhandlung soll vor allem die Hintergründe zu diesem Kulturstreit erleuchten. Natürlich wird dabei auch insgesamt auf die Geschichte und Entwicklung Makedoniens eingegangen

Die einzelnen Kapitel der Abhandlung

Diese Abhandlung stellt eine Zusammenfassung meiner Aufsätze zum Themenkomplex Makedonien dar, welche ich in den Jahren 2012 bis 2019 verfasst und als Artikel veröffentlicht habe. Die Kapitel dieser Abhandlung bauen zum Teil aufeinander auf, stellen inhaltlich allerdings weitgehend eine Einheit dar und sind insofern weitgehend ohne Querverweise zu verstehen. Das führt natürlich, notwendiger Weise und regelmäßig zu inhaltlichen Überschneidungen der einzelnen Kapitel. Bei der Komplexität der Thematik ist dies jedoch aus meiner Sicht zu bevorzugen und auch notwendig.

In den Kapiteln 1 bis 12 wird auf die Geschichte und Entwicklung Makedoniens von der Antike bis in die heutige Zeit eingegangen. Allerdings liegt der Schwerpunkt auf der neueren Geschichte Makedoniens, beginnend ab dem Jahr 1878. Neben der Geschichte werden auch die „Innere Makedonische Revolutionäre Organisation“ („IMRO“) als komplexe Organisation mit ihren divergierenden Flügeln sowie Goce Delčev und Kiro Gligorov als historische Persönlichkeiten ausführlich betrachtet. Bereits die Kapitel 10 bis 12 bilden einen Übergang, in denen die Anerkennung der ethnischen bzw. slawischen Makedonier als Volk bzw. Nation sowie die Gründung und Entwicklung des makedonischen Staates sowie Kiro Gligorov als makedonischer Staatsmann ausführlich behandelt werden. Abgeschlossen wird dieser Themenbereich mit Kapitel 13, in dem es um die Verfassung der Republik Nord-Makedonien und deren Staatsorganisation geht. Der Kulturstreit um „Makedonien“ und die makedonische Frage werden dann in den Kapiteln 14 bis 22 ausführlich behandelt. Dabei wird jeweils ausführlich auf die Entwicklung und Sichtweisen in Bulgarien, Griechenland und Serbien eingegangen. Neu eingefügt wurde hierbei das Kapitel 14 zur Makedonisch-Orthodoxen Kirche. In Kapitel 22 wird der beendete „Streit um den Namen Makedonien“ völkerrechtlich betrachtet und in Kapitel 23 wird auf die von mir entwickelten Lösungsansätze für diesen Streit eingegangen. Die Kapitel 24, 25 und 26 wurden aufgrund der Entwicklung von 2017 bis 2019 neu eingefügt. In Kapitel 24 wird auf die formelle Klärung der bulgarisch-makedonischen Frage durch den Vertrag zwischen Bulgarien und der Republik Makedonien vom 01. August 2017 ausführlich eingegangen. Dem schließt sich in Kapitel 25 eine ausführliche Darstellung der formellen Klärung der griechisch-makedonischen Frage durch das Prespa-Abkommen vom 17. Juni 2018 an. In Kapitel 26 wird die formelle Beendigung des Kulturkampfes um „Makedonien“ noch einmal in einem Gesamtzusammenhang betrachtet.  Kapitel 27 beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen ethnischen bzw. slawischen Makedonien und Angehörigen der albanischen Gemeinschaft in der Republik Nord-Makedonien. Wie die Entwicklung bis zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit der Republik Makedonien am 08.09.2041 bei optimistischer Betrachtungsweise hätte verlaufen können, wird in Kapitel 28 dargestellt. Neu eingefügt wurde auch Kapitel 29, in dem ich ein ausführliches Fazit zur makedonischen Frage ziehe.

Schlussworte

Für die umfangreiche Arbeit des Korrekturlesens der dieser Abhandlung zugrundeliegenden rund 35 Aufsätze bzw. Artikel möchte ich Herrn Martin Wosnitza meinen ganz herzlichen Dank aussprechen. Weiterhin möchte ich mich auch bei Frau Anna Langosch sehr bedanken, welche zwei der zugrundeliegenden Aufsätze bzw. Artikel Korrektur gelesen hat. Einen besonderen Dank für seine Mitwirkung und Hilfe möchte ich auch meinem Kollegen Herrn Goran Popcanovski aussprechen. Schließlich möchte ich allen danken, die in irgendeiner Form bei dieser Abhandlung mitgewirkt haben. Ich hoffe, dass ich mit dieser Abhandlung einen Beitrag zur verständlichen Darstellung der makedonischen Frage sowie zur endgültigen Überwindung des Kulturstreits um „Makedonien“ leisten kann.

Aktuelle Version: „Die makedonische Frage“