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SPIEGEL-Leserbrief zu: Nr.12/2009 – Makedonien: Land in der Falle

Ein Leser hat uns auf seinen Leserbrief aufmerksam gemacht, welchen er an die Spiegel-Redaktion geschickt hat. Gerne übernehmen auch wir seinen Kommentar.Leserbrief zum Artikel: Nr.12/2009 – Makedonien: Land in der Falle

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich möchte nachfolgend auf o.g. Artikel Bezug nehmen und bitte Sie, meinen Leserbrief in der nächstmöglichen Ausgabe zu veröffentlichen, wofür ich Ihnen vorab sehr danken möchte!

Es kann nicht angehen, dass die Europäische Völkergemeinschaft bzw. die Europäische Union (EU) seinem verhätschelten Mitglied Griechenland die Drangsalierung der Bürger Makedoniens in dem grotesken Namens- und Identitätsstreit durchgehen lässt. Von der EU und insbesondere der Deutschen Bundesregierung als der grössten EU-Nettozahlerin erwarte ich in dieser für die Makedonier emotionalen, aber sehr wichtigen Frage, mehr Rückgrat und die Zurechtweisung des EU-Partnerstaates und den mit Abstand grössten EU-Nettokassierer Griechenland in dieser Problematik, welches die EU-Fördergelder vorzugsweise in die Aufrüstung der eigenen Streitkräfte anstatt in die chronisch unterentwickelte Volkswirtschaft investiert und womöglich mit Deutschen Steuergeldern vor dem Staatsbankrott bewahrt werden muss!

Es ist absurd zu denken, dass die Republik Makedonien mit ihren knapp über 2 Millionen Einwohnern und ihrer krisengeschüttelten Wirtschaft sowie vergleichsweise dürftig ausgestatteten Armee eine Gefahr für das militärisch hochaufgerüstete Griechenland darstellen soll. Wenngleich ich als Deutscher Makedonischer Herkunft (Meine Eltern gehören der autochtonen lateinischsprachigen Minderheit der Aromunen an) alles andere als ein Anhänger der Verklärung der antiken Makedonischen Geschichte seitens irredentistischer Kreise in Makedonien bin, so gilt das nationale Selbstbestimmungsrecht, insbesondere in der Identitätsfrage, auch für die Bürger der Republik Makedonien. Ich verfolge regelmässig die Presse- und Nachrichtendienste in den Südosteuropäischen Sprachen und kann die Tendenz in der zunehmenden Abkehr der Menschen nicht nur Makedoniens, sondern auf dem gesamten Balkan, von Europa hin zu anderen Mächten, z. B. Russland oder im Fall Bosnien und Herzegowinas zu muslimischen Staaten, erkennen. Diese Entwicklung ist gewiss nicht im Europäischen Interesse. Die Europäische Union sollte ihre selektiv ausgelegte Ost- und Südosteuropapolitik beenden und den Balkan nicht „als ihren Hinterhof“ betrachten-denn dass wird sich irgendwann einmal bitter rächen!
Ändert Makedonien seinen Staatsnamen auf Druck von aussen, erfährt die regelmässige globale Diskussion um nationale Selbstbestimmung eine neue Qualität – sprich: einen Präzedenzfall!

Die von der Makedonischen Seite vorgeschlagene sog. Doppelformel stellt eine gute Grundlage für eine Lösung des „Problems“ dar. Diese besagt, dass Makedonien in der internationalen Kommunikation den aktuellen Staatsnamen beibehält und in den Beziehungen mit Griechenland eine andere Bezeichnung wählt. Dieser Lösungsansatz wäre mehr als fair und beide Seiten könnten ihr Gesicht vor den eigenen Wähler wahren. Desweiteren möchte ich auf die Belgische Region Luxemburg hinweisen, welche die selbe Bezeichung wie der Nachbarstaat trägt. Seltsam daran ist nur, dass daran -zurecht!- niemand Anstoss findet!

Mit freundlichen Grüßen

Nikola N.