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Wieso fürchtet Griechenland eine internationale Geschichtskommission?

Nun hat Athen auch offiziell den Vorschlag des makedonischen Außenminister Antonio Milososki abgelehnt, welcher drei konkrete Vorschläge am 13. März 2009 seiner griechischen Kollegin Dora Bakoyannis geschickt hatte.

Athen bewertet die Initiativen als „deklarative Aussagen mit zweifelhaftem Nutzen“. Dies teilte heute das mazedonische Außenministerium mit und wies darauf hin, dass Griechenland erstmalig in der offiziellen diplomatischen Korrespondenz zugegeben hat, dass neben dem Namen auch die Identität des makedonischen Volkes ein Problem darstellt.  Griechenland und die zwei Gesichter der Wahrheit!

Die griechische Außenministerin Dora Bakoyannis

„Bezüglich des Namensstreits, welcher die Basis der Probleme in den Beziehungen zwischen beiden Staaten ist, hat Griechenland einen entscheidenden Schritt gemacht, in dem es einen Namen akzeptieren würde, welcher das Wort „Makedonien“ beinhalten dürfe; mit einem Zusatz zur Unterscheidung zwischen ihrem Land und dem Volk und dem griechischen Teil Makedoniens und den dort lebenden Menschen. Dies ist eine wichtige Änderung der griechischen Position mit der Hoffnung, dass dies die Basis für die Erreichung einer akzeptablen Lösung ist“ so die griechische Außenministerin.

In Bezug auf den Vorschlag des makedonischen Außenministers Antonio Milososki, eine gemeinsame Kommission für Bildung und Geschichte zu formieren, sagte Bakoyannis, dass es keinen Grund gäbe, ein Expertenteam zu bilden, welches die historischen Geschehnisse auf den Prüfstand legt, die als Hindernisse in der Beziehung beider Länder stehen.

Antonio Milososki im Gespräch mit seiner gr. Kollegin Bakoyannis

„Die Formierung einer Kommission für Bildung und Geschichte mit dem Hintergrund der ausgedrückten griechischen Sensibilität in Bezug auf diese Fragen der Geschichte, möchte ich betonen, dass die Geschichte eine Wissenschaft ist, die durch die geschichtliche Wahrheit und über wissenschaftliche Methoden bestätigt wird. Sie kann und darf nicht für politische Zwecke verwendet werden. In diesem Sinne ist die Geschichte nichts, worüber man verhandelt könne. Die Geschichte der antiken Welt ist bereits niedergeschrieben und dokumentiert, bereits über Jahrhunderte. Eine bilaterale Kommission könne nicht die Geschichte neu schreiben“, so Bakoyannis. Und doch gibt es heute immer wieder neue Erkenntnisse aus vergangenen Zeiten… Niemand hat eine absolute Sicherheit über alle Themen der Geschichte.

Leider hat die griechische Außenministerin den Vorschlag ihres makedonischen Kollegen nicht vollständig verstanden. Milososki hatte die Kommission vorgeschlagen, um alle Missverständnisse auszuräumen, die zwischen beiden Staaten existieren. Bereits vor gut einem Jahr hatte er diesen Vorschlag eingebracht, welcher auch vom UN-Sondervermittler im Namensstreit, Matthew Nimetz als konstruktiv begrüßt wurde, jedoch lehnte Griechenland diesen ohne Diskussion ab.

Der Namensstreit wird volljährig. Seit 18 Jahren widersetzt sich Griechenland, Makedonien unter diesem Namen und deren Bevölkerung als Makedonier anzuerkennen. Aus Sicht des Völkerrechts wäre eine Anerkennung Makedoniens unter diesem Namen die einzig richtige Lösung. Jede Änderung des Staatsnamens würde sogar dem Völkerrecht widersprechen.

Wieso fürchtet sich Griechenland vor einer gemeinsamen Kommission, die die Geschichte nochmals beleuchten soll, damit es ein für alle Mal Klarheit über die Geschichte gibt?

Gibt es hier etwas zu verbergen, Frau Bakoyannis? Nur Mut Frau Außenministerin, geben Sie sich einen Ruck und wagen Sie die Prüfung.

Ob die griechische Geschichtsschreibung auch den internationalen Geschichtsbüchern Stand hält? Was hat Griechenland zu verlieren, im Grunde nichts? Dies wäre doch eine einmalige Chance, in der Öffentlichkeit darzulegen, wer im Recht ist. Hat Griechenland wirklich nichts zu verlieren?

Die Türkei hat bereits angedeutet, dass man gerne die Archive des Osmanischen Reichs öffnen würde, um Klarheit über Makedonien zu schaffen. 5 Jahrhunderte hatten die Osmanen über Makedonien regiert, bis nach deren Rückzug das Gebiet 1913 im Vertrag von Bukarest zwischen Griechenland, Serbien und Bulgarien geteilt wurde. Der serbische Teil erreichte die Unabhängigkeit erst unter Jugoslawien als Sozialistische Republik Makedonien, und heute als Republik Makedonien.

Die Bezeichnung Makedonien oder Mazedonien ist historisch bedingt, da im lateinischen das C=K geschrieben wurde. Somit hat sich im deutschen Sprachraum das C->Z verwandelt und man sagt Mazedonien, obwohl beide Bezeichnungen das identische bedeuten.